Der Kanton Graubünden verzeichnet derzeit eine
Jugendarbeitslosenquote von 2.2 Prozent. Verglichen mit der
gesamtschweizerischen Quote von 4,1 Prozent präsentiert sich die Lage in
Graubünden nicht so dramatisch. Der Kanton will seine Massnahmen gegen
die Jugendarbeitslosigkeit dennoch präventiv verstärken. Ein bewährtes
Instrument sind Berufspraktika. Das kantonale Amt für Industrie, Gewerbe
und Arbeit ruft Unternehmen auf, Praktikumsplätze zu melden.
Im Juni waren in der Schweiz 22'464 Jugendliche arbeitslos.
Gesamtschweizerisch lag die Quote bei den Jugendlichen mit 4,1% um 0.5%
über der durchschnittlichen Arbeitslosenquote aller Alterskategorien.
Angesichts dieser Situation und des prognostizierten Anstieges der
Jugendarbeitslosigkeit sieht der Bundesrat im Rahmen des dritten
Konjunkturpaketes spezifische Massnahmen zur Bekämpfung der
Jugendarbeitslosigkeit vor. Vorgesehen sind die finanzielle Beteiligung
an Bildungsmassnahmen für arbeitslose Lehrabgänger, Lohnzuschüsse an
Arbeitgeber für die Beschäftigung von Stellensuchenden mit mangelnder
Berufserfahrung, die Förderung von Praktika sowie spezielle Angebote für
Durchdiener in der Armee.
Differenzierte Betrachtungsweise notwendig
Nicht so dramatisch präsentiert sich die Jugendarbeitslosigkeit im
Kanton Graubünden. Im Juni waren insgesamt 335 Jugendliche im Alter von
15 bis 24 Jahren arbeitslos. Dies entspricht einer
Jugendarbeitslosenquote von 2.2%.
Bei der Jugendarbeitslosigkeit ergeben sich je nach Alterskategorie
völlig unterschiedliche Problematiken. Bei den 15- bis 19-Jährigen
finden sich Schulabgängerinnen und -abgänger, welche noch keine Lehrstelle gefunden
haben respektive die Lehre abgebrochen haben sowie jene, die gar nicht
beabsichtigen, eine Ausbildung zu absolvieren. Bei dieser
Alterskategorie ist zurzeit nur ein geringer Anstieg zu beobachten. Im
Jahresdurchschnitt 2008 waren im Kanton Graubünden 60 Jugendliche dieser
Alterskategorie von Arbeitslosigkeit betroffen. Mit durchschnittlich 67
Betroffenen (Quote 1 Prozent) im Jahr 2009 kann man praktisch von einer
unveränderten Situation sprechen. Das Lehrstellenangebot ist
vergleichbar mit jenem des Vorjahres, so dass bei den 15- bis
19-Jährigen in Graubünden nicht mit einem drastischen Anstieg gerechnet
werden muss.
Hohe Betroffenheit der 20- bis 24-Jährigen
Wie gesamtschweizerisch beobachtet, sind auch im Kanton Graubünden
die 20- bis 24-Jährigen überdurchschnittlich von Arbeitslosigkeit
betroffen. Währenddem die Arbeitslosigkeit in Graubünden gemessen am
letztjährigen Durchschnitt gesamthaft um 35% angestiegen ist, betrug der
Anstieg bei den 20- bis 24-Jährigen 47%. Die Arbeitslosenquote dieser
Alterskategorie beträgt zurzeit 2,8%. Diese Zahl wird in den nächsten
Monaten weiter ansteigen, da die diesjährigen Lehrabgängerinnen und -abgänger auf den
Arbeitsmarkt kommen. Ende Juni waren 264 Jugendliche dieser
Alterskategorie ohne Arbeit. Gegenüber dem letztjährigen Durchschnitt
von 182 Betroffenen ist ein Anstieg von 82 zu verzeichnen.
