Infolge des Klimawandels ist mit einem verstärkten Auftreten von
Starkniederschlägen, Murgängen und Steinschlag zu rechnen. Der Kanton
Graubünden ergreift verschiedene Massnahmen, um langfristig den Schutz
der Bevölkerung vor Naturgefahren zu gewährleisten. Eine davon ist der
Aufbau eines Interregionalen Frühwarn- und Kriseninformationssystems in
Zusammenarbeit mit dem WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF
in Davos.
Der weltweite Temperaturanstieg ist auch in Graubünden spürbar. Der
Rückzug der Gletscher und das Abschmelzen des Permafrostes sind die
sichtbarsten Konsequenzen. Mit diesen Entwicklungen ist in den
betroffenen Gebieten vermehrt mit Steinschlag- oder Murgangereignissen
zu rechnen. Zudem ist zu erwarten, dass sich Starkniederschläge, von
denen Graubünden in den letzten Jahren wiederholt betroffen war,
fortsetzen werden. Diese Entwicklungen, gepaart mit ständig steigenden
Ansprüchen an die Mobilität in einem Tourismuskanton, erfordern ein
gezieltes und vorausschauendes Handeln im Umgang mit solchen Risiken.
Rahmenbedingungen geschaffen
Die Regierung des Kantons Graubünden hat in ihrem Regierungsprogramm
2009-2012 einen Schwerpunkt ''Klimaänderung und Naturgefahren``
aufgenommen. Folgende vier Massnahmen stehen dabei im Mittelpunkt:
- Umweltmonitoring und Aufbau eines Frühwarn- und
Krisen-Informationssystems
- Verstärkung der Prävention auf Gemeindeebene mit
Interventionskarten
- Gefahren- und Risikobeurteilung für exponiertes
Schadenpotential
- Schutzbautenkataster für alle forstlichen Schutzbauten
Interregionales Frühwarn- und Kriseninformationssystem
Der Kanton Graubünden und die Provinz Südtirol bauen in einer
Forschungs- und Entwicklungszusammenarbeit mit dem WSL-Institut für
Schnee- und Lawinenforschung SLF in Davos das ''Interregionale Frühwarn-
und Kriseninformationssystem`` IRKIS auf. Als Basis dient dem SLF ein
ähnliches System, das sich bereits seit mehreren Jahren in der
Lawinenwarnung bewährt hat. Das Projekt verfolgt zwei Hauptziele:
einerseits die Verbesserung hydrologischer Prognosemodelle und
Entscheidungshilfen und anderseits den Aufbau einer Internet-basierten
Informationsplattform, in denen den Verantwortlichen für die
Naturgefahrensicherheit die Daten verschiedener Messnetze und der
Prognosemodelle schnell und übersichtlich zu Verfügung gestellt werden.
Sicherheitsfachleute im Einsatz
Um im Ernstfall die Sicherheit der Bevölkerung zu gewährleisten,
braucht es geschultes und mit der Situation vor Ort vertrautes Personal.
Die flächendeckende Organisation des Amtes für Wald bietet mit den
Revierförstern beste Voraussetzung dafür. Viele von ihnen weisen bereits
eine langjährige Praxis im Lawinenbereich auf. Eine wichtige Rolle bei
akuten Naturgefahren-Situationen spielen auch die sogenannten
Interventionskarten, die erstmals vom Amt für Wald zusammen mit der
Gebäudeversicherung Graubünden entwickelt wurden und heute ebenso in
anderen Kantonen erstellt werden. Sie geben den Einsatzkräften konkrete
Handlungsgrundlagen dazu, wie sie ein Naturgefahren-Ereignis an einem
bestimmten Ort möglichst effizient und sicher bewältigen können.
Auch langfristige Messungen gehören zu den Aufgabenbereichen das
kantonalen Forstdienstes: Seit 125 Jahren werden die 22 Gletscher
Graubündens jährlich vermessen. Die beeindruckende Datenreihe hat das
Amt für Wald im Faktenblatt ''Gletscher und Klimawandel in Graubünden``
zusammengefasst. Solche langjährigen Messreihen bilden eine wichtige
Grundlage im Umgang mit Umweltrisiken und -veränderungen.
Ziel dieser Massnahmen ist es, langfristig einen effizienten
Naturgefahren-Schutz zu gewährleisten. In diesem Sinne steht auch die
Partnerschaft zwischen dem Kanton Graubünden und dem SLF, die
strategische Planung und praktische Erfahrung mit wissenschaftlichem
Know-How verbindet.
Auskunftspersonen:
- Regierungsrat Stefan Engler, Vorsteher Bau-, Verkehrs- und
Forstdepartement, Tel. 081 257 36 01
- Reto Hefti, Kantonsförster, Amt für Wald, Tel. 081 257 38
51
- Jakob Rhyner, Standortleiter WSL-Institut für Schnee- und
Lawinenforschung SLF Davos, Tel. 081 417 01 51
- Julia Wessels, Kommunikation, WSL-Institut für Schnee- und
Lawinenforschung SLF Davos, Tel. 081 417 02 86
Gremium: Amt für Wald
Quelle: dt Amt für Wald