Die Wasserkraftnutzung elektrisiert die Bündner Bevölkerung seit
über 100 Jahren. Sie hat Graubünden Fortschritt, Wohlstand und
Erleichterungen im Alltag gebracht. Das neue Buch "Unter Strom" stellt
wichtige Schlüsselereignisse der Wasserkraftnutzung und Elektrifizierung
dar. Vom 12. Mai bis 17. September 2006 zeigt das Rätische Museum in
Chur eine Ausstellung zum gleichen Thema.
Das Buch "Unter Strom - Wasserkraftwerke und Elektrifizierung in
Graubünden 1879-2000" ist die erste Gesamtdarstellung der
Kraftwerksgeschichte in Graubünden. Die historische Darstellung des
Kraftwerkbaus und der Elektrifizierung von Hansjürg Gredig sowie von
Walter Willi erscheint als Beitrag zum 100-jährigen Bestehen des Bündner
Wasserrechtsgesetzes. Zur Entwicklung des Wasserrechts und des
aktuellen Strommarktes kommen Studien von Fadri Ramming und Peter Rieder
hinzu. Herausgeber sind das kantonale Amt für Energie und der Verein für
Bündner Kulturforschung Graubünden.
Der Historiker Hansjürg Gredig durchleuchtet die Höhen und Tiefen,
Schwierigkeiten und Auseinandersetzungen vom ersten Wasserkraftwerk zur
Stromproduktion hin bis zu den heutigen Grosskraftwerken. Er zeigt die
regionalen, volkswirtschaftlichen und energiewirtschaftlichen Vorteile
der Wasserkraftnutzung für unseren Kanton sowie die Regionen auf. Zudem
veranschaulicht er, wie die Kraftwerke und die Elektrifizierung die
Bündner Wirtschaft und Gesellschaft, aber auch etwa Landschaft,
Verkehrs- und Sprachenverhältnisse in allen Talschaften mitgeprägt haben
und weiter prägen.
Wie sich die Kraftwerkstechnik in den letzten 100 Jahren entwickelt
hat, illustriert der Ingenieur Walter Willi. Seine Darstellung ergänzt
die Kraftwerksgeschichte. Die zahlreichen vergleichenden Beispiele und
dazugehörigen Illustrationen geben Technikinteressierten aber auch
Techniklaien einen guten Einblick in die komplexe Wasserkrafttechnik.
Politische und wirtschaftliche Auseinandersetzungen
Eine das Buch ergänzende Broschur befasst sich in vier Beiträgen mit
den politischen, rechtlichen und wirtschaftlichen Aspekten der
Wasserkraftnutzung in Graubünden. Im Zusammenhang mit der politischen
Entstehungsgeschichte des Bündner Wasserrechtsgesetzes dokumentiert
Fadri Ramming, Rechtsanwalt und Notar, dass die 100-jährige
Wasserkraftpolitik Graubündens keineswegs geradlinig verlief. Für ein
dauerndes Spannungsverhältnis, das bis in die heutige Zeit reicht, sorgt
der Gegensatz zwischen "privatwirtschaftlicher" und
"gemeinwirtschaftlicher" Ausnutzung der Wasserkräfte. Das ursprüngliche
Ziel, die Wasserkräfte unseres Kantons gemeinwirtschaftlich auszunützen,
scheiterte. Die seit den Fünfzigerjahren ermöglichte partnerschaftliche
Wasserkraftpolitik Graubündens versteht heute aber die Vorteile dieser
"ungewollten Politik" geschickt zu nutzen.
Unter der Federführung von Peter Rieder, emeritierter Professor für
Agrarwirtschaft an der ETH Zürich, analysiert ein Autorenteam die
Bündner Energiewirtschaft aus unternehmerischer und
regionalwirtschaftlicher Sicht: Die Autoren fragen nach der
wirtschaftlichen Bedeutung der Energiewirtschaft in einzelnen Gemeinden
des Kantons Graubünden. Sie bearbeiten Fragen der nationalen und
internationalen Wettbewerbsfähigkeit der bündnerischen
Energiewirtschaft. Gemäss deren Berechnungen werden die meisten
Unternehmen langfristig soviel Cash Flow erwirtschaften, dass die
erforderlichen Nettoinvestitionen getätigt werden können. Die Sichtweise
eines Vertreters eines grossen energiewirtschaftlichen Unternehmens im
Kanton zeigt, dass Stromgesellschaften, die über die ganze
Wertschöpfungskette von der Produktion über den Handel hin bis zur
Belieferung von Endkonsumenten in Graubünden tätig sind, eine bedeutend
höhere Wertschöpfung in Graubünden generieren, als reine
Produktionsunternehmen.
DVD mit Filmausschnitten zum Kraftwerksbau
Der Publikation ist zudem eine DVD beigelegt. Darauf stellt Emmi
Caviezel, ehemalige Lehrerin, in "Das Ende der dunklen Nächte" die 106
kleinsten, kleinen und auch grossen Kraftwerke aus dem Zeitraum von 1879
bis circa 1940 vor. Zudem zeigt die DVD Filmausschnitte zum
Kraftwerksbau und zur Elektrifizierung.
Ausstellung im Rätischen Museum
Die Ausstellung zur Kraftwerksgeschichte im Rätischen Museum in Chur
ergänzt das Buch hierzu. Filmausschnitte und Ausstellungsobjekte
veranschaulichen die Thematik. Die Ausstellung dauert vom 12. Mai bis
17. September 2006. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, 10 bis 17 Uhr
(Montag geschlossen, Auffahrt [25.5.] und Pfingstmontag [5.6.] offen,
Pfingstsonntag [4.6.] geschlossen).
Auskunftspersonen:
- Regierungsrat Stefan Engler, Vorsteher des Bau-, Verkehrs- und
Forstdepartements Graubünden, Tel. 081 257 36 01
- Werner Böhi, Vorsteher des Amtes für Energie Graubünden, Tel. 081
257 36 21
- Dr. Jürg Simonett, Direktor Rätisches Museum, Tel. 081 257 28 81
- Dr. Georg Jäger, Geschäftsführer Verein für Bündner
Kulturforschung, Tel. 081 252 70 39
Gremium: Amt für Energie
Quelle: dt Amt für Energie