Bei Abbrüchen und Umbauten fallen grosse Mengen an Bauabfällen an. Bisher werden zu viele dieser mineralischen Bauabfälle entweder nicht mehr zu gleichwertigen Produkten aufgearbeitet oder gar auf Deponien abgelagert. Der Kanton Graubünden und der Verband Bündner Beton- und Kiesindustrie (VBBK) wollen das gemeinsam ändern. Künftig wollen sie Projektentwickelnde und Bauherrschaften beim Einsatz von hochwertigen Recyclingprodukten besser unterstützen.
Mineralische Bauabfälle machen einen grossen Anteil des Abfallaufkommens aus. Pro Jahr werden auf den 42 Aufbereitungsplätzen im Kanton Graubünden etwa 250 000 Kubikmeter mineralische Bauabfälle angeliefert, was etwa dem Volumen von 1300 Einfamilienhäusern entspricht. Zu den angelieferten Abfällen gehören beispielsweise Betonabbruch, Mischabbruch oder Strassenbelag. Betonabbruch wird schon heute gut recycliert und in neuen, Betonkonstruktionen wiederverwendet. Mischabbruch und Strassenbelag hingegen gelangen oft nicht über ein echtes Recycling in gleichwertige Anwendungen, sondern werden oft in loser Form für Fundationen eingesetzt oder gar auf Deponien abgelagert und damit der Wiederverwertung entzogen. Das ist weder ökologisch noch ökonomisch sinnvoll, denn abbaubare Materialressourcen sowie Deponievolumen werden immer knapper.
Recyclingbaustoffe sind nachhaltig
Nachhaltigkeit und Green Deal sind derzeit in aller Munde. Oft wird übersehen, dass nicht nur fossile Brenn- und Treibstoffe CO2 produzieren, sondern auch Baustoffe mit CO2 belastet sind. Baustoffe aus Recyclingmaterialien sind weniger mit CO2 belastet. Zudem werden mit deren Herstellung nicht erneuerbare Ressourcen und Deponieräume geschont. Aus diesem Grund sieht auch die von der Regierung verabschiedete Botschaft zum Aktionsplan Green Deal Massnahmen zur Schliessung von Materialkreisläufen und zur Steigerung des Baustoffrecyclings vor.
Hochwertige mineralische Recyclingprodukte sind verfügbar
Auf dem Aufbereitungsplatz wird der angelieferte Bauschutt zunächst sortiert. Gleichzeitig werden Störstoffe wie Holz oder Kunststoff ausgesondert. Nach dem Sortierprozess werden die verschiedenen mineralischen Bauabfallfraktionen zu Recyclinggranulaten gebrochen, aus denen sich wieder neue Baustoffe herstellen lassen. So weit so gut: Was aber oft fehlt, ist die Nachfrage für diese Recyclingbaustoffe. Vielfach fragen die Projektierenden aus Gewohnheit Baustoffe aus Primärmaterial an. Das wollen Kanton und VBBK jetzt ändern. Dafür haben das Amt für Natur und Umwelt (Ressourcenbewirtschaftung), das Hoch- und das Tiefbauamt (Bauvergaben) sowie der Verband der Beton- und Kiesindustrie ihre Anforderungen und Erfahrungen gebündelt. Aus dieser Zusammenarbeit entstand eine Broschüre für Projektentwickelnde und Bauherrschaften.
Recycling geht nicht gibt’s nicht!
Das gemeinsam von Kanton und VBBK erarbeitete Broschüre zeigt für alle denkbaren Anwendungen im Hoch- und Tiefbau auf, welche Recyclingprodukte angewendet werden können. Die Recyclingprodukte erfüllen für die zugelassenen Anwendungen die gleichen Anforderungen und liegen deshalb auch preislich in der gleichen Grössenordnung wie Produkte aus Primärmaterialien. Qualität hat eben auch bei Recyclingprodukten ihren Preis. Der Mehrwert bei der Verwendung von Recyclingprodukten besteht in der nachhaltigen Ressourcennutzung. Übrigens lassen sich durch den gezielten Einsatz von Recyclingbaustoffen auch optisch attraktive Oberflächen gestalten.
Beilagen:
Broschüre «Mineralische Recycling-Baustoffe»
Karte «Bauschuttaufbereitungsanlagen im Kanton Graubünden»
Fotobeilage:
Im neuen Verwaltungszentrum Sinergia wurden Decken und Wände aus Recyclingbeton erstellt.
© Foto Sinergia: Ingo Rasp, Chur
Auskunftspersonen:
- Regierungsrat Dr. Jon Domenic Parolini, Vorsteher Erziehungs-, Kultur- und Umweltschutzdepartement, Tel. +41 81 257 27 01, E‑Mail Jondomenic.Parolini@ekud.gr.ch
- Gian-Paolo Pozzy, Präsident des Verbandes der Bündner Beton- und Kiesindustrie (VBBK), Tel. +41 81 307 47 00, E‑Mail info@vbbk.ch
zuständig: Erziehungs-, Kultur- und Umweltschutzdepartement