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Session: 02.09.2016

Heute gibt es Top-Level-Domains wie zum Beispiel „.com“ oder „.net“ und Länderendungen wie zum Beispiel „.ch“ oder „.de“. Diese Standardendungen sind jedoch nicht unbegrenzt. Irgendwann nämlich sind alle sich leicht merkbaren Kombinationen vergeben und künftige Seiteninhaber müssten auf unsinnige oder sogar surreale Variationen ausweichen. Vor allem für Unternehmungen nicht eine ideale Lösung. Denn eine gute Internetadresse kann oft geschäftsentscheidend sein.

 

Die Organisation ICANN (Internet Corporation for Assigned Names and Numbers), welche für Internet-Adresssysteme verantwortlich ist, hat dieses Problem erkannt und im Jahr 2012 das Angebot vergrössert. So kann man sich bei der internationalen Vergabestelle für Webadressen ICANN um neue Endungen bewerben. Davon hat unter anderem auch das Bundesamt für Kommunikation (Bakom) Gebrauch gemacht. So wurde im 2015 die Top-Level-Domain „.swiss“ eröffnet und eingeführt. Erste Erfahrungen haben gezeigt, dass die neue Adress-Endung „.swiss“ einem Bedürfnis entspricht. Rund 30‘000 Gesuche wurden seit Lancierung dieser Top-Level-Domain bereits eingereicht. Als erster Kanton wird nun auch Zürich im Frühjahr 2017 die Domainendung „.zuerich“ lancieren (NZZ vom Mittwoch, 27.7.2016, Seite 16).

 

Ein grosser Vorteil einer neuen Top-Level-Domainendung ist, dass dadurch ein bereits vergebener Domainname wieder registrierbar ist. Zudem bieten sich für Unternehmen und Organisationen, wie zum Beispiel für Tourismusverbände, neue Möglichkeiten in der Markenbildung.

 

Mit einer neuen Top-Level-Domain „.graubuenden“ soll unter anderem der Bekanntheitsgrad des Wirtschafsstandorts Graubünden gestärkt werden. Ausserdem gibt es Firmen, welche statt des Landes vielleicht lieber den Kanton repräsentieren wollen. Die Firmen und Vereine, welche sich um eine solche Endung interessieren, sollten ihren Sitz im Kanton Graubünden haben. So demonstrieren solche Unternehmungen auch ihre Heimatnähe und die Verbundenheit mit unserem Kanton. Für die Betreibung und Zuteilung von Domains durch den Kanton Graubünden braucht es höchstwahrscheinlich auch eine gesetzliche Grundlage, welche sodann noch erarbeitet werden müsste.

 

Die Unterzeichnenden fordern die Regierung folglich auf:

 

1. Die Schaffung einer eigenen Top-Level-Domainendung „.graubuenden“ für den Kanton Graubünden zu prüfen.

 

2. Den konkreten Nutzen für die bündnerische Volkswirtschaft aufzuzeigen.

 

Chur, 2. September 2016

 

Epp, Jeker, Engler, Albertin, Alig, Berther (Disentis/Mustér), Blumenthal, Brandenburger, Buchli-Mannhart, Caduff, Caluori, Casanova (Ilanz), Casty, Casutt-Derungs, Cavegn, Caviezel (Chur), Crameri, Darms-Landolt, Della Vedova, Dermont, Dosch, Florin-Caluori, Foffa, Geisseler, Grass, Koch (Tamins), Kollegger, Kunfermann, Lorez-Meuli, Märchy-Caduff, Mathis, Müller, Niederer, Paterlini, Sax, Schneider, Schutz, Thomann-Frank, Tomaschett (Breil), Tomaschett-Berther (Trun), Waidacher, Widmer-Spreiter, Zanetti, Berther (Segnas), Rodigari

Antwort der Regierung

Per Mai 2016 gab es laut verschiedener Quellen im Internet bereits über 300 Mio. registrierte Domains (Internet-Adressen) weltweit. Am meisten wird dabei die Top Level Domain (TLD, Abschnitt einer Domain rechts vom Punkt) .com gebraucht (fast die Hälfte), dann folgen .tk (ca. 26 Mio. Domains), .cn (ca. 20 Mio.), .de (ca. 16 Mio.), .net (ca. 15 Mio.) sowie .org und .uk (je über 10 Mio.). Die Endung .ch wird von ca. zwei Mio. Domains verwendet. Es gibt heute ca. 1527 TLD, davon ca. 311 länderspezifische TLD wie .ch oder .de (ccTLD), ca. 30 spezielle sowie nunmehr ca. 1186 generische TLD (gTLD). Die erste gTLD wurde am 23. Oktober 2013 von der ICANN erteilt. Per September 2016 war die meist genutzte gTLD .xyz (über 6 Mio. Domains), gefolgt von .top (3,6 Mio.) sowie .wang und .win (je ca. 1 Mio.).
Die Erstellung von neuen generischen Domain-Namen der ersten Ebene (gTLD) fällt in die Zuständigkeit der ICANN. Bewerbungen sind bei dieser kalifornischen Gesellschaft in den festgelegten Zeiträumen einzureichen. Die erste Bewerbungsperiode fand zwischen Januar und Mai 2012 statt. Über 1900 Bewerbungen sind eingegangen. Der Bewerber muss der ICANN den Nachweis erbringen, dass er über die technischen, organisatorischen und finanziellen Kapazitäten für die Umsetzung und den Betrieb der Registerdienste verfügt. Wann die ICANN das nächste Bewerbungsfenster öffnet, ist noch nicht beschlossen. Es könnte wohl frühestens im Jahr 2020 wieder soweit sein, und allenfalls nur für Marken.

