Die Ursache für das am Mittwoch, 16. April 2008, erfolgte
Fischsterben im Vorderrhein bei der Einleitstelle des
Baustellenabwassers der NEAT ist geklärt. Für den Abbau des im
Tunnelabwasser vorhandenen Nitrits wurde eine
Abwasservorbehandlungsanlage eingesetzt, in der das Nitrit mit
Javellewasser abgebaut wird. Durch eine zu hohe Dosierung von
Javellewasser gelangte Wasser mit einem hohen Gehalt an aktivem Chlor in
das Gewässer.
Während den jährlichen Revisionsarbeiten im Freispiegelstollen der
Kraftwerke Vorderrhein kann das Tunnelabwasser nicht über die
Stollenleitung abgeleitet werden. Diese Revision dauert 2 bis 3 Tage.
Während dieser Zeit muss das Tunnelabwasser in den Vorderrhein
eingeleitet werden. Vor der Einleitung muss das im Wasser gelöste Nitrit
abgebaut werden. Dazu wird dem Abwasser Javellewasser zudosiert, welches
das fischgiftige Nitrit zu Nitrat umwandelt. Wird zu viel Javellewasser
zudosiert, gelangt aktives Chlor ins Gewässer. Javellewasser ist ein
häufig verwendetes Desinfektions- und Bleichmittel. Der darin enthaltene
Wirkstoff Chlor ist stark fischgiftig.
Die Analysen der Wasserproben haben bei der Einleitstelle in das
Gewässer stark erhöhte Chlorid-Werte ergeben. Dies lässt auf eine zu
hohe Dosierung von Javellewasser schliessen. Während einer unbestimmten
Zeitdauer gelangte folglich aktives Chlor enthaltendes Wasser in den
Vorderrhein bei Sedrun. Die Ursache für die Überdosierung konnte noch
nicht ermittelt werden. Dies ist Gegenstand der laufenden Untersuchung.
Insgesamt wurden beim Vorfall am 16. April rund 900 verendet
Bachforellen gefunden. Eine nachträgliche Kontrollbefischung ergab, dass
auf einer Strecke von rund 6 Kilometern keine lebenden Fische mehr
festgestellt werden konnten.
Bereits vor zwei Jahren ereignete sich ein ähnlicher Unfall bei der
NEAT-Baustelle. Damals war auf Grund einer missverständlichen
Kommunikation vorbehandeltes Abwasser in den Freispiegelstollen der KVR
geleitet worden, weil ein Entwässerungsschütz in den Rein da Nalps noch
offen war. Während rund zwei Stunden gelangte so stark nitrithaltiges
Wasser ins Gewässer. Als eine der Massnahmen, um derartige Vorfälle
künftig zu vermeiden, wurde die Abwasservorbehandlungsanlage mit einer
Javellewasser-Dosierung für den Nitritabbau ausgerüstet.
Im Vordergrund der Aktivitäten stehen nun Massnahmen des Amtes für
Jagd und Fischerei zur Wiederansiedlung der Fischfauna. Die Chancen
werden als aussichtsreich beurteilt, benötigen aber 3 bis 4 Jahre.
Gremium: Amt für Natur und Umwelt
Quelle: dt Amt für Natur und Umwelt