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Session: 13.06.2017

Am 20. März 2017, lediglich drei Tage nach dem festlichen 20-Jahr-Jubiläum von La Quotidiana und der Agentura da novitads rumantscha (ANR), hat die Somedia AG der ANR ein Gesuch um eine finanzielle Unterstützung zur Weiterführung der La Quotidiana gestellt. Gleichzeitig hat die Somedia klargestellt, dass sie die Defizite der La Quotidiana nur noch bis Ende 2017 tragen werde. Sofern bis Ende 2017 keine Zusatzfinanzierung gefunden werden kann, wird die Produktion der La Quotidiana mit grosser Wahrscheinlichkeit eingestellt.

Konkret geht es um die Übernahme von nicht gedeckten Personal- und Honorarkosten von CHF 300 000 pro Jahr. Die Lia Rumantscha und die ANR können diese Mittel nicht aufbringen und es ist wohl unbestritten, dass die Finanzierung nur durch zusätzliche Bundes- und Kantonsbeiträge möglich wird. Somedia würde dann weiterhin im bisherigen Rahmen für Verlag, Marketing, Produktion, Druck und Vertrieb der La Quotidiana aufkommen. So könnte die Zeitung, die heute rund 4000 Abonnenten hat und als einzige romanische Tageszeitung für die Sprachenvielfalt im Kanton von grösster Bedeutung ist, für die nächsten Jahre gesichert werden.

Die Unterzeichnenden stellen der Regierung in diesem Zusammenhang folgende Fragen:

1. Teilt die Regierung die Meinung, dass die Einführung einer rätoromanischen Tageszeitung vor 20 Jahren eine grosse Errungenschaft war und die Einstellung dieser für die Zukunft der rätoromanischen Sprache, vor allem auch aus der Sicht der Sprachförderung, fatale Folgen hätte?

2. Ist die Regierung bereit, an einer Lösung mitzuarbeiten und für eine solche auch finanziell Hand zu bieten, damit die Lia Rumantscha oder die ANR die geforderten Mittel aufbringen kann und die La Quotidiana auf diesem Weg auch für die Zukunft gesichert werden kann?

3. Welche finanziellen Möglichkeiten sieht die Regierung, um kurzfristig für die Jahre 2018-2020 zusätzliche finanzielle Mittel - gemeinsam mit dem Bund - bereitzustellen?

Chur, 13. Juni 2017

Casanova (Ilanz), Atanes, Thomann-Frank, Alig, Baselgia-Brunner, Berther (Disentis/Mustér), Blumenthal, Bondolfi, Brandenburger, Bucher-Brini, Buchli-Mannhart, Caduff, Cahenzli-Philipp, Caluori, Casutt-Derungs, Cavegn, Danuser, Darms-Landolt, Della Vedova, Deplazes, Dermont, Dosch, Epp, Fasani, Florin-Caluori, Foffa, Gartmann-Albin, Geisseler Hans, Giacomelli, Hardegger, Jaag, Joos, Kunfermann, Lamprecht, Locher Benguerel, Märchy-Caduff, Michael (Donat), Monigatti, Niederer, Noi-Togni, Papa, Pedrini, Perl, Peyer, Pult, Salis, Sax, Schneider, Tenchio, Thöny, Tomaschett (Breil), Tomaschett-Berther (Trun), Zanetti, Berther (Segnas), Bossi, Gassmann, Geisseler Severin, Wellig

Antwort der Regierung

Auf Einladung der Lia Rumantscha fand am 1. Juni 2017 ein Treffen von Vertreterinnen und Vertretern des Bundesamtes für Kultur, des EKUD und der Lia Rumantscha statt, um mögliche Lösungsansätze für eine Weiterführung der von der Einstellung bedrohten romanischen Tageszeitung „La Quotidiana“ zu finden. Dabei waren sich die Gesprächsparteien einig, dass es aus Sicht der Sprachförderung eine starke und qualitativ hochstehende Medienlandschaft in romanischer Sprache brauche. Um lebendig bleiben zu können, müsse eine Sprache auch in der Alltagsschriftlichkeit Verwendung finden. Dabei spielen Medien eine entscheidende Rolle. In einem gemeinsamen Kommuniqué wurde festgehalten, dass es in einem ersten, dringenden Schritt um die Sicherung des bestehenden Medienangebots im Printbereich geht. Mittelfristig sei es überdies unerlässlich, die Entwicklungsmöglichkeiten des gesamten romanischen Medienangebots im Print- sowie im digitalen Bereich ins Auge zu fassen.

Gestützt auf die erwähnte Besprechung erarbeitete die Lia Rumantscha den Projektbeschrieb und die Meilensteine des Projektes „Medien in rätoromanischer Sprache ab 2019“. Dieses Projekt wurde am 1. Juli 2017 mit der Auflistung des Ist-Zustandes gestartet. Es setzt sich zum Ziel, ein mit allen Beteiligten (Produzenten, Konsumenten, Geldgebern) abgestimmtes Konzept für rätoromanische Medien zu entwickeln und in eine umsetzbare Form zu bringen.

Vor diesem Hintergrund beantwortet die Regierung die gestellten Fragen wie folgt:

Zu Frage 1: Anlässlich der 20-Jahr-Feier von La Quotidiana und der Agentura da Novitads Rumantscha hat auch die Regierung die Bedeutung der rätoromanischen Printmedien klar herausgestrichen. Ebenso waren sich Bund, Kanton und Lia Rumantscha anlässlich der erwähnten Gespräche einig, «dass es aus Sicht der Sprachförderung eine starke und qualitativ hochstehende Medienlandschaft in romanischer Sprache braucht».

Zu Frage 2: Bund und Kanton gewähren jährliche Beiträge an die Trägerschaft der Agentura da Novitads Rumantscha (ANR); das Angebot der ANR bildet die Grundlage für ein möglichst breites Angebot im Printbereich. Gemäss Art. 14 Abs. 1 lit. c der Sprachenverordnung des Kantons Graubünden vom 11. Dezember 2007 (SpV; BR 492.110) kann der Kanton zudem 10 bis 15 Prozent der ungedeckten Kosten an rätoromanische und italienische Zeitungen und Zeitschriften zur Abgeltung spracherhaltender Leistungen übernehmen. Diese zwei Instrumente, die wiederkehrende Beiträge ermöglichen, sollen auch in Zukunft den Kern der kantonalen Sprachenförderung im Bereich Printmedien bilden. Einer zusätzlichen, ausserordentlichen Unterstützung steht die Regierung angesichts der aktuell schwierigen Situation offen gegenüber. Diese kann jedoch nur befristet, im Sinne einer Übergangslösung gewährt werden.

Zu Frage 3: Um zu verhindern, dass La Quotidiana eingestellt wird, bevor das Projekt greifen kann, bildet eine vorläufig auf das Jahr 2018 beschränkte Unterstützung der Herausgabe der Quotidiana einen integrierenden Teil des Projekts. Anlässlich des erwähnten Treffens vom 1. Juni 2017 wurde vereinbart, dass sich Bund, Kanton und Lia Rumantscha am Projekt in gleicher Höhe mit je 50 000 Franken beteiligen. Am 15. August hat die Regierung die entsprechende Summe gesprochen.

23. August 2017