Macht man in einem Internetbrowser unter Ausschaltung von Standort und Benutzerverhalten eine Bildersuche zu «Graubünden», so finden sich unter den relevantesten Bildern solche vom öffentlichen Verkehr, von schönen Landschaften, intakter Natur und intakten Dörfern, einzigartigen Bauwerken oder kulinarischen Highlights. Zudem sind der einzige Nationalpark, drei Regionale Naturpärke als Modellregionen der nachhaltigen Entwicklung sowie bedeutende UNESCO-Welterbestätten von Natur und Kultur weitere Indizien für die hohe Bedeutung der Nachhaltigkeit in Graubünden. Graubünden wird also schon stark mit Nachhaltigkeit in Verbindung gebracht. Das bedeutet, Graubünden muss in erster Linie den Erwartungen als nachhaltige Feriendestination tagtäglich gerecht werden. Dass sich Nachhaltigkeit lohnt, hat sich in der Zeit der Coronapandemie mit den Reisebeschränkungen gezeigt: Es gibt eine überraschend grosse Nachfrage und damit auch ein entsprechendes Potenzial für naturnahen Sommertourismus in den Bergregionen Graubündens, das mit dem KIimawandel an Bedeutung gewinnen wird.
Nachhaltigkeit ist ein Handlungsprinzip, bei dem die Dauerhaftigkeit der Ressourcennutzung durch Bewahrung der natürlichen Regenerationsfähigkeit gewährleistet wird. Seit der Konferenz für Umwelt und Entwicklung der Vereinten Nationen in Rio de Janeiro 1992 ist die Wahrung des Gleichgewichts zwischen wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und ökologischen Ansprüchen ein zentraler Aspekt. Der Kanton verfügt seit Anfang 2021 über ein Instrument zur Nachhaltigkeitsbeurteilung (NHB) von Projekten. Dieses kommt in Abhängigkeit der Komplexität, der Reichweite der Auswirkungen in Raum und Zeit, der betroffenen Bevölkerung, den Kosten und möglichen Zielkonflikten zur Anwendung und soll den Projektleitenden zur Optimierung im Sinne der Nachhaltigkeit dienen. Neben den verwaltungsinternen Vorgaben zur NHB sind die Regionalen Naturpärke über ihre Leistungsvereinbarungen verpflichtet, ein auf ihre Bedürfnisse angepasstes Instrument der NHB ihren Gemeinden anzubieten und damit einen Mehrwert für die nachhaltige Entwicklung zu erbringen. Als Motor, welcher nachhaltige Entwicklung vorantreibt, kann der Kernpunkt «Green Deal» im Regierungsprogramm 2021–2024 angesehen werden. Der in der Junisession 2019 vom Parlament überwiesene Auftrag Wilhelm «Green Deal für Graubünden» deckt mit dem geforderten Aktionsplan zur Reduktion der Treibhausgasemissionen einen ersten und wichtigen Teil eines umfassenden «Green Deal» im Verständnis des Regierungsprogramms ab. Ein Zwischenbericht mit einem Verpflichtungskredit für eine erste Etappe wird dem Grossen Rat in der Oktobersession 2021 vorgelegt. Im Aktionsplan werden die Umstellung auf erneuerbare Energien, der öffentliche Verkehr, der nachhaltige Umgang mit Materialressourcen und die Stärkung der einheimischen Wirtschaft zentrale Handlungsachsen sein. Zu einem umfassenden «Green Deal» im Verständnis der Regierung gehört aber auch der Umgang mit jenen Ressourcen oder Lebensgrundlagen, die insbesondere auch für den Tourismus essenziell sind, nämlich eine intakte Natur und Landschaft sowie das kulturelle Erbe. Eine hohe Sensibilisierung für den Schutz der Landschaft hat in Graubünden eine lange Tradition und ist ein Grund dafür, dass Graubünden stark mit Nachhaltigkeit assoziiert wird. Diesen sorgfältigen Umgang mit der Landschaft gilt es fortzusetzen. Der Förderung der Biodiversität ist ein weiterer Entwicklungsschwerpunkt des Regierungsprogramms 2021–2024 gewidmet.
Zu Frage 1: Ja. Es kann dabei aber nicht nur um einen Werbeeffekt gehen, sondern darum, eine Bündner Haltung der Nachhaltigkeit vorzuleben und gegen innen und aussen durch Ernsthaftigkeit sichtbar zu machen.
Zu Frage 2: Nein. Ein Monitoringsystem, das für die Kommunikation im Tourismus verwendet werden kann, muss vor allem auf konsequente Anstrengungen zur Nachhaltigkeit in der Tourismusdestination und den Beherbergungsbetrieben Bezug nehmen, wie sie von den Gästen auch erlebbar sind. Vorhaben zur Nachhaltigkeit auf kantonaler Ebene können allenfalls ergänzend verwendet werden. Die Regierung ist bereit, diesbezügliche Informationen den Trägerschaften eines Monitoringsystems oder Tourismusmarketings zur Verfügung zu stellen. Es ist und bleibt jedoch Aufgabe einzelner Tourismusdestinationen, sich mit verschiedenen Aspekten der Nachhaltigkeit auseinander zu setzen und nachhaltige Tourismusangebote zu entwickeln sowie zu kommunizieren. Nachhaltigkeit im Tourismus bedarf einer fundierten inhaltlichen Auseinandersetzung und liegt in der unternehmerischen Verantwortung von einzelnen Tourismusakteuren.
Zu Frage 3: Ja. Der Kanton Graubünden hat im Bereich Nachhaltigkeit bereits einen gewissen Vorbildcharakter. Es ist wichtig, dazu zu stehen und sich im Sinne einer Attraktivitätssteigerung auch zur Nachhaltigkeit zu bekennen. Das bedeutet aber auch, dass sich Tourismusorganisationen und einzelne Tourismusakteure in Graubünden gezielt mit touristischen Erlebnissen, bestehend aus Erholung, Bewegung, Kulinarik, Kultur, Natur und Landschaft sowie Umweltqualität, befassen, die einen Beitrag zur Positionierung von Graubünden als nachhaltige Ferienregion leisten.
10. Juni 2021