Arbeitsmarktliche Massnahmen
Zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit bei den 20- bis 24-Jährigen
stehen verschiedene Instrumente zur Verfügung. In Zusammenarbeit mit den
zuständigen Personalberatern werden die geeigneten Massnahmen
eingeleitet. Bei Lehrabgängerinnen und -abgänger, welche direkt im Anschluss an die
Lehre arbeitslos werden, wird in der Regel ein Einsatz in einem
Berufspraktikum empfohlen. Hier können junge Berufsleute Berufserfahrung
sammeln. Bei Jugendlichen mit einem kaufmännischen Abschluss besteht die
Möglichkeit eines Einsatzes in einer Übungsfirma. In Frage kommt aber
auch ein Einsatz in einem der verschiedenen Einsatzprogramme, welche
auch regional angeboten werden. Bei individuellen Bildungsdefiziten
werden die Jugendlichen geeigneten Bildungsmassnahmen zugeführt.
KIGA unterstützt und benötigt Praktikumsplätze
Mit dem Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit steigt auch der Bedarf an
Praktikumsplätzen in der Wirtschaft. Die Lohnkosten bei
Praktikumseinsätzen werden zu 70% vom KIGA, dem kantonalen Amt für
Industrie, Gewerbe und Arbeit übernommen, 30% geht zu Lasten des
Arbeitsgebers. Unternehmungen, welche in der Lage sind, junge
Berufsleute während eines 6-monatigen Praktikums sinnvoll einzusetzen
und auch zu begleiten, werden gebeten, die Praktikumsstellen dem
zuständigen regionalen Arbeitsvermittlungszentrum (RAV) in der Region zu
melden.
Jugendprogramm Funtauna
Eine weitere Massnahme ist das Jugendprogramm Funtauna, in welchem
jugendliche Arbeitslose bei der Lehrstellensuche unterstützt werden. Die
Zeit der Arbeitslosigkeit wird genutzt, um mittels gezieltem
Schulunterricht den Bildungsstand der Jugendlichen zu verbessern und
nötigenfalls auch ihre Sozialkompetenz weiter zu entwickeln. Zurzeit
befinden sich 17 Jugendliche im Alter von 16 bis 19 Jahren in diesem
Programm.
Berufsfremde Arbeit annehmen
Die Tourismus- und die Baubranche des Kantons Graubünden haben einen
hohen Bedarf an saisonal einsetzbaren Hilfsarbeitskräften. Die
regionalen Arbeitsvermittlungszentren empfehlen und verlangen von jungen
Berufsleuten, dass auch berufsfremde Tätigkeiten angenommen werden.
Solche zeitlich befristeten berufsfremden Tätigkeiten sind insbesondere
für junge Berufsleute äusserst wertvoll. Sie ermöglichen nicht nur
Einblick in andere Branchen, sondern es ergeben sich oft wertvolle
Kontakte, welche auch bei der Suche nach einer geeigneten Arbeitsstelle
hilfreich sind. Die Erfahrung zeigt, dass Arbeitgeber Bewerberinnen und Bewerber vorziehen, welche durch berufsfremde Einsätze den Tatbeweis dafür
erbringen, dass sie arbeitswillig und flexibel sind.
Chancen für Jugendliche ohne Berufsbildung
Insbesondere Jugendliche ausländischer Herkunft, welche über keine
Berufsbildung verfügen, sind in wirtschaftlich schlechterer Zeit stärker
von Arbeitslosigkeit betroffen. Dabei sind es nicht selten auch
sprachliche Defizite, welche die Vermittelbarkeit zusätzlich erschweren
oder teilweise gar verunmöglichen. Für diese Arbeitslosen, zu welchen
natürlich nicht nur die Jugendlichen gehören, führt das kantonale Amt
für Industrie, Gewerbe und Arbeit regelmässig Sprachkurse durch.
Auskunftspersonen:
- Regierungspräsident Hansjörg Trachsel, Vorsteher Departement für
Volkswirtschaft und Soziales, Tel. 081 257 23 15
- Paul Schwendener, Vorsteher Amt für Industrie, Gewerbe und
Arbeit, Tel. 081 257 23 45
Gremium: Departement für Volkswirtschaft und Soziales
Quelle: dt Departement für Volkswirtschaft und Soziales