Die Kantonsrechnung 2021 weist im Gesamtergebnis einen beachtlich hohen Ertragsüberschuss von 134,3 Millionen (Vorjahr +81,9 Mio.) aus. Das operative Plus liegt mit 139,4 Millionen Franken (Vorjahr +78,8 Mio.) nur wenig höher. Nebst einigen deutlich tieferen Aufwandpositionen gegenüber dem Budget trugen die neu sechsfache Gewinnausschüttung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) von 93 Millionen, Buchgewinne auf Finanzanlagen von 73 Millionen, hohe Anteile an Bundeserträgen sowie über Erwarten hohe Steuererträge zu diesem guten Ergebnis bei. Durch die Covid-19-Pandemie sind Mehrbelastungen von brutto 316 Millionen angefallen, wobei der Bund mit 228 Millionen den Hauptteil der Pandemie-Kosten übernommen hat. Dem Kanton verblieben netto 88 Millionen (Vorjahr 60 Mio.). Der Kantonshaushalt bleibt weiterhin gut aufgestellt, um künftige Herausforderungen zu meistern.
Die Eckwerte und Kennzahlen 2021 (Vorjahr in Klammer) zeigen folgendes Bild:
- Operatives Ergebnis 139,4 Millionen (78,8 Mio.)
- Gesamtergebnis 134,3 Millionen (81,9 Mio.)
- Steuereinnahmen 819,2 Millionen (836,0 Mio.)
- Bruttoinvestitionen 322,7 Millionen (339,4 Mio.)
- Nettoinvestitionen 189,4 Millionen (200,5 Mio.)
- Staatsquote 14,9 Prozent (14,0 %)
- Selbstfinanzierungsgrad der Nettoinvestitionen 175,3 Prozent (135,1 %)
- Frei verfügbares Eigenkapital 627,8 Millionen (552,2 Mio.)
Verschiedene wesentliche Zusatzerträge und deutliche Budgetunterschreitungen
Der Personalaufwand unterschreitet mit total 407 Millionen das Budget um 3 Millionen, obwohl eine Rückstellung für die neue Staatsgarantie zugunsten der per 31. Dezember 2021 laufenden Renten der Pensionskasse Graubünden (PKGR) in der Höhe von 10 Millionen gebildet wurde. Die Budgetkredite beim Sach- und Betriebsaufwand von total 354 Millionen wurden um 28 Millionen nicht beansprucht. Aufgrund der markant unter den Erwartungen liegenden Nettoinvestitionen lagen auch die Abschreibungen des Verwaltungsvermögens 34 Millionen tiefer als budgetiert. Mit 26 Millionen zur Aufwandminderung beigetragen haben nicht beanspruchte Budgetkredite für Investitionsbeiträge an Dritte, welche im Rechnungsjahr komplett abgeschrieben werden.
Das sehr gute Gesamtergebnis ist geprägt von der unerwartet hohen Kostenübernahme des Bundes im Rahmen der Bekämpfung der COVID-19-Pandemie. Zudem sind die positiven Veränderungen auf folgende Positionen zurückzuführen (Vergleich zum Budget / zum Vorjahr):
- Sechsfache Gewinnausschüttung der SNB (+30,7 Mio. / +30,6 Mio.)
- Wertberichtigung von Anlagen im Finanzvermögen (+73,4 Mio. / +33,2 Mio.)
- Kantonsanteil an direkter Bundessteuer und Verrechnungssteuer (+8,7 Mio. / +22,0 Mio.)
- Fiskalertrag (+66,9 Mio. / -16,8 Mio.)
- Wertberichtigungen auf Forderungen (+18,5 Mio. / +34,2 Mio.)
Bei den Kantonssteuern liegen die direkten Steuern der natürlichen Personen (Einkommens-, Vermögens- und Quellensteuern sowie Aufwandsteuern von ausländischen Personen) deutlich über dem Budget (+48,7 Mio. / +9,0 %). Gegenüber dem Vorjahr (-13,6 Mio. / -2,3 %) ist ein leichter Rückgang zu verzeichnen. Auch die direkten Steuern der juristischen Personen (Gewinn- und Kapitalsteuern) liegen über dem Budget (+8,4 Mio. / +11,8 %) und unter dem Vorjahr (-10,8 Mio. / -11,9 %). Der im Budget 2021 erwartete, pandemiebedingte Rückgang der Steuererträge um 50 Millionen ist erfreulicherweise grösstenteils nicht eingetroffen.
