Navigation

Inhaltsbereich

Session: 16.06.2010
In der Region Lenzerheide wird seit drei Jahren eine massive Zunahme von Trainings- und Überwachungsflügen von Militärjets festgestellt. Darüber wundern sich zunehmend Einheimische wie Feriengäste, insbesondere wenn während der touristischen Hochsaison z.B. im Februar und in der Osterwoche geflogen wird. Durch den Lärm fühlt man sich in den Ferienregionen zunehmend gestört. Dabei ist der Eindruck vorhanden, dass als Folge des Widerstandes gegen Jet-Trainings im Wallis, im Berner Oberland und neuerdings im Toggenburg die Trainings vermehrt über Graubünden durchgeführt werden. Ohne die Notwendigkeit von Flugwaffe und Trainings generell in Frage stellen zu wollen, gestatten wir uns folgende Fragen:

1. Existiert eine Aufzeichnung über Entwicklung und Zunahme der Flugstunden über Graubünden?

2. Wie sieht der Vergleich mit anderen touristischen Destinationen im Wallis, Bern, Tessin aus?

3. Ist die Regierung bereit, Einfluss darauf zu nehmen, dass in der touristischen Hochsaison die Flugbewegungen auf ein erträgliches Mass reduziert werden?

Chur, 16. Juni 2010

Parpan, Kollegger, Augustin, Farrér, Quinter

Antwort der Regierung

Die Schweizer Luftwaffe verfügt über drei Trainingsräume. Einer befindet sich über dem Jura, einer über der Region Freiburg, Bern, Luzern, Obwalden, Nidwalden und Wallis sowie einer über der Region Glarus, St. Gallen und Graubünden. Diese Trainingsräume werden häufig gesamthaft für Trainingsmissionen der Luftwaffe benutzt, bei Übungen, die weniger Luftraum benötigen, werden die Trainingsräume auch nur partiell genutzt. Die minimale Flughöhe liegt bei den Übungen auf etwa 4000 Metern über Meer.

Mit der Einführung der F/A 18 Hornet und der damit verbundenen Ausserdienststellung der Hunter, der Mirage Jäger und Aufklärer sowie der teilweisen Ausserdienststellung der Tiger Flotte hat die Anzahl der Flugzeuge und damit auch die Anzahl der Trainingsflüge massiv abgenommen. Die Flugbetriebszeiten (08.30 – 11.50 und 13.30 – 17.00 Uhr) und die Einsatzfaktoren der Flugzeuge (maximal drei bis vier Einsätze pro Tag) sind seit vielen Jahren unverändert. Soweit der der Luftwaffe zugewiesene Flugraum nicht für Trainingsflüge durch die Armee genutzt wird, wird er durch die zivile Luftfahrt genutzt.

Beantwortung der Fragen

1. Die von der Luftwaffe vorgenommene Auswertung der Luftraumbelegung in der Region Glarus, St. Gallen und Graubünden für die Jahre 2006, 2008 und 2009 zeigt, dass im Jahre 2008 die Nutzung des Luftraumes gegenüber dem Jahr 2006 um 15 Prozent gestiegen ist, während sie im Jahr 2009 gegenüber dem Jahr 2008 um über 15 Prozent gesunken ist und damit in etwa im Rahmen des Jahres 2006 lag. Dies hängt einerseits mit der Schliessung des Flugplatzes Dübendorf und andererseits mit der besseren Struktur des Luftraumes in der Region Freiburg, Bern, Luzern, Obwalden, Nidwalden und Wallis für die geplanten Trainingsszenarien zusammen. Zudem ist dieser Flugraum von den drei Hauptflugplätzen Payern, Meiringen und Sion aus einfacher zu erreichen. Entsprechend hat die Mehrheit der Trainingsflüge in der Region Freiburg, Bern, Luzern, Obwalden, Nidwalden und Wallis stattgefunden.

2. Die Lufträume über den Kantonen Wallis und Bern werden nicht zuletzt aufgrund der Nähe der Flugplätze Payern, Meiringen und Sion häufiger benutzt als der Luftraum über dem Kanton Graubünden. Zudem sind die Regionen um die Flugplätze neben dem "üblichen" Fluglärm zusätzlich noch dem Lärm der startenden und landenden Flugzeuge ausgesetzt. Diese Lärmemissionen sind viel grösser als der von den in grosser Höhe vorbeifliegenden Flugzeugen erzeugte Lärm. Die Lärmbelästigungen, die durch die startenden und landenden Kampfflugzeuge verursacht werden, bildeten denn auch Gegenstand der Diskussionen in den Kantonen Wallis und Bern, nicht dagegen der Fluglärm, der sich aus den Trainingsflügen ergab.
Der Luftraum über dem Kanton Tessin steht – ausserordentliche Situationen ausgenommen – ausschliesslich der zivilen Luftfahrt zur Verfügung.

3. Die Regierung ist bereit, sich für eine Reduktion der Flugbewegungen einzusetzen, wenn die Anzahl der Trainingsflüge der Luftwaffe gegenüber heute zunehmen sollte.

16. August 2010