In Tamins sind weitere Hinweise zur frühen Siedlungs- und Landschaftsgeschichte entdeckt worden. Der Archäologische Dienst Graubünden hat in den vergangenen zwei Wochen gemeinsam mit Studierenden der Universität Zürich grosse, noch unverbaute Verdachtsflächen untersucht, um die archäologischen Zonen besser einzugrenzen.
Die kleine Gemeinde Tamins ist eine reiche archäologische Schatzkammer. Bereits 1964 war man beim Bau von Wohnhäusern und Strassen auf der südlich des alten Dorfkernes gelegenen Rheinterrasse auf ein Gräberfeld mit über 50 Brandbestattungen aus der Älteren Eisenzeit gestossen. Bei der Erweiterung dieses Dorfteiles "Unterem Dorf" hat der Archäologische Dienst zuletzt im Jahr 2012 Spuren aus dem 4. Jahrtausend v. Chr. dokumentiert. Aus derselben Zeit sind auf dem Hügel Crestis Siedlungsspuren bekannt.
Um bei zukünftigen Bauprojekten aktuellere Grundlagen für eine archäologische Begleitung zu haben, wurden die verdächtigen Gebiete in Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern grossflächig untersucht. Zunächst wurde das mehrere Hektar umfassende Areal mittels geophysikalischer Methoden (Radar; Magnetik) durchleuchtet. Auf diese Weise war es möglich, in kurzer Zeit und zerstörungsfrei einen Blick in den Boden zu erhalten und darin vorhandene Spuren wie Vorrats- oder Abfallgruben, aber auch den geologischen Untergrund deutlich zu erkennen. Zur Herstellung eines dreidimensionalen Geländemodells kam dabei auch eine ferngesteuerte Drohne zum Einsatz.
Auf Basis dieser Untersuchungen erforschten anschliessend Studierende der Universität Zürich im Rahmen einer Lehrveranstaltung die potentiellen Fundstellen eingehender. Dies geschah vor allem mittels kleinflächiger Bohrungen, die Aufschluss über Lage und Ausdehnung sowie das Alter der im Untergrund eingelagerten Befunde geben. Entdeckt wurden dabei unter anderem subtile, urgeschichtliche Gruben mit Tierknochen und Holzkohle von Feuerstellen als Reste früher menschlicher Präsenz, aber auch Nachweise für historische Wirtschaftsgebäude aus jüngerer Zeit. Gleichzeitig können aufgrund der neuen Analysen grössere Gebiete als "archäologiefreie" Zonen ausgeschieden werden.
Hauptziel des von der Gemeinde Tamins unterstützten Projektes ist eine deutlich verbesserte Kenntnis der archäologischen Situation, um eine grössere Planungssicherheit bei möglichen Bauprojekten zu gewährleisten. Dieses proaktive Vorgehen soll in Zukunft auch in anderen Gebieten des Kantons zur Anwendung kommen, um das kulturelle Erbe im Boden Graubündens bestmöglich zu sichern.
Auskunftspersonen:
Thomas Reitmaier, Kantonsarchäologe, Amt für Kultur, Tel. 081 257 48 60 oder 076 470 19 46, E-Mail:
Thomas.Reitmaier@adg.gr.ch
Gremium: Archäologischer Dienst Graubünden
Quelle: dt Archäologischer Dienst Graubünden