Aufgrund der demografischen Struktur der Bevölkerung herrscht in Graubünden ein Arbeitskräftemangel, der sich zukünftig noch verschärfen wird. Seit einiger Zeit befasst sich auch das Wirtschaftsforum Graubünden mit der Thematik. So publizierte es im September 2022 einen Bericht «Personal- und Fachkräftemangel in Graubünden: Perspektiven und Massnahmenvorschläge», wobei die Erhöhung der Arbeitsstunden der Bündner Wohnbevölkerung, die Verbesserung des Pendlersaldos sowie die Verbesserung des Wanderungssaldos als sinnvolle Strategien zugrunde gelegt wurden. Als geeignete Massnahmen, welche massgeblich durch den Kanton umgesetzt werden könnten, werden vorgeschlagen (z. T. bereits in Erarbeitung respektive Umsetzung):
- Schaffung finanzieller Anreize für eine weitere Erwerbstätigkeit im Rentenalter
- Verpflichtung der Gemeinden zum Ausbau der familienergänzenden Kinderbetreuung
- Gewährung eines höheren Kinderbetreuungsabzugs bei Kantonssteuern
- Beschleunigung des Grenzverkehrs (v. a. Bernina- und Maloja-Pass)
- Stärkung der Hochschulen in Graubünden (z. B. Campus FHGR)
- Weitere gezielte Förderung bedürfnisorientierter Infrastrukturen und innovativer Produktentwicklung (Attraktivität der Freizeit- und Sportmöglichkeiten)
- Prüfung, ob flächendeckende Hochbreitbandabdeckung für zukünftig zu erwartende Datenmenge und die ergriffenen Mass-nahmen in den Regionen ausreichen
- Umschichtung der Steuerbelastung (z. B. stärkere Belastung der Liegenschaften zugunsten einer tieferen Einkommenssteuer; tieferer Steuersatz für gewerblich genutzte Liegenschaften als für Wohnnutzungen)
- Nutzung des Potenzials von Studierenden aus Drittstaaten durch Anpassung der Zulassungspraxis für Nebenerwerbstätigkeit an Weisungen des Bundes
- Unterstützung des Angebots von Graubünden-Benefits für alle Arbeitnehmenden
- Paradigmenwechsel im kantonalen Standortmarketing (neben Fokussierung auf Unternehmen auch auf potenzielle Arbeitskräfte)
- Monitoring der Arbeitsmarktentwicklung
- Vorantreiben