Im BT vom 6. August 2022 hat Herr Regierungsrat Cavigelli ein zweiseitiges Interview zur momentanen Energiekrise gegeben. Dabei ging es in erster Linie um, wie es bereits der Titel sagte, «Laufende Skilifte und geheizte Stuben». Die steigenden Preise und die daraus resultierenden Folgen für die Wirtschaft waren leider kein Thema dieses Interviews. Dies weckt die Befürchtung, dass die Bündner Regierung hier den Ernst der Lage verkannt hat. Es geht nicht nur darum, ob wir nächsten Winter genügend Energie haben werden oder nicht. Es geht insbesondere darum, ob man sich die Energie noch leisten kann oder nicht, und welche wirtschaftlichen Folgen dies vor allem für Grossbezüger hat, welche die Energie im freien Markt beziehen müssen und für 2023 noch keinen Vertrag haben (rund 40 Prozent). Die vom VSE angenommene Strompreiserhöhung von 20-60 Prozent in der Grundversorgung (Privatkunden) mag für die meisten noch tragbar sein, prekärer sieht jedoch die Situation für die Grossbezüger mit über 100 000 KWh/Jahr aus, da aktuell jeglicher Bedarf an Strom momentan aufgrund eines illiquiden Marktes gar nicht eingekauft werden kann. Solange dies so ist, sind wir einer Preisrallye ausgesetzt.
Wie bereits oben erwähnt, hat dies für all jene, welche noch keinen Stromliefervertrag für 2023 abgeschlossen haben, schwere wirtschaftliche Folgen.
Ein Beispiel:
- Marktkunde xy mit einem jährlichen Stromverbrauch von 1 GWh (eine Million Kilowattstunden, entspricht einem mittleren Hotel in Graubünden)
- Der momentane Preis liegt bei 6.0 Rp./kWh (eher hoch)
- Der Preis (Stichtag 10.08.2022) für das 2023 liegt bei 56.96 Rp./kWh
- Kosten aktueller Preis (6.0 Rp./kWh): CHF 60 000 / Jahr
- Kosten Preis 2023 (56.96 Rp./kWh): CHF 569 600 / Jahr
>>>Energiekosten steigen um CHF 509 600 / Jahr oder um 949 Prozent
Es ist davon auszugehen, dass nur die wenigsten Unternehmen, und zwar branchenübergreifend, solche gigantischen Mehrkosten tragen können. Sollte sich die Situation nicht entschärfen, sind Schliessungen vorprogrammiert.
Die Unterzeichner gelangen deshalb mit folgenden Fragen an die Regierung:
- Ist sich die Regierung der äusserst brisanten Lage der Energiepreise bewusst, welchen Einfluss diese hohen Energiepreise auf die Wirtschaft und das Image Graubündens haben, wenn z. B. rund 40 Prozent der Tourismusinfrastrukturen geschlossen werden?
- Kann die Regierung einschätzen, wie viele Betriebe für den Bezug ihrer Energie dem Marktpreis ausgesetzt sind (d. h. nicht in der Grundversorgung sind), aus welchen Branchen diese Betriebe stammen und welche Kettenreaktionen allfällige Betriebsschliessungen auslösen könnten?
- Was tut die Regierung, um die Lage der Energiepreise zu entschärfen?
- Welchen Notfallplan hat die Regierung, um massenhafte Betriebsschliessungen in der Hochsaison zu verhindern?
- Ist die RhB auch betroffen und falls ja, welche Folgen hat dies bezüglich Preisstruktur und Angebot, wie werden die Mehrkosten finanziert beziehungsweise kompensiert?
- Wie sieht die Kommunikation bei Ergreifung von Massnahmen zwecks Stromversorgungssicherheit innerhalb des Kantons Graubünden aus?
Chur, 31. August 2022
Gort, Favre Accola, Grass, Adank, Brandenburger, Butzerin, Candrian, Casutt, Cortesi, Della Cà, Dürler, Hefti, Hug, Koch, Krättli, Lehner, Menghini-Inauen, Metzger, Morf, Rauch, Roffler, Salis, Sgier, Stocker, Weber