Der Kanton Graubünden hat das Schutzbauwerk, welches das Gebiet um die Industriezone "Paleu Sura" vor Murgängen aus der Val Parghera schützen soll, nach sechsjähriger Planungs- und Bauzeit der Gemeinde Domat/Ems übergeben. Damit ist ein weiterer grosser Schritt in der Bewältigung eines ungewöhnlichen Naturereignisses gemacht.
Die Murgänge in der Val Parghera können aus mehreren Gründen als aussergewöhnlich bezeichnet werden. Einerseits flossen sie seit 2013 während gut vier Jahren, hauptsächlich im Frühjahr und im Herbst, beinahe täglich ins Tal. Die Auffangräume waren vor allem zu Beginn sehr limitiert, was eine zusätzliche Herausforderung darstellte. Durch die laufende Vergrösserung der provisorischen Auffangbecken und durch organisatorische Massnahmen, wie den Bau einer Notbrücke und das laufende Entleeren der Auffangbecken, konnten grössere Schäden verhindert werden. Mit über einer Million Kubikmeter rutschgefährdetem Material war die zu bewältigende Menge zudem sehr hoch und das Schadenpotenzial entsprechend gross.
Materialbewirtschaftung und Deponie Plarenga
Während der Akutphase und dem provisorischen Betrieb, der mit der Übergabe des Schutzbauwerks endet, wurde das ins Tal gelangende Material in die verschiedenen Auffangräume geleitet und laufend abtransportiert. Die Herausforderung bestand darin, in der Umgebung geeignete Deponiemöglichkeiten zu finden, um Platz zu schaffen für weiteres Murgangmaterial. Diese Deponie wurde schliesslich im Bereich Plarenga gefunden.
Gesamtkosten von 26 Millionen Franken
Das neue Schutzbautensystem, das nun offiziell der Gemeinde Domat/Ems übergeben wurde, besteht aus vier Teilen. Herzstück ist der neue Geschiebefang mit einem Fassungsvermögen von 170 000 Kubikmetern. Hinzu kommen ein Abflusskanal in den Rhein, Leitdämme am Kegelhals sowie Wildbachsperren im Bachlauf. Die Grösse des neuen Geschiebefanges stützt sich einerseits auf die Erfahrungen des aktuellen Ereignisses, andererseits auf die Erkenntnis, dass im Einzugsgebiet der Val Parghera weitere Stellen rutschgefährdet sind. Für die Bemessung des Fassungsvermögens von 170 000 Kubikmeter waren die Jahresfrachten von 90 000 bis 260 000 Kubikmeter und die Tagesfrachten von bis zu 20 000 Kubikmeter entscheidend. Während der Interventionsphase und für den Bau der Notbrücke fielen im Jahr 2013 Aufwendungen von sieben Millionen Franken an, für die Bewältigung und das Deponieren der über Jahre andauernden Murgänge sowie für die Realisierung des Schutzbautensystems ist bis Ende 2019 zusätzlich mit Kosten von rund 19 Millionen Franken zu rechnen. Die Bewältigung des Naturereignisses in der Val Parghera wird insgesamt rund 26 Millionen Franken kosten. Damit wird der Kostenvoranschlag von knapp 33 Millionen Franken unterschritten.
Landschaftsbild hat sich für immer verändert
Seit den ersten Murgängen im April 2013 wurde ununterbrochen am Projekt Val Parghera gearbeitet. Aktuell werden die letzten Arbeiten ausgeführt, sodass das Projekt Ende 2019 abgeschlossen werden kann. Mit der Übergabe des Schutzbauwerks vom Kanton an die Gemeinde konnte ein wichtiger Teilschritt vollzogen werden. Das ungewöhnliche Naturereignis und die anschliessenden Schutzmassnahmen haben die Landschaft zwischen Chur und Domat/Ems stark geprägt und für immer verändert.
Fotos zur Berichterstattung stehen auf der
Webseite des Amts für Wald und Naturgefahren zum Download zur Verfügung.
Auskunftspersonen:
- Regierungsrat Mario Cavigelli, Vorsteher Bau-, Verkehrs- und Forstdepartement, Tel. 081 257 36 01, E-Mail
Mario.Cavigelli@bvfd.gr.ch
- Reto Hefti, Kantonsförster, Amt für Wald und Naturgefahren, Tel. 081 257 38 51, E-Mail
Reto.Hefti@awn.gr.ch
Gremium: Bau-, Verkehrs- und Forstdepartement
Quelle: dt Bau-, Verkehrs- und Forstdepartement