Das Ergebnis der diesjährigen Hochjagd ist sehr gut ausgefallen. Eine überdurchschnittliche Strecke bei Hirsch und Reh sorgt für weitgehend zufriedene Bündner Jäger und Jägerinnen, allerdings mit regionalen Unterschieden. Hirsch- und Rehabschusspläne sind in mehreren Regionen bereits erfüllt. Die nach dem letztjährigen milden Winter hohen Wildbestände müssen der Kapazität der vorhandenen Wintereinstandsgebiete angepasst werden.
Der vergangene September war einer der wärmsten der langjährigen Messreihe. Das Hochsommerwetter in der ersten Jagdwoche hat zu einer eher mageren Bilanz der ersten Jagdhälfte geführt. Am Ende des einwöchigen Jagdunterbruchs setzte im ganzen Kanton massiver Schneefall bis in mittlere Lagen ein. Die winterlichen Verhältnisse verbunden mit einem frühen Beginn der Hirschbrunft sorgten zu Beginn der zweiten Jagdphase für ausgezeichnete Verhältnisse für die Hirschjäger, andererseits für erschwerte Bedingungen für die Gämsjäger.
Im langjährigen Vergleich ist bei der diesjährigen Jagd ein sehr guter Erfolg bei der Hirsch- und Rehjagd und ein deutlich unterdurchschnittliches Resultat bei der Gämsjagd zu verzeichnen. 5'554 Jägerinnen und Jäger, davon 162 Jägerinnen, haben an der Bündner Hochjagd 2011 teilgenommen. Das sind 122 mehr als im vergangenen Jahr.
Hirschjagd: Trotz idealen Bedingungen zu wenig weibliche Tiere erlegt
Mit fast 3'700 auf der Bündner Hochjagd erlegten Hirschen wurde das zweitbeste je erreichte Hochjagdresultat erzielt. Allerdings ist die Hirschstrecke je nach Region unterschiedlich ausgefallen. Mit Blick zurück auf die letzten 20 Jahre Hochjagd sind in den Regionen Surselva, Dreibündenstein, Mittelbünden, Sent-Ftan, Felsberg und Schanfigg neue Rekordstrecken erzielt worden. In den Bündner Südtälern waren eher durchschnittliche Hirschjagden zu verzeichnen, so auch in Davos. Die fortgeschrittenen Vegetationsverhältnisse, ein eher früher Brunftbeginn und die Kombination von einwöchigem Jagdunterbruch und Wintereinbruch zu Ende des Jagdunterbruchs beziehungsweise zu Beginn der zweiten Hochjagdphase führten zu einer hohen, gebietsweise sogar sehr hohen Hirschstrecke.
Mit über 2‘113 Hirschstieren gegenüber 1‘567 Hirschkühen ist die Strecke bezüglich des Geschlechterverhältnisses sehr unausgeglichen und von einem starken Überhang an männlichen Tieren geprägt. Die Steuerung der Hirschbestände hingegen erfolgt über den Populationsanteil beziehungsweise den Abschuss weiblicher Tiere. Mit der Herbstjagd soll je nach regionalem Bedarf die Korrektur dieses Ungleichgewichtes erfolgen.
Rehjagd gut bis überdurchschnittlich
Das Resultat der Rehjagd ist im ganzen Kanton als gut bis überdurchschnittlich zu bezeichnen. Die Rehbestände waren nach dem letztjährigen milden Winter fast im ganzen Kanton höher als in den letzten beiden Jahren. Zudem wurde die Jagddauer wieder von 17 auf 21 Tage verlängert. Mit mehr als 1‘700 erlegten Rehböcken wurde eine hohe Bockstrecke erzielt. Deutlich tiefer mit knapp 1‘000 Geissen fiel die Strecke der weiblichen Tiere aus. Dieses Ungleichgewicht beim Geschlechterverhältnis muss auf der Herbstjagd noch ausgeglichen werden.
