Auf den nächsten Dezember hin erfolgt bekanntlich der nächste Fahrplanwechsel. Dank der Erholung der Gästefrequenzen auf Bahn- und Postautokursen zeichnet sich erfreulicherweise ab, dass viele im Vorjahr noch aufgeschobene Ausbauten und Verbesserungen im ÖV-Angebot nun voraussichtlich umgesetzt werden können.
Änderungen im Fahrplan sollten gesamtheitlich Vorteile bringen für die Erreichbarkeit aller Regionen in unserem Kanton. Dies auch im Hinblick auf das kantonale Ziel, den Halbstundentakt der RhB in die Regionen zu bringen. Auf der Linie Chur – Thusis führen die vorgesehenen Anpassungen zu einem neuen Halbstundentakt. Der Halbstundentakt in die Surselva ist seit langem angekündigt, harrt jedoch seiner Umsetzung, da der Ausbau von Kreuzungsstellen noch fehlt. Nebst dem Umstand, dass sich die Einführung des Halbstundentakts für die Surselva verzögert, zeichnet sich mit dem kommenden Fahrplanwechsel gar eine massive Verschlechterung des bestehenden Angebots ab. Neu ist Chur West aus der Surselva nur noch mit ganz wenigen Verbindungen am Tag direkt erreichbar. Bei den meisten Verbindungen fährt der Zug ohne Halt an Chur West vorbei und muss der Fahrgast im Hauptbahnhof umsteigen und wieder zurückfahren oder vorher auf der Strecke bereits versuchen umzusteigen. Damit verlängert sich die Fahrzeit unnötig.
Diese Verschlechterung des bestehenden Angebots ist nicht nachvollziehbar, gerade nicht vor dem Hintergrund der vom Kanton getätigten und noch geplanten Investitionen. Mit «sinergia», der FH Graubünden und der generellen Aufwertung des Gebiets wird Chur West zu einem neuen, lebendigen Stadtteil, an dem die Frequenzen auch mit dem geplanten neuen, attraktiven Bahnhof massiv erhöht werden sollen. Dazu gehört auch die entsprechende ÖV-Erschliessungsqualität, vor allem in die relevanten Einzugsgebiete. Gerade für Pendlerinnen und Pendler aus der Surselva, einer wichtigen Wohnregion für Fachkräfte von Churer Arbeitgebern, dürfte die Verschlechterung der Verbindung jedoch ein starkes Argument sein, beim Auto zu bleiben oder wieder zum Auto zurückzukehren. Angesichts einer sich wandelnden Arbeitswelt reicht es auch nicht, bloss am Morgen und am Abend je eine direkte Verbindung zu haben. Gleiches gilt für Besucherinnen und Besucher der kantonalen Verwaltung oder Studierende der FH Graubünden.
Die beabsichtigte Fahrplanänderung und der damit einhergehende Attraktivitätsverlust ist schliesslich auch im Lichte der in der letzten Woche präsentierten Totalrevision des Gesetzes über den öffentlichen Verkehr nicht nachvollziehbar, wonach ein zukunftsorientiertes Fundament für den weiteren Ausbau des ÖV gelegt werden soll und alle Regionen von einem verbesserten Angebot des ÖV profitieren sollen. Statt des beabsichtigten Umsteigens von Personen auf den ÖV ist das Gegenteil zu befürchten.
Aufgrund dieser Situation beauftragen die Unterzeichnenden die Regierung, für den Kanton als Besteller des ÖV alles zu unternehmen, um sicherzustellen, dass Chur West auf der Schiene direkt erschlossen bleibt.
Chur, 16. Juni 2022
Sax, Marti, Brunold, Alig, Berther, Bettinaglio, Brandenburger, Buchli-Mannhart, Cahenzli (Sagogn), Caluori, Cantieni, Casty, Casutt-Derungs, Caviezel (Chur), Censi, Crameri, Danuser, Degiacomi, Della Cà, Deplazes (Rabius), Derungs, Ellemunter, Epp, Fasani, Favre Accola, Flütsch, Gartmann-Albin, Gugelmann, Hardegger, Hartmann-Conrad, Hohl, Kasper, Kienz, Koch, Kohler, Kunfermann, Kunz (Chur), Kuoni, Lamprecht, Loepfe, Märchy-Caduff, Michael (Donat), Mittner, Niggli-Mathis (Grüsch), Padrun-Valentin, Pajic, Perl, Rettich, Ruckstuhl, Schmid, Schneider, Thür-Suter, Tomaschett (Breil/Brigels), Tomaschett-Berther (Trun), Ulber, Valär, Widmer (Felsberg), Widmer-Spreiter (Chur), Wieland, Zanetti (Landquart)