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Session: 21.04.2021

Die Corona-Pandemie und die daraus resultierenden wirtschaftlichen sowie gesellschaftlichen Folgen werden den Tourismuskanton Graubünden noch lange empfindlich tangieren. Die Pandemie wird nicht einfach enden. Es wird von einer langen Übergangszeit zwischen dem heutigen Status und einem solchen, in welchem wir mit dem Virus in verträglicher Koexistenz leben, ausgegangen. «Nach der Pandemie» bedeutet im schlimmsten Fall «vor der nächsten Pandemie». Der Tourismus wird in Zukunft vielleicht immer wieder auf ähnliche Weise gefordert sein.

Die Universität St. Gallen attestiert dem Staat in ihrer Lageeinschätzung zur Zukunft des Tourismus mit und nach Covid-19 weiterhin eine aktive Rolle. Sei dies durch das Schaffen stabiler Rahmenbedingungen, den Abbau von Bürokratie und finanziellen Belastungen sowie die Vereinfachung und Automatisierung von Abläufen, die Prüfung steuerlicher Anreize, das Fokussieren von Förderprogrammen für Investitionen in die Zukunft usw.

Einige Anfragen und Anträge sind in jüngster Zeit eingereicht und zum Teil bereits überwiesen worden (Aufträge Hohl, Maissen und Stiffler).

Die Zeit ist daher reif, für Graubünden eine klare Tourismusstrategie zu entwickeln. Denn die Ziele des «Tourismusprogramms Graubünden 2014-2023» und des «Weissbuchs für den Bündner Tourismus» sind zum Teil überholt und die Rolle des Tourismusrats ist zu hinterfragen. Im Hinblick, dass aktuell auf nationaler Ebene eine neue Tourismusstrategie erarbeitet wird, ist es daher wichtig, dass der Tourismuskanton Graubünden seine eigenen Hausaufgaben hierzu ebenso macht.

Die Unterzeichner beauftragen daher die Regierung:

Zeitnah und gemeinsam mit heterogenen, touristischen Akteuren im Kanton eine zeitgemässe und der Situation angepasste Tourismusstrategie zu erarbeiten. Diese Strategie umfasst folgende Eckpunkte: touristische Vision, strategische Ausrichtung des Bündner Tourismus mit eindeutigen Entwicklungszielen, abgestimmt auf die Entwicklungen in den Regionen/Destinationen, gefolgt von einer klaren Aufgaben- und Rollenteilung, hinterlegt mit einem Finanz- und Zeitplan. Das Ziel dieser Tourismusstrategie ist dabei eine ganzheitliche, korrelierende Betrachtungsweise der Tätigkeitsfelder: Angebots-/Produktentwicklung, Nachfrage-Stimulanz, Tourismusförderung und Strukturen.

Davos, 21. April 2021

Stiffler, Tomaschett (Breil), Wilhelm, Berweger, Bettinaglio, Brunold, Cahenzli-Phillipp, Caluori, Cantieni, Casutt-Derungs, Caviezel (Chur), Caviezel (Davos Clavadel), Censi, Crameri, Danuser, Della Vedova, Derungs, Ellemunter, Engler, Fasani, Felix, Flütsch (Splügen), Föhn, Gugelmann, Hartmann-Conrad, Hohl, Holzinger-Loretz, Horrer, Kienz, Kunfermann, Loepfe, Marti, Michael (Donat), Natter, Paterlini, Perl, Pfäffli, Preisig, Rüegg, Rutishauser, Schutz, Schwärzel, Thomann-Frank, Thür-Suter, Ulber, von Ballmoos, Waidacher, Wellig, Widmer (Felsberg), Zanetti (Landquart), Adank-Arioli, Costa, Decurtins-Jermann, Flütsch (St. Antönien), Heini, Pajic, Spadarotto, Stieger, Tomaschett (Chur), van Kleef

Antwort der Regierung

Die Corona-Pandemie und deren Folgen führen auch im Bündner Tourismus zu ganz unterschiedlich gelagerten Herausforderungen. So ist jedes Tourismusunternehmen gefordert, sein Angebot zu überprüfen und auf sich verändernde Gästebedürfnisse auszurichten. Es gilt zudem, den internationalen Reisemarkt zu beobachten und Rückschlüsse auf die touristische Nachfrage zu ziehen. Tourismusdestinationen tun gut daran, Trends und jüngste Entwicklungen zu analysieren und in ihre Unternehmensstrategien zu übertragen. Die Digitalisierung, die Nachhaltigkeit, der Wunsch nach Regionalität, neue Arbeitsformen und vieles mehr sind starke Treiber der künftigen Tourismusentwicklung, auch in Graubünden.

Genau wie der Verein Graubünden Ferien legen auch die einzelnen Tourismusorganisationen (Destinationsmanagement-Organisationen, regionalen Tourismusorganisationen) und alle Tourismusunternehmen (beispielsweise Rhätische Bahn, Bergbahnunternehmen, Hotelbetriebe usw.) ihre Unternehmensstrategie autonom fest.

Die Regierung ist bereit, eine allgemein gültige Tourismusstrategie Graubünden zu erarbeiten und insbesondere der Aufgaben- sowie Rollenteilung im Bündner Tourismus besondere Beachtung zu schenken. Dies soll zur Klärung verschiedener Fragen und zur Stärkung von Graubünden als Tourismuskanton führen.

Die im Auftrag konkret formulierten Eckpunkte einer Tourismusstrategie Graubünden lehnt die Regierung jedoch ab, weil die Aufzählung zu einengend und abschliessend ist. Es bedarf einer übergeordneten Betrachtungsweise, im Wissen, dass der Kanton keiner Tourismusdestination und keinem touristischen Leistungsträger direkte Vorgaben in strategischer Hinsicht machen kann und soll. Eine Tourismusstrategie Graubünden soll einen Orientierungsrahmen schaffen und hinsichtlich Gliederung auch von den aufgeführten Eckpunkten abweichen können.

Das Staatssekretariat für Wirtschaft SECO aktualisiert derzeit die Tourismusstrategie des Bundes und legt darin die Schwerpunkte des Bundesrats für die nächsten Jahre fest. Die Tourismusstrategie Graubünden soll diese Anpassungen berücksichtigen.

Hinsichtlich Tourismusförderung im Kanton Graubünden sind die Grundlagen im Gesetz über die Förderung der wirtschaftlichen Entwicklung in Graubünden (Wirtschaftsentwicklungsgesetz, GWE; BR 932.100) festgehalten. Beispielsweise sind im GWE und der dazugehörenden Verordnung die Finanzierung von Graubünden Ferien, der Regionenmarke graubünden, von Sportanlagen und weiteren tourismusrelevanten Aspekten verankert. Im Rahmen der Neuen Regionalpolitik des Bundes wird auch das Tourismusprogramm Graubünden 2014–2023 umgesetzt. Verschiedene Projekte der Tourismusentwicklung konnten in den letzten Jahren mit diesem Instrument massgeblich gefördert werden.

Aufgrund dieser Ausführungen beantragt die Regierung dem Grossen Rat, den vorliegenden Auftrag wie folgt abzuändern: Die Regierung erarbeitet eine Tourismusstrategie Graubünden als Orientierungsrahmen für die Akteure im Tourismus, wobei die inhaltliche Gliederung der Regierung überlassen bleibt.

29. Juni 2021