Die Regierung unterbreitet dem Grossen Rat die Botschaft für den Neubau einer geschlossenen Justizvollzugsanstalt für 152 Insassen in Realta. Die Bauinvestitionen belaufen sich auf rund 119 Millionen Franken, wovon der Bund rund 33 Millionen Franken tragen wird. Die bestehende Justizvollzugsanstalt Sennhof in Chur soll im Gegenzug aufgehoben werden.
Schweizerischer Strafvollzug kämpft mit Kapazitätsproblemen
In der Schweiz ist seit längerem die gesellschaftliche Tendenz nach mehr Sicherheit feststellbar. Dies zeigt auch unmittelbare Auswirkungen auf den Justizvollzug. Die Forderung nach längeren und schärferen Sanktionen und eine restriktivere Vollzugs- und insbesondere Entlassungspraxis führen dazu, dass besonders im geschlossenen Vollzug nicht mehr genügend Plätze zur Verfügung stehen. Heute fehlen in der Schweiz rund 980 Plätze im geschlossenen Straf- und Massnahmenvollzug, davon rund 140 im Ostschweizer Strafvollzugskonkordat. Diese Situation dürfte sich künftig noch verschärfen.
Die baulich und betrieblich ungenügende Situation in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Sennhof in Chur mit 57 Plätzen sowie der gleichzeitige Bedarf an zusätzlichen Vollzugsplätzen haben die Regierung veranlasst, einen Auftrag zur Planung des Baus einer neuen, geschlossenen Justizvollzugsanstalt in Realta, Gemeindegebiet Cazis, zu erteilen. Die neue Anlage soll in unmittelbarer Nähe zur bestehenden offenen Justizvollzugsanstalt und der psychiatrischen Klinik Beverin auf dem Gemeindegebiet von Cazis erstellt werden. Damit sollen die in der JVA Sennhof bestehenden Mängel behoben und gleichzeitig der ostschweizerische Bedarf an geschlossenen Vollzugsplätzen teilweise gedeckt werden. Zudem eröffnet die Konzentration des Justizvollzugs in Realta verschiedene Synergiemöglichkeiten mit den benachbarten Betrieben.
Mit dem Neubau einer zeitgemässen und deutlich grösseren Vollzugsanstalt wird der Justizvollzug im Sennhof nach rund 200 Jahren definitiv aufgegeben. Die spezifisch für den Anstaltsbetrieb konzipierten Räume können für keine andere Verwaltungstätigkeit verwendet werden. Das Sennhofareal soll einer neuen Nutzung durch Dritte zugeführt werden.
Effizienter Neubau entlastet Kantonsrechnung
Die Regierung schlägt dem Grossen Rat eine geschlossene Justizvollzugsanstalt mit insgesamt 152 Plätzen zum Bau vor. Geplant sind zehn Plätze in der Eintrittsabteilung, 100 für den Normalvollzug, 20 für Straftäter mit psychischen Störungen sowie zehn in der Altersabteilung. Insgesamt zwölf Plätze sind für den Vollzug der Untersuchungshaft, für den Vollzug an Frauen und Jugendlichen sowie für Ersatzfreiheitsstrafen vorgesehen. Für das vom Churer Architekturbüro D. Jüngling + A. Hagmann entworfene Projekt wird mit Investitionskosten von 119 Millionen Franken gerechnet. Der Bund unterstützt die Aufhebung der JVA Sennhof sowie den Neubau in Realta. Hierzu hat er einen Baubeitrag in der Höhe von rund 33 Millionen Franken in Aussicht gestellt. Die Nettoinvestitionen für den Kanton belaufen sich somit auf rund 86 Millionen Franken.
Die Investitionsausgaben für die JVA Realta sind vom finanzpolitischen Richtwert des Grossen Rates ausgenommen und verdrängen damit keine anderen Kantonsprojekte. Die Investitionen finanzieren sich aus den Entlastungen in den Folgejahren. Die Betriebsrechnung verbessert sich gegenüber der heutigen Situation dank Grössenvorteilen sowie höheren Kostgeldeinnahmen von den Einweiserkantonen voraussichtlich um rund 3,4 Millionen Franken pro Jahr.
Regionalwirtschaft profitiert mit
Mit der Realisierung der geplanten Justizvollzugsanstalt entsteht namentlich für die Region Domleschg/Heinzenberg ein erhebliches Wertschöpfungspotential. Die neue Anstalt wird rund 110 Mitarbeitende beschäftigen, wobei rund 80 Stellen gänzlich neu zu besetzen sind und circa 30 bestehende Arbeitsplätze von der JVA Sennhof verlegt werden. Auch das umliegende Gewerbe wird von der Ansiedlung dieser Ostschweizer Konkordatsanstalt profitieren können. Der Neubau ist deshalb auch in volkswirtschaftlicher Hinsicht für den Kanton Graubünden von grosser Bedeutung.
Der Baubeginn der geschlossenen Justizvollzugsanstalt in Realta ist im Herbst 2016 vorgesehen und die Inbetriebnahme auf Juni 2019 terminiert.
Der Grosse Rat wird das Geschäft in der Augustsession 2015 beraten.
Neubau geschlossene Justizvollzugsanstalt in Realta, Ausblick Zellenfenster
Auskunftsperson:
Regierungsrat Mario Cavigelli, Vorsteher Bau-, Verkehrs- und Forstdepartement Graubünden, Tel. 081 257 36 01, E-Mail
Mario.Cavigelli@bvfd.gr.ch
Gremium: Regierung
Quelle: dt Standeskanzlei Graubünden