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Session: 23.04.2013
Derzeit verfügt die HTW Chur über einen Studiengang Bau und Gestaltung mit den Vertiefungen Architektur und Bauingenieurwesen, welcher als Bachelor of Science in Civil Engineering geführt wird. Dieser Studiengang mit den insgesamt 100 Studierenden in den beiden Vertiefungsrichtungen sowie dem Angebot des Voll- und Teilzeitstudiums ist für unseren Kanton ein angepasstes Angebot. Die Absolventen dieses Studienganges werden aufgrund ihrer ziel- und praxisorientierten Ausbildung durch den Arbeitsmarkt vollständig aufgenommen. Für das Bauwesen in Graubünden, in welchem ein grosser Fachkräftemangel herrscht, ist es von grosser Bedeutung, dieses Angebot in der sich konkurrenzierenden Fachhochschullandschaft Ostschweiz zu erhalten resp. auszubauen.

Da die Hochschule Liechtenstein am 1.2.2011 ihren Status zur Universität gewechselt hat, ist der Staatsvertrag, welcher die Architekturausbildung am Standort Vaduz und das Bauingenieurwesen am Standort Chur festgelegt hat, hinfällig geworden. Durch die Auflösung des Staatsvertrages fehlt die Architekturausbildung (Bachelor of Arts) innerhalb der Fachhochschule Ostschweiz. Mit dem im St. Galler Kantonsrat eingereichten Postulat „Wiedereinführung der Architekturausbildung an der Fachhochschule Ostschweiz“ sind Bestrebungen im Gange, dieses Angebot in St. Gallen neu aufzubauen, was sich nachteilig für die HTW Chur auswirken könnte.

Die Regierung wird ersucht, nachfolgende Fragen zu beantworten:

1. Wie viele Bündner besuchen einen Architektur- oder Bauingenieurstudiengang in einer ausserkantonalen Fachhochschule?

2. Welche Strategie verfolgt die Regierung, um am Standort HTW Chur die Architekturausbildung wieder einzuführen und die Bauingenieurausbildung zu stärken?

3. Mit welchen Massnahmen will die Regierung in Zukunft eine starke Positionierung der HTW Chur in der Fachhochschule Ostschweiz sicherstellen?

Chur, 23. April 2013

Dudli, Claus, Geisseler, Aebli, Augustin, Barandun, Baselgia-Brunner, Berther (Camischolas), Bezzola (Samedan), Bezzola (Zernez), Blumenthal, Bondolfi, Burkhardt, Caduff, Caluori, Campell, Casanova-Maron, Casty, Casutt Renatus, Cavegn, Conrad, Darms-Landolt, Davaz, Dosch, Engler, Fallet, Felix, Foffa, Giacomelli, Hardegger, Hartmann (Chur), Holzinger-Loretz, Jeker, Jenny, Kappeler, Kasper, Kleis-Kümin, Kollegger (Malix), Komminoth-Elmer, Krättli-Lori, Kunz (Fläsch), Kunz (Chur), Mani-Heldstab, Märchy-Caduff, Marti, Meyer-Grass, Michael (Castasegna), Nick, Niederer, Niggli-Mathis (Grüsch), Parolini, Pedrini (Roveredo), Pfäffli, Pult, Righetti, Steck-Rauch, Stiffler (Davos Platz), Stiffler (Chur), Thöny, Trepp, Troncana-Sauer, Tscholl, Vetsch (Pragg-Jenaz), Waidacher, Wieland, Zweifel-Disch, Calonder, Decurtins-Jermann, Deplazes, Epp, Gassmann, Lauber, Michel (Igis), Monigatti, Müller (Haldenstein)

Antwort der Regierung

Die Anfrage nimmt Bezug auf das im Kanton St. Gallen eingereichte Postulat "Wiedereinführung der Architekturausbildung an der Fachhochschule Ostschweiz (FHO)" und befürchtet, dass sich ein solches Angebot nachteilig auf die HTW Chur auswirken könnte. Zur FHO gehören die Hochschule für Technik und Wirtschaft Chur (HTW Chur), die Hochschule für Technik Buchs (NTB), die Hochschule für Technik Rapperswil (HSR) und die Hochschule für Angewandte Wissenschaften St. Gallen (FHS).

Die St. Galler Regierung führt in ihrer Antwort an den Kantonsrat aus, dass es ihr ein Anliegen sei, die FHO als Ganzes zu stärken, weshalb mit einem Bericht dargelegt werden soll, wie die innerhalb der FHO vorhandenen Angebote und Kompetenzen als auch regionale Arbeitsmarktbedürfnisse berücksichtigt werden können. Ein neues Ausbildungsangebot müsste die bereits heute in diesem Bereich bestehenden Angebote sinnvoll ergänzen und geografisch so positioniert sein, dass der regional vorhandene Fachkräftemangel behoben werden kann. Zudem wird eine praxisbezogene Ausbildung im Bereich Bauprojektleitung gefordert. Eine kostenneutrale Umsetzung ist anzustreben.

Unter der Leitung des Direktors der FHO wird dieser Bericht erarbeitet. Im Rahmen von Anhörungen werden die Interessen der lokalen Architekturbüros ermittelt, um das Profil des Ausbildungsganges formulieren zu können. Die bestehenden Angebote der HSR (Bauingenieurwesen, Landschaftsarchitektur, Raumplanung) und der HTW Chur (Bau und Gestaltung) werden berücksichtigt.

Unbestreitbar ist, dass seitens der Bauwirtschaft eine praxisorientierte Ausbildung gefordert wird und dass mehr junge Leute mit einem entsprechenden Abschluss der Sekundarstufe II (Berufslehre mit Berufsmaturität) ausgebildet werden sollten.

Beantwortung der Fragen

1. In den vergangenen Jahren haben zwischen 50 und 60 Bündnerinnen und Bündner ausserhalb des Kantons Graubünden eine Ausbildung in den Studienrichtungen Ingenieurwesen und Architektur besucht.

2. Die Entwicklung der Studierendenzahlen an der HTW Chur im Bereich Bau und Gestaltung hat gezeigt, dass weder für einen eigenständigen Studiengang Bauingenieurwesen noch einen Studiengang Architektur genügend Nachwuchskräfte vorhanden sind, um die Anerkennungsauflagen des Bundes erfüllen zu können. Deshalb sind auch die Unternehmungen gehalten, mehr Jugendliche auf der Sekundarstufe II im Bereich Bauwesen auszubilden. Andererseits strebt die Regierung für das Bauwesen gemeinsame Studiengänge innerhalb der FHO an, um Synergien und bereits vorhandene Kompetenzen wirksam nutzen zu können.

3. In erster Linie wird die Stärke der HTW Chur in der FHO durch die Schule selbst festgelegt, indem sie für die Studierenden attraktive Studiengänge anbietet, exzellente Forschung betreibt und einzigartige Dienstleistungen offeriert. Auf der Grundlage des neugeschaffenen kantonalen Hochschul- und Forschungsgesetzes (GHF) setzt sich die Regierung für unternehmerischen Spielraum der HTW Chur innerhalb der FHO ein. Allerdings sind dabei die Vorgaben des neugeschaffenen Bundesgesetzes über die Förderung der Hochschulen und die Koordination im schweizerischen Hochschulbereich (HFKG) zu beachten, welches in Art. 28 Abs. 2 festlegt, dass eine institutionelle Akkreditierung die Voraussetzung für das Bezeichnungsrecht und die Gewährung von Bundesbeiträgen ist. Als Teilschule der FHO ist somit nicht die HTW Chur sondern die FHO als Ganzes zu akkreditieren.

20. Juni 2013