Der Kanton Graubünden schafft Anreize und verbessert die
Rahmenbedingungen, um die Strukturreform im Bündner Tourismus zu
beschleunigen. Die fünf Kernorte St. Moritz / Engadin, Davos - Klosters,
Arosa - Lenzerheide, Flims - Laax und Scuol - Samnaun sind aufgerufen,
die Initiative zur Gründung von Destinationsmanagement-Organisationen
(DMO) zu übernehmen. Die kleineren Orte sollen regionale zukünftige
Tourismusorganisationen (zTO) gründen oder sich einer DMO anschliessen.
Das nun vorliegende Umsetzungskonzept für die Bündner
Tourismusreform ist Teil des Projektes "Wettbewerbsfähige Strukturen und
Aufgabenteilung im Bündner Tourismus", welches im Auftrag von
Regierungsrat Hansjörg Trachsel von seinem Projektteam und einer
Expertengruppe erarbeitet wurde. Die neue Destinationsstruktur soll den
Nachfragerückgang stoppen, der Graubünden seit 1990 mehr als 2'600
Arbeitsplätze gekostet hat. Die Analyse im Februar 2006 hatte ergeben,
dass mit 92 Tourismusorganisationen eine ineffiziente Struktur vorhanden
ist, zu wenig neue Gäste nach Graubünden kommen und die Marketingbudgets
der Tourismusorganisationen im Sinne einer Konzentration auf bekannte
Marken gebündelt werden müssen.
Kriterien für Tourismusorganisationen
Die DMO müssen künftig 18 Kriterien in den Bereichen Organisation
und Führung, Aufgaben und Ressourcen sowie Grösse und Dominanz erfüllen.
Dabei sind insbesondere auch das Produktmanagement personell zu
verstärken und der Marketingschwerpunkt auf die Umsetzung einer
verkaufsorientierten Marktbearbeitung zu setzen. Als minimales
Marketingbudget müssen die fünf DMO mittelfristig über mindestens je 7
Millionen Franken verfügen. Die übrigen Orte sollen sich zu zukünftigen
regionalen Tourismusorganisationen (zTO) zusammenschliessen. Sie haben
12 Kriterien zu erfüllen und müssen in der Lage sein, ein
Marketingmandat von mindestens 200'000 Franken an eine DMO oder
Graubünden Ferien vergeben zu können.
Unterstützung des Kantons
Der Kanton Graubünden unterstützt diesen Reformprozess während der
nächsten sechs Jahre mit gesamthaft 18 Millionen Franken sowie dem
Einsatz von personellen Ressourcen des Amtes für Wirtschaft und
Tourismus. Bis Ende März 2007 haben die Tourismusorganisationen Zeit,
eine Absichtserklärung mit dem strategischen Konzept ihrer DMO oder zTO
beim Kanton einzureichen. Für die definitive Finanzierung der
Transformation muss bis September 2007 ein detaillierter Businessplan
folgen. Der Umsetzungsprozess läuft in verschiedenen Regionen
Graubündens bereits. Am weitesten fortgeschritten sind die Pläne in der
Destination St. Moritz/Engadin. Die Bevölkerung im Kreis Oberengadin
stimmt bereits am 26. November 2006 über eine Teilrevision der
Verfassung als Grundlage zur Destinationsbildung ab.
Flankierende Initiativen
Nebst der finanziellen und personellen Unterstützung begleitet der
Kanton aber auch fünf massgebliche, flankierende Initiativen zur
Stärkung und Stabilisierung der angestrebten Strukturen. Die von der HTW
Chur analysierten Internetseiten des Bündner Tourismus haben
insbesondere bei der Vermarktungseffizienz Mängel gegenüber der
Konkurrenz offenbart. Mit der elektronischen Tourismusplattform
Graubünden sollen die regionalen Tourismusangebote elektronisch
vernetzt, sinnvoll gebündelt und gemeinsam vermarktet werden. Zukünftig
ist davon auszugehen, dass 30 Prozent der Entscheide für eine
Reservation anhand von Angaben und Buchungsmöglichkeiten aus dem
Internet erfolgen. Die elektronische Tourismusplattform ist eine
Initiative, die vor allem die zTO bei der Vermarktung ihrer Produkte
wesentlich unterstützt. Das Führungs- und Monitoringsystem "Balanced
Scorecard" (BSC) mit Kennzahlen aus sechs Unternehmensbereichen
ermöglicht es künftig, die Leistungen und Wirkungen der DMO zu
überprüfen und die Transparenz zu erhöhen. Ein entsprechendes
Pilotprojekt mit Davos Tourismus wurde bereits gestartet. Der Kanton
plant, die Ergebnisse der BSC auf kantonaler Ebene zusammenzufügen und
damit Aussagen über die Entwicklung des Tourismus in Graubünden zu
erhalten. Der Einsatz der bewährten Regionenmarke graubünden bei den
künftigen DMO ist genauso Bestandteil der flankierenden Initiativen wie
Qualitätsstandards und die Finanzierung des Tourismusmarketings durch
eine kantonale Tourismusförderungsabgabe (KTA). Bis im Frühling 2007
werden vom Amt für Wirtschaft und Tourismus Graubünden Modellrechnungen
geprüft und in Zusammenarbeit mit der Expertengruppe, den DMO und den
Dachverbänden der Bündner Wirtschaft beurteilt.