Gämsjagdstrecke deutlich tiefer als in den vergangenen Jahren
Zum ersten Mal seit Einführung des Gämskonzeptes 1990 liegt die Strecke unter 3‘000 erlegten Tieren. Das ist einerseits beabsichtigt und andererseits das Resultat von eher ungünstigen Voraussetzungen bezüglich der Gämsjagd. Aufgrund des in weiten Teilen des Kantons in den letzten 20 Jahren zu beobachteten Rückgangs der Gämsbestände wurde in den letzten Jahren der Jagddruck sukzessive abgebaut. Während der vergangenen Hochjagd war die Gämsgeiss nur noch während 13 Tagen jagdbar. Die Gämskontingente wurden gegenüber früheren Jahren reduziert. Damit soll vermieden werden, dass die Jagd eine negative Entwicklung der Gämsbestände verursacht. Die Folge dieser Korrekturen an der Gämsbejagung ist eine etwas kleinere Strecke als in den beiden Vorjahren, aber eine nach Geschlecht und Altersklassen ausgeglichene Strecke.
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Total |
männlich |
weiblich |
Geschlechterverhältnis |
Hirsch |
3‘680 (3‘094) |
2‘113 (1’711) |
1‘567 (1'383) |
1 : 0.74 (0.81) |
Reh |
2‘715 (2'133) |
1‘727 (1'362) |
988 (771) |
1 : 0.57 (0.57) |
Gämse |
2‘779 (3'124) |
1‘388 (1'656) |
1‘391 (1‘468) |
1 : 1.00 (0.89) |
Wildschwein |
12 (3) |
7 (3) |
5 (0) |
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Total Schalenwild: |
9'186 (8'354) |
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Murmeltiere: |
5'061 (5'709) |
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Hohe Hirsch- und Rehbestände erfordern konsequente Umsetzung der Jagdplanung
In mehreren Regionen wurde der Hirschabschussplan aufgrund der hohen Abschusszahlen während der Hochjagd bereits erfüllt. Die grössten Herbstjagden sind einmal mehr in der Umgebung des Schweizerischen Nationalparkes und in der Mesolcina erforderlich. Beim Reh konzentrieren sich die noch erforderlichen Eingriffe vor allem auf die Alpennordseite.
Hirsch- und Rehbestände zeichnen sich im Gegensatz zum Gäms- und Steinwild durch eine hohe Reproduktionsleistung aus. Bei diesen beiden Arten wächst der Bestand jährlich um gut einen Drittel des Frühlingsbestandes an. Dies bedeutet beim Hirsch einen jährlichen Zuwachs von rund 5‘000 Tieren. Entsprechend hoch muss die jährliche Entnahme sein, um mindestens eine Stabilisation der Hirschbestände im Kanton zu erreichen. Zudem hat der milde letztjährige Winter nur geringe Verluste verursacht. Entsprechend hoch zeigten sich die im Frühling erhobenen Bestandeszahlen. Die Herbstjagd hat zum Ziel, die Wildbestände an ihre Wintereinstände anzupassen. Damit wird die wichtigste Hegemassnahme umgesetzt, nämlich die Anpassung der Bestandesgrösse an die Kapazität des Lebensraumes.
In der Mesolcina werden während der Herbstjagd auch die Wildschweine bejagt.
Für die Herbstjagd haben sich 2'400 Jägerinnen und Jäger angemeldet. Diese Teilnehmenden erfüllen mit der Anpassung der Wildbestände an ihre Wintereinstände eine wichtige Aufgabe. Mit einer konsequenten Bejagung werden auch Schäden am Wald und an landwirtschaftlichen Kulturen reduziert beziehungsweise verhindert.
Auskunftspersonen:
- Dr. Georg Brosi, Vorsteher Amt für Jagd und Fischerei Graubünden, Tel. 081 257 38 92
- Hannes Jenny, Wildbiologe Amt für Jagd und Fischerei Graubünden, Tel. 081 257 38 92
Gremium: Amt für Jagd und Fischerei
Quelle: dt Amt für Jagd und Fischerei