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Session: 19.04.2017

Der Grossraum Chur mit dem unteren Bündner Rheintal bietet grosses Potenzial einerseits für die wirtschaftliche Entwicklung, andererseits für einen Wohnstandort mit hoher Lebensqualität. Diese Chance gilt es zu nutzen. Der Standort ist verkehrsmässig attraktiv auszubauen, um zusätzliche Einwohner und Unternehmen zu gewinnen, welche mit ihren Steuern neue Finanzmittel nach Graubünden bringen. Diesbezüglich sind auch die gerade neu im Fürstentum Liechtenstein und im oberen Rheintal des Kantons St.Gallen entstandenen und weiter noch entstehenden Arbeitsplätze, welche sich in einer vernünftigen Pendlerdistanz zum Grossraum Chur befinden, zu beachten. Dabei ist es unerlässlich, dass v.a. die ÖV-Verbindungen im Grossraum Chur mit dem unteren Bündner Rheintal attraktiver gestalten werden.

Die Regierung wird in diesem Zusammenhang ersucht, folgende Fragen zu beantworten:

1. Auf welchen Zeitpunkt hin wird die S-Bahn im Grossraum Chur mit dem unteren Bündner Rheintal auf einen attraktiven Halbstundentakt umgestellt (z.B. Maienfeld – Ilanz, Stundentakt, Fahrzeit 01:18 h; in anderen Regionen der Schweiz ist teilweise bereits ein Viertelstundentakt bei S-Bahnen üblich)?

2. Auf welchen Zeitpunkt hin kann die S-Bahn im Grossraum Chur mit dem unteren Bündner Rheintal weiter verdichtet werden (z.B. Viertelstunden- oder 20-Minuten-Takt)?

3. Was unternimmt die Bündner Regierung, um die ÖV-Verbindungen zwischen dem Grossraum Chur mit dem unteren Bündner Rheintal einerseits und dem Fürstentum Liechtenstein und dem oberen Rheintal des Kantons St.Gallen andererseits zu verbessern?

Chur, 19. April 2017

Kappeler, Casty, Hug, Baselgia-Brunner, Brandenburger, Bucher-Brini, Cahenzli-Philipp, Caluori, Cavegn, Caviezel (Chur), Danuser, Darms-Landolt, Deplazes, Dosch, Engler, Felix (Haldenstein), Hardegger, Jenny, Koch (Tamins), Komminoth-Elmer, Kunfermann, Kunz (Fläsch), Kuoni, Locher Benguerel, Marti, Michael (Donat), Müller, Niederer, Noi-Togni, Papa, Paterlini, Pedrini, Perl, Peyer, Pult, Salis, Stiffler (Chur), Thöny, Tomaschett-Berther (Trun), Widmer-Spreiter

Antwort der Regierung

Die Regierung ist sich der Wichtigkeit einer guten Erschliessung des Grossraums Chur mit dem öffentlichen Verkehr (öV) bewusst. Die Qualität der öV-Erreichbarkeit stellt generell einen der wesentlichen Faktoren für die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung dieser Region dar.

Zu Frage 1: Im Dezember 2013 konnte im Zusammenhang mit der Einführung der S-Bahn St. Gallen auf der Strecke Sargans – Chur ein attraktiver Halbstundentakt mit modernen klimatisierten Niederflurfahrzeugen der Thurbo AG eingeführt werden. Dieses Angebot ist bei den Fahrgästen beliebt. Daher macht es Sinn, dieses Modell auch für andere Bahn- und Buslinien im Grossraum Chur zu prüfen. Aufgrund der Abhängigkeit von der Haltepolitik des SBB-Fernverkehrs in Bad Ragaz und Maienfeld kann dies jedoch, sofern die entsprechenden finanziellen Mittel zur Verfügung stehen, nur schrittweise zwischen Dezember 2018 und Dezember 2025 erfolgen. Geplant ist, dass per Dezember 2021 ein wesentlicher Angebotsschritt erfolgt, wenn attraktiveres RhB-Rollmaterial (Flügeltriebzüge RTZ) zur Verfügung steht.

Aktuell verkehren die S-Bahnlinien S1 (Schiers – Rhäzüns) und S2 (Chur – Thusis) sowie der RegioExpress Disentis – Scuol der RhB im Stundentakt, so dass bereits heute zwischen Schiers und Rhäzüns zwei RhB-Verbindungen pro Richtung und Stunde bestehen. Allerdings erfolgt die Verbindung Chur – Rhäzüns aus Infrastrukturgründen im 20'/40'-Takt. Zusammen mit der Churer Stadtbuslinie 1 (Chur – Rhäzüns) wird das Angebot jedoch bereits zu einem angenäherten 20-Minutentakt verdichtet. Zu den Pendlerzeiten am Morgen und Abend wird zudem das Angebot auf der Strecke Chur – Ilanz mit Zusatzzügen ergänzt.

Im Rahmen des Angebotskonzepts Retica 30 soll das S-Bahn Angebot der RhB im Grossraum Chur systematisiert und zum reinen Halbstundentakt zwischen Schiers und Rhäzüns ausgebaut werden. Für den Abschnitt Chur – Ilanz wird geprüft, das Angebot bis 2023 ganztägig zu einem Halbstundentakt auszubauen. Bei den Anschlussverbindungen der SBB in Chur und Landquart ist zu beachten, dass aufgrund der hohen Nachfrage die Anschlüsse an die IC-Züge nach Sargans und Zürich zu priorisieren sind. Voraussetzung für die Angebotserweiterung bleibt eine positive Entwicklung bei der Nachfrage nach den entsprechenden Angeboten.

Zu Frage 2: Eine Verdichtung zu einem 20-Minuten- oder Viertelstundentakt wäre bei der RhB aufgrund der überwiegenden Einspurstrecken nur mit weiteren Infrastruktur-Ausbauten möglich. Im Strategischen Entwicklungsprogramm Bahninfrastruktur (STEP AS 2030) sind jedoch keine solchen Ausbauten im Bündner Rheintal vorgesehen. Eine derartige Verdichtung ist deshalb aktuell nicht realistisch. Aus Sicht der Regierung ist wichtig, dass das S-Bahnangebot durch ein darauf abgestimmtes Busangebot sinnvoll ergänzt wird. Erst die Kombination von Bahn und Bus ergibt für den Fahrgast einen echten Mehrwert.

Zu Frage 3: Mit der erfolgreichen Einführung der S12 (Sargans – Chur) wurde das Angebot des öffentlichen Verkehrs im Bündner Rheintal markant verbessert. Die S12 entspricht in der Planung der 2. Etappe der S-Bahn FLACH (Liechtenstein – Vorarlberg – Schweiz). Sie konnte dank Engagement des Bundes und der Kantone St. Gallen und Graubünden bereits vorzeitig und vor der 1. Etappe (Sargans – Buchs – Feldkirch) realisiert werden. Die Regierung unterstützt den Kanton St. Gallen bei seinen Bestrebungen zur Realisierung der 1. Etappe der S-Bahn FLACH. Für den Abschnitt Sargans – Buchs wurde mit dem Bund und den SBB eine Inbetriebnahme spätestens per Dezember 2025 vereinbart. Gespräche zu dieser Thematik haben auf Regierungsebene mit dem Land Vorarlberg auch bereits stattgefunden.

22. Juni 2017