An der Tagung der Internationalen Regierungskommission Alpenrhein (IRKA) vom vergangenen Freitag in Bregenz (A) wurde die unkonventionelle Erdgasförderung mit der sogenannten Fracking-Methode im Bodenseeraum diskutiert und das Projekt "Erfolgskontrolle der bisherigen Sohlenveränderungen im Alpenrhein" gestartet.
Fracking
Beim sogenannten Fracking werden Wasser, Sand und Chemikalien in schwer zugängliche Gesteinsschichten wie Schiefer gepresst und dadurch Druck erzeugt, um Gas oder Öl freizusetzen. Das Fracking hat sich zu einem neuen Standbein der Energieversorgung entwickelt. Es wird erwartet, dass sich dieser Trend fortsetzt. Auch in Deutschland sind in verschiedenen Bundesländern Bestrebungen zur Erdgasgewinnung aus unkonventionellen Lagerstätten zu beobachten. Potenzielle Förderstätten liegen auch auf der nordwestlichen Seite des Bodensees.
Die mit dem Fracking verbundenen umweltrelevanten Risiken lassen sich im Wesentlichen wie folgt zusammenfassen:
- Der hohe Wasserbedarf kann zu Problemen bei der Entnahmestelle (Grundwasser oder Oberflächenwasser) führen.
- Beim Durchbohren wasserführender Schichten kann Trinkwasser kontaminiert werden.
- Durch Frackingprozesse können wie bei jedem Bohrvorgang auch "Kurzschlüsse" zwischen verschiedenen wasserführenden Schichten entstehen, welche die Wasserführung und die chemische Zusammensetzung des Grundwassers nachteilig verändern können.
Im Alpenrheintal kommt dem Schutz des Grundwassers aus Sicht Trinkwasserversorgung besondere Bedeutung zu. Es dürfen deshalb keine Tätigkeiten ausgeführt werden, bei denen ein Risiko besteht, dass das Grundwasser bzw. das Wasser des Bodensees kontaminiert wird. Die IRKA schliesst sich dem Beschluss der Regierungschefkonferenz der Internationalen Bodensee Konferenz (IBK) bezüglich einer kritischen Haltung gegenüber dem Einsatz von Fracking an. Fracking wird, soweit wasserführende Schichten betroffen sein können, zum heutigen Zeitpunkt klar abgelehnt.
Geschiebemanagement und langfristige Sohlenlage Alpenrhein
Die Rheinsohle hat sich zwischen 1950 und 1970 aufgrund der enormen Kiesentnahmen auf dem Abschnitt Bad Ragaz bis Illmündung stellenweise bis zu vier bis fünf Meter eingetieft. Mittels Bau zweier Blockrampen bei Buchs und Ellhorn, anfangs der Siebzigerjahre, versuchte man, die Sohlenerosionen zu reduzieren. Dies konnte stellenweise auch erreicht werden. Gemäss Entwicklungskonzept Alpenrhein (EKA) will man weitere sohlenstabilisierende Massnahmen durch Rheinaufweitungen erzielen.
Die Rheinsohle wird heute ab Tardisbrücke in Landquart bis zum Bodensee alle zwei Jahre vermessen und dokumentiert. Mit dieser Massnahme können die erforderlichen baulichen Massnahmen schnell ausgelöst werden. Um künftige Fragestellungen im Zusammenhang mit der Sohlenentwicklung des Alpenrheins sowie dem Geschiebehaushalt beantworten zu können, soll ein Flusssohlen-Modell entwickelt werden. Mit dem Modell können Aussagen gemacht werden zu den Auswirkungen (z.B. Aufweitungen, Bau von Kraftwerken, erhöhte Geschiebedynamik usw.) auf die langfristige Entwicklung der Rhein-Sohlenlage.
Als Grundlage dafür soll zuerst eine Erfolgskontrolle der bisherigen Prognose der Sohlenveränderung des Alpenrheins durchgeführt werden. Aus den Resultaten werden Folgerungen für die Modellierung und die Szenarienwahl abgeleitet.
Fakten:
Wer ist IRKA?
Die Mitglieder der Internationalen Regierungskommission Alpenrhein (IRKA) treffen sich zweimal jährlich zu Kommissionssitzungen. Dabei wird über den Stand der laufenden Projekte berichtet. Ebenso werden anstehende aktuelle Themen erörtert sowie Beschlüsse zu neuen Projekten gefasst. Die Regierungen des Fürstentums Liechtenstein, des Landes Vorarlberg und der Kantone Graubünden und St.Gallen verfolgen im Rahmen der "Kooperationsvereinbarung Alpenrhein" seit Dezember 1995 als übergeordnetes Ziel, eine sichere und nachhaltige Entwicklung zum gemeinsamen Nutzen des Alpenrheingebietes zu fördern, insbesondere die Gewährleistung der Hochwassersicherheit, die sparsame und umweltverträgliche Nutzung von Raum und Ressourcen sowie die Erhaltung und Mehrung der Naturwerte.
Mitglieder der IRKA sind Landeshauptmann Mag. Markus Wallner (Vorarlberg), Regierungsrat Willi Haag (Kanton St. Gallen), Regierungsrätin Marlies Amann-Marxer (Fürstentum Liechtenstein) und Regierungsrat Dr. Mario Cavigelli (Kanton Graubünden, Vorsitz). Als Vertreter der Republik Österreich nimmt Dr. Heinz Stiefelmeyer und als Vertreter der Schweiz Hans Peter Willi (BAFU) an den jeweiligen IRKA-Sitzungen teil.
Hinweis:
Weitere Informationen über die IRKA und ihre Aktivitäten sind auf der Homepage
www.alpenrhein.net verfügbar.
Auskunftsperson:
Erich Büsser, Leiter Amt für Energie und Verkehr des Kantons Graubünden, Vorsitzender der Koordinationsgruppe IRKA, Tel. 081 257 36 21, E-Mail:
erich.buesser@aev.gr.ch
Gremium: Internationale Regierungskommission Alpenrhein (IRKA)
Quelle: dt Internationale Regierungskommission Alpenrhein (IRKA)