In der Dezembersession 2014 wiesen verschiedene Grossräte aus praktisch allen Parteien auf die grosse Bedeutung der HTW Chur hin und sie sprachen gleichzeitig den dringenden Handlungsbedarf an. Seit Jahren werden Studien und Abklärungen durchgeführt, doch ein konkretes Projekt für eine attraktive und äusserst leistungsstarke Hochschule liegt noch nicht abstimmungsreif vor.
Mit der Aufgabe der Anbindung des Schweizer Frankens an den Euro haben sich die wirtschaftlichen Perspektiven Graubündens signifikant verschlechtert. Hinzu kommt, dass der Alleingang der HTW Chur ausserhalb der FHO mit institutioneller Akkreditierung thematisiert wird. Eine wettbewerbsfähige Fachhochschule als Standortvorteil für Wirtschaft und Gesellschaft in der Region Graubünden muss daher in den Focus der Bündner Politik rücken. Die Unterzeichnenden beauftragen deshalb die Regierung, die diversen Abklärungen und Arbeiten zu beschleunigen und noch in der laufenden Legislatur die Genehmigung eines zukunftsweisenden Projektes mit Baukredit für ein Hochschulzentrum zu beantragen, resp. das Geschäft zumindest in der laufenden Legislatur durch den Grossen Rat behandeln zu lassen. Dies bedingt, dass sämtliche notwendigen Konzepte, Standortabklärungen, Abklärungen mit dem Bund (SBFI), die Finanzierung etc. zeitgerecht vorliegen und das Projekt entsprechend priorisiert wird.
Chur, 10. Februar 2015
Kappeler, Dudli, Marti, Albertin, Brandenburger, Bucher-Brini, Caduff, Caluori, Casanova (Ilanz), Casty, Casutt-Derungs, Caviezel (Chur), Davaz, Dosch, Engler, Foffa, Gartmann-Albin, Heiz, Hitz-Rusch, Holzinger-Loretz, Hug, Jeker, Kasper, Kollegger, Kunfermann, Kunz (Chur), Kuoni, Mani-Heldstab, Nay, Niederer, Salis, Sax, Schneider, Stiffler (Chur), Thomann-Frank, von Ballmoos, Waidacher, Widmer-Spreiter, Calonder, Föhn, Tuor
Antwort der Regierung
Um die Attraktivität des Bildungs- und Forschungsstandortes Graubünden zu stärken respektive die Bündner Unternehmungen bei der Rekrutierung von Fachpersonal zu unterstützen und den Wissens- und Technologietransfer zu fördern, ist ein auf die Bedürfnisse der Bündner Wirtschaft abgestimmtes Ausbildungsangebot der Hochschule für Technik und Wirtschaft HTW erforderlich, welches insbesondere auch technologieorientierte Ausbildungsgänge umfasst. Weil heute über 70 Prozent der an der HTW Studierenden ausserkantonale Personen sind, kommt einer guten Erreichbarkeit des Hochschulzentrums mit öffentlichen Verkehrsmitteln eine hohe Bedeutung zu. Die HTW steht auch in dieser Beziehung in einem interkantonalen Wettbewerb um Studierende aus anderen Kantonen. So verfügen zum Beispiel die Fachhochschule St. Gallen beim Bahnhof St. Gallen, die Pädagogische Hochschule Zürich am Hauptbahnhof oder die Fachhochschule Nordwestschweiz namentlich an den Standorten Brugg-Windisch oder Olten über hervorragend erschlossene Schulstandorte.
Eine Lehr- und Forschungstätigkeit, welche auf die lokalen und teilweise stark exportorientierten Unternehmungen abgestimmt ist, leistet einen wichtigen Beitrag für die Weiterentwicklung des Wirtschaftsstandortes Graubünden. Auf die Bedürfnisse der Wirtschaft ausgerichtete Studiengänge von hoher Qualität können dazu beitragen, den aktuellen Fachkräftemangel zu reduzieren und die bestehenden oder neue Unternehmen zu Investitionen im Kanton zu motivieren.
Ein über die Kantonsgrenze hinaus anerkanntes Hochschulzentrum unterstützt die Vernetzung zwischen Lehre, Forschung und Wirtschaft. Damit kann ein Hochschulzentrum auch jenen wichtigen Beitrag leisten, welcher notwendig ist, um als Netzwerkstandort Graubünden die Anforderungen des Konzeptes Innovationspark Schweiz zu erfüllen.
Bereits bei der Beratung des Berichtes Wirtschaftsentwicklung im Kanton Graubünden (Botschaft der Regierung an den Grossen Rat, Heft Nr. 5/2014-2015, S. 305) hat der Grosse Rat sich dafür ausgesprochen, dass eine beschleunigte Bearbeitung der Standortfrage für die HTW notwendig sei (Beschlussprotokoll des Grossen Rates 2014/2015, S. 283).
Die Arbeiten zur Realisierung einer erneuerten HTW-Infrastruktur sind im Gang. Derzeit klärt die HTW beim Bund ab, wie hoch der Bundesbeitrag für ein Hochschulzentrum ausfallen wird.
Im vorliegenden Auftrag wird erwartet, dass der Grosse Rat noch in der laufenden Legislatur mindestens die Botschaft für den Bau eines Hochschulzentrums beraten kann. Ob dies möglich sein wird, hängt davon ab, in welcher Frist die verschiedenen immer noch offenen Fragen (künftige Studieninhalte und -richtungen, Standort, Finanzierung, allfällige alternative Weiterverwendung der bisherigen Infrastruktur etc.) geklärt werden können.
Die Regierung ist sich der Dringlichkeit für eine Entscheidung zur Ausrichtung und zum Standort für ein Hochschulzentrum der HTW Chur bewusst. Sie ist bereit, das Projekt Hochschulzentrum im Sinne der vom Grossen Rat beschlossenen Stossrichtung (Kapitel VII.6.2. Botschaft der Regierung an den Grossen Rat, Heft Nr. 5/2014-2015, S. 305) zu priorisieren, weist aber darauf hin, dass bei Bauprojekten mit verschiedensten Unwägbarkeiten zu rechnen ist. Die Regierung ist bereit, den Auftrag zu übernehmen.
1. Mai 2015