Das Bundesamt für Kommunikation (BAKOM) hat sich die gTLD .swiss gesichert. Damit will der Bund die Interessen der Schweiz wahren und verhindern, dass Dritte die geografische Bezeichnung „Schweiz“ missbrauchen oder monopolisieren. Der Schutzbedarf für .swiss sei gross, weil damit die Sichtbarkeit, der Wert und das Ansehen der Schweiz und ihrer Institutionen in wirtschaftlicher, kultureller und geografischer Hinsicht verbunden sind. Die Registrierung einer Domain mit der Endung .swiss kann beim Bund seit Herbst 2015 beantragt werden. Bis September 2016 wurden über 15 000 Domains registriert.
Eine Bewerbung bei der ICANN ist laut BAKOM mit hohen Kosten verbunden. Die Bewerbungsgebühr und die Erstellung des Hunderte von Seiten umfassenden Dossiers schlagen mit mehreren hunderttausend Franken zu Buche. Hinzu kommt Personalaufwand im Umfang von rund 200 Stellenprozenten. Für den Betrieb der Domain ist mit jährlich wiederkehrenden Kosten von einigen hunderttausend Franken zu rechnen. Der Kanton Zürich, der die gTLD .zuerich erwarb, veranschlagte im 2012 für die Bewerbung 314 000 Franken und für den Betrieb 130 000 Franken jährlich, und zwar ohne Berücksichtigung der internen Personalkosten.

Der Mehrwert einer gTLD .graubuenden ist fraglich. Die Endung ist viel zu lang und verfügt zudem noch über einen Umlaut. Bezüglich Mehrsprachigkeit ist sie ungeeignet, so dass eine engere Beziehung eher zur Marke „graubünden“ bestehen würde. Die Verantwortlichen für die Marke haben die Sache bereits geprüft. Sie sehen keinen Effekt bei hohem Aufwand. Bei der gTLD .swiss sei dies anders – dort könne die „swissness“ kommuniziert werden. Allerdings präsentieren sich heute Unternehmen kaum mit der gTLD .swiss. Die .swiss Adressen werden meist nicht aktiv genutzt und führen ins Leere oder auf Domains mit der bisherigen Endung .ch.
Mit den neuen gTLD bieten sich zudem viele, bereits heute nutzbare Alternativen zu .graubuenden, wie beispielswese .swiss, .travel, .reisen, .bike, .restaurant und viele mehr. Neben den Umstand, dass diese Domains wohl den besseren Effekt bieten, tritt der zeitliche Umstand, dass eine gTLD .graubuenden wenn überhaupt frühestens in fünf bis sieben Jahren eingeführt werden könnte.
Die Domain graubuenden.swiss wurde von den Markenverantwortlichen registriert, wobei sie in der Kommunikation nicht verwendet werde; es wird auf graubuenden.ch umgeleitet. Der Kanton ist im Übrigen dabei, sich auch die Domain gr.swiss zu sichern – dies ist derzeit aber noch nicht möglich.

In den Suchmaschinen werden die gTLD nicht anders behandelt als andere TLD. Es gibt somit weder Vor- noch Nachteile für die Platzierung in den Suchergebnissen. Die zwei grössten Vorteile der neuen Domainendungen sind, dass viele bereits vergebene Domainnamen wieder registriert werden können und dass sich für viele Unternehmen neue Möglichkeiten im Markenaufbau erschliessen. So können neue Domains zu Marketingzwecken verwendet werden, die dann in der Anwendung auf die alte Domain umleiten.

Aus diesen Gründen erscheint eine Überprüfung, die gTLD .graubuenden zu erwerben, nicht sinnvoll, da das Ergebnis der Überprüfung in den wesentlichen Eckpunkten schon feststeht. Für die Regierung ist ein derartiger Aufwand angesichts der eingeschränkten Wirkung ungerechtfertigt.

Die Regierung beantragt daher die Ablehnung des Auftrags.

21. Oktober 2016