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Die Regierung an die Einwohnerinnen und Einwohner des Kantons Graubünden

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger

Jedes Jahr am dritten Sonntag im September begehen wir den Eidgenössischen Dank-, Buss- und Bettag. Die Regierung darf traditionsgemäss zu diesem Feiertag ein sogenanntes Bettagsmandat verfassen. In einer Zeit, da von Krisen der Institutionen die Rede ist und sogar Vertreter der Landeskirchen laut über eine Abkehr von staatskirchlichen Verknüpfungen nachdenken, darf und muss auch über die Tradition des Bettagsmandats kritisch nachgedacht werden.
Naturkatastrophen, Klimawandel, drohende Staatsbankrotte, wirtschaftliche, strukturelle und gesellschaftliche Umbrüche, der rasante Wandel in Technologien, politische Polarisierungen: Allerorts ist Unsicherheit zu spüren, auch wenn sie oftmals durch lautstarke Äusserungen und mediale Kurzlebigkeit überdeckt wird. Traditionen können in einem solchen Umfeld Halt geben.
Deshalb ist auch die Feier des Dank-, Buss- und Bettages zeitgemässer denn je:

Dank
Für den römischen Philosophen Cicero ist die Dankbarkeit Voraussetzung für die Eintracht unter den Menschen. Mit undankbaren Menschen zusammenzuleben, ist alles andere als einfach. Wir haben Grund genug dankbar zu sein. Dankbar, von Krieg und Naturkatastrophen verschont zu sein. Dankbar, in einem auf Gerechtigkeit und Fairness ausgerichteten politischen System leben zu dürfen. Dankbarkeit ist Grundlage der Nächstenliebe und der Solidarität. Dies macht den Menschen aus, gibt dem Leben Sinn und stellt die Quelle des Friedens dar. Vielleicht wäre es zweckmässig, ab und zu nebst Denkfabriken auch Dankfabriken einzurichten.
Als Bündnerinnen und Bündner sind wir dankbar über die immer wieder erfahrene Solidarität mit den Bergkantonen; als Schweizerinnen und Schweizer sind wir dankbar über die gut ausgebauten Sozialwerke; als im Herzen Europas lebende Menschen sind wir nicht nur im europäischen Jahr der Freiwilligentätigkeit dankbar für die unzähligen geleisteten Stunden des freiwilligen Engagements.
Dankbarkeit setzt dem gefährlichen Anspruchsdenken Grenzen und verhindert, dass Nächstenliebe und Solidarität missbraucht und überstrapaziert werden.

Busse
Jeder Mensch trägt Verantwortung für das Ganze. Das Handeln eines jeden einzelnen wirkt sich in der ganzen Welt aus. Das ist uns nicht immer bewusst oder wir verdrängen es manchmal lieber. Von Zeit zu Zeit ist es daher nötig, zur Ruhe zu kommen und sich der Verantwortung bewusst zu werden. Immer werden wir der Verantwortung gegenüber der Mitwelt nicht gerecht.

Gebet
Aus dem Dank und der Busse ergibt sich das Gebet eigentlich wie von selbst. Das Gebet bestärkt uns im Vertrauen, nicht auf uns alleine gestellt zu sein, und wirkt der Unsicherheit von innen entgegen.
Dass sich auch die Politik alljährlich die Inhalte des Eidgenössischen Dank-, Buss- und Bettages vor Augen führt, steht ihr gut an. Die Auseinandersetzung mit den Inhalten des Dank-, Buss- und Bettages ist nicht neu; sie hat aber an Aktualität nichts eingebüsst.
Mit diesen GeDANKEN wünschen wir Ihnen, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, einen besinnlichen, von Dankbarkeit und Zuversicht getragenen Dank-, Buss- und Bettag.

Chur, im September 2011

Namens der Regierung
Der Präsident: Dr. Martin Schmid
Der Kanzleidirektor: Dr. Claudio Riesen
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