Die Spezialfinanzierung Strassen weist im Berichtsjahr ohne den Beitrag aus allgemeinen Staatsmitteln einen Überschuss von 6,3 Millionen auf (Budget -20 Mio. bei einem Beitrag aus allgemeinen Staatsmitteln von 20,175 Mio.). Diese Verbesserung des Ergebnisses um 46 Millionen ist vor allem auf geringere Investitionsausgaben durch Projektverzögerungen zurückzuführen. Das Strassenguthaben verbleibt auf dem gesetzlichen Maximum von 100 Millionen.
Ausgeglichenes ausserordentliches Ergebnis
Marktbewertungen von im politischen Interesse gehaltenen Finanzanlagen des Kantons (Aktien Repower AG, Partizipationsscheine GKB und Aktien Ems-Chemie Holding) führten zu hohen Aufwertungsgewinnen im ausserordentlichen Ergebnis von 56,4 Millionen. Im ausserordentlichen Ergebnis sind zudem die Entnahmen aus den Reserven betreffend Albulatunnel RhB (+2,0 Mio.), systemrelevante Infrastrukturen (+2,4 Mio.) und Förderung digitale Transformation (+1,1 Mio.) enthalten. Durch die Einlage von 67 Millionen in die Vorfinanzierung des Verpflichtungskredits zur Umsetzung der 1. Etappe des Aktionsplans «Green Deal GR» wird ein praktisch ausgeglichenes ausserordentliches Ergebnis erzielt.
Eigenkapital wächst durch Ertragsüberschuss
Das Gesamtergebnis zeigt einen Ertragsüberschuss von 134,3 Millionen. Das ausgewiesene Eigenkapital beträgt nach der Gewinnverbuchung 2,8 Milliarden. Davon sind 628 Millionen frei verfügbares Eigenkapital (Vorjahr 552 Mio.). Die übrigen 2,2 Milliarden sind im Verwaltungsvermögen, in Finanzanlagen sowie in Spezial- und Vorfinanzierungen gebunden.
Nettoinvestitionen leicht tiefer als im Vorjahr
Die Nettoinvestitionen belaufen sich im Berichtsjahr auf 189,4 Millionen und unterschreiten damit den Vorjahreswert um 11,1 Millionen. Im Budget waren Nettoinvestitionen von 271,6 Millionen geplant. Für die laufenden Bauprojekte des Hoch- und Tiefbaus sowie weitere Sachanlagen wurden insgesamt 132,0 Millionen ausgegeben (Vorjahr -14,7 Mio.; Budget -40,7 Mio.). Der Rückgang ist hauptsächlich auf die Fertigstellung von Grossprojekten sowie Verzögerungen bei den Bauprojekten zurückzuführen. Auch die eigenen Investitionsbeiträge an Dritte liegen mit 159,6 Millionen deutlich unter dem Budget (-29,2 Mio.).
Ausblick
Über das Ergebnis des laufenden Jahres 2022 lassen sich noch keine Aussagen machen. Die Massnahmen und Beiträge im Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie werden auch im Jahre 2022 Spuren in der Kantonsrechnung hinterlassen. Für die folgenden Jahre wird mit einem enger werdenden Finanzrahmen gerechnet. Die Beiträge aus dem nationalen Ressourcenausgleich werden sich vorübergehend massgeblich reduzieren. Nicht gesichert sind vor allem die Erträge, die von der Entwicklung der Finanzmärkte abhängig sind, so die Gewinnausschüttung der SNB und die Wertschwankungen der Anlagen im Finanzvermögen. Das erfreuliche Jahresergebnis 2021 und die sehr solide finanzielle Basis des Kantons bilden eine gute Ausgangslage für die kommenden finanziellen Herausforderungen.
Der Grosse Rat wird die Jahresrechnung 2021 in der Junisession 2022 behandeln.
Beilagen:
Bilanz per 31. Dezember 2021
Erfolgsrechnung 2021
Investitionsrechnung 2021
Auskunftsperson:
Regierungsrat Dr. Christian Rathgeb, Vorsteher Departement für Finanzen und Gemeinden, Tel. +41 81 257 32 01, E-Mail Christian.Rathgeb@dfg.gr.ch
zuständig: Departement für Finanzen und Gemeinden