Neuausrichtung von Graubünden Ferien
Aufgrund der Neuorganisation des Bündner Tourismusmarketings hat der
Vorstand von Graubünden Ferien (GRF) auch die Aufgaben und die
Organisation der kantonalen Dachorganisation angepasst. GRF soll künftig
in Zusammenarbeit mit den DMO primär neue Gäste für Graubünden gewinnen.
Die Kundenpflege von wiederkehrenden Gästen erfolgt durch die DMO und
die Leistungsträger. Mit innovativen Angeboten und einer
verkaufsorientierten Marktbearbeitung soll eine bessere Auslastung im
Sommer und Herbst sowie den schwächeren Winterwochen erzielt werden. Die
neue, grundsätzliche Aufgabenteilung zwischen den Akteuren im Bündner
Tourismus sieht damit folgendermassen aus: GRF widmet sich als
"Marktöffner" primär den Aufbau- und Zukunftsmärkten, die DMO den
bekannten Kernmärkten und die zTO der Betreuung von Stammgästen. Die
Hauptaufgaben von Graubünden Ferien sind die verkaufsorientierte
Produktgestaltung, die Führung der Marke Graubünden und die allfällige
Übernahme von Marketingmandaten von zTO sowie in Koordination mit den
DMO der Aufbau der elektronischen Tourismusplattform Graubünden.
Der Bericht "Wettbewerbsfähige Strukturen und Aufgabenteilung im
Bündner Tourismus, Umsetzungskonzept" kann beim Amt für Wirtschaft und
Tourismus (AWT), Grabenstrasse 1, 7001 Chur, oder unter Telefon 081 257
23 42 bzw. info@awt.gr.ch bestellt werden. Unter www.awt.gr.ch steht er
auch als Download zur Verfügung.
Projektteam und Expertengruppe
Auftraggeber: Regierungsrat Hansjörg Trachsel (Vorsteher Departement
des Innern und der Volkswirtschaft Graubünden).
Projektleitung (Amt für Wirtschaft und Tourismus Graubünden): Eugen
Arpagaus (Amtsvorsteher), Michael Caflisch (Leiter Regionalpolitik),
Sonja Kohler (Projekt-Assistenz bis August 2006), Pascal Prinz
(Projekt-Assistenz ab August 2006).
Projektteam: Thomas Bieger (Professor Universität St. Gallen,
Institut für Öffentliche Dienstleistungen und Tourismus), Philipp
Boksberger (Dozent Hochschule für Technik und Wirtschaft Chur, Institut
für Tourismus und Freizeitforschung), Olivier Federspiel (Direktor
Graubünden Ferien), Christian Laesser (Professor Universität St. Gallen,
Institut für Öffentliche Dienstleistungen und Tourismus), Beat Ryffel
(Departementssekretär Departement des Innern und der Volkswirtschaft
Graubünden), Robert Weinert (Assistent Universität St. Gallen, Institut
für Öffentliche Dienstleistungen und Tourismus).
Expertengruppe: Vendelin Coray (Direktor Savognin Tourismus im
Surses), Hanspeter Danuser (Direktor Kur- und Verkehrsverein St.
Moritz), Denise Dillier (Direktorin Splügen/Rheinwald Tourismus), Armin
Egger (Direktor Davos Tourismus, Reto Gurtner (Präsident Weisse Arena
Gruppe), Ernst Nigg (Präsident Kommission für Wirtschaft, Abgaben und
Staatspolitik des Grossen Rates, bis August 2006), Erwin Rutishauser
(Direktor Rhätische Bahn AG), Markus Schenk (Geschäftsführer Disentis
Sedrun Tourismus), Hans-Kaspar Schwarzenbach (Direktor Arosa Tourismus),
Urs Wohler (Direktor Engadin/Scuol Tourismus AG), Andreas Züllig
(Präsident Hotelierverein Graubünden).
Fachberater: Josef Herget (Professor Hochschule für Technik und
Wirtschaft HTW Chur, Institut für Informationswissenschaft), Arnold
Kappler (Inhaber Kappler Management AG, Luzern), Reto Küng (Partner
dettofatto media, Chur), Ruedi Minsch (Professor Hochschule für Technik
und Wirtschaft HTW Chur), Peder Plaz (Projektleiter BHP - Hanser und
Partner AG, Zürich), Bruno Studer (Professor Hochschule für Technik und
Wirtschaft HTW Chur, Institut für Informations- und
Kommunikationstechnologien).
Gremium: Departement des Innern und der Volkswirtschaft
Quelle: dt Amt für Wirtschaft und Tourismus