Die weltweite Covid-19-Pandemie betrifft fraglos alle Menschen. Insbesondere sind natürlich die älteren Menschen stark betroffen, da sie ein deutlich erhöhtes Sterberisiko haben. Aus diesem Grund wurden und werden sie richtigerweise auch zuerst geimpft.
Jugendliche gehören nicht zu den Risikogruppen von Covid-19. Dennoch wird zunehmend sichtbar, dass die Pandemie und ihre Begleitumstände sich weitreichend auf die Gesundheit, das Wohlbefinden und die Entwicklung junger Menschen auswirken. So sind Kinder- und Jugendpsychologen besorgt. Sie sind stark ausgelastet und zeigen auf, dass die Verzweiflung, psychosomatische Krankheiten sowie ernsthafte Suizidabsichten bei Kindern und Jugendlichen ab 12 Jahren zunehmen (NZZ am Sonntag, 11.4.2021). Eine starke Zunahme des Beratungsbedarfs zeigt auch die Auswertung von 147.ch, welche von Pro Juventute angeboten wird und Kindern und Jugendlichen kostenlos zur Verfügung steht. (PRO JUVENTUTE CORONA-REPORT (Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf Kinder, Jugendliche und ihre Familien in der Schweiz): https://www.projuventute.ch/sites/default/files/2021-02/Pro-Juventute-Corona-Report-DE.pdf). Es trifft besonders jene, die schon vor der Pandemie in schwierigen Lebenssituationen steckten. Ihnen mangelt es oft an ausreichend Ressourcen, um die Zusatzbelastungen, die Corona mit sich bringt, zu meistern. Eine mehrteilige Untersuchung der ZHAW zum Thema «Jugend in Zeiten der Covid19-Pandemie» (ZHAW: Jugend in Zeiten der Covid19-Pandemie, Ergebnisse einer Wiederholungsbefragung von Jugendlichen im Kanton Zürich, https://digitalcollection.zhaw.ch/bitstream/11475/22094/3/2021_Baier-Kamenowski_Jugend-in-Zeiten-der-Covid19-Pandemie.pdf) zeigt eindrücklich, wie sich das Wohlbefinden der Jugendlichen entwickelt hat. Emotionale Probleme nahmen im Vergleich der Befragungen signifikant zu. Die psychische Befindlichkeit unter Jugendlichen leidet, ein erhöhter Therapiebedarf ist erwartbar und wird teilweise bereits festgestellt.
Verschiedene Jungparteien (JUSO, Junge Grüne, JGLP, JEVP, Junge Mitte) haben sich auch mit einem Appell zum Thema an den Bundesrat gewandt. Der Präsident der Konferenz der kantonalen Justiz- und Polizeidirektorinnen und -direktoren (KKJPD), Fredy Fässler, sprach sich dafür aus, dass junge Menschen stärker in Entscheidungsfindungen einbezogen werden.
Zusammengefasst zeigt sich, dass, obschon die Schweiz – im Vergleich zu anderen Ländern – die Schulen fast immer offengehalten und somit mehr «Normalität» gewährt hat, trotzdem grosser Handlungsbedarf besteht.
In diesem Zusammenhang fordern die Unterzeichnenden, dass im Austausch mit den Bündner Jugendorganisationen (z. B. Jugend.gr, Jubla, Cevi) sowie Vertreterinnen und Vertretern der Jugend selbst die Problematik unverzüglich umfassend adressiert wird. Dabei sollen Massnahmen erarbeitet werden, die sich in kurzfristige, schnell umsetzbare (z. B. Ausbau psychologische Beratungsangebote, Partizipation der Jugendlichen an der politischen Diskussion um COVID-19, finanzielle Hilfen für Studierende) sowie in mittel-/längerfristige Ansätze (z. B. soziale Sicherung der Familien, das zielorientierte Schliessen der entstandenen Bildungslücken bei Betroffenen, Sicherung von Ausbildungsplätzen, Austauschprogramme) gliedern. Ein besonderer Fokus soll dabei auf die Unterstützung von besonders benachteiligten Jugendlichen/Familien gelegt werden. Unbestritten ist nämlich, dass die Pandemie die sozioökonomische Kluft bei Jugendlichen noch vergrössert hat.
Davos, 21. April 2021
Rettich, Caviezel (Chur), Degiacomi, Atanes, Baselgia-Brunner, Cahenzli-Philipp, Degiacomi, Gartmann-Albin, Hofmann, Horrer, Müller (Felsberg), Perl, Preisig, Rutishauser, Schwärzel, Wilhelm, Pajic, Spadarotto, Stieger, Tomaschett (Chur), van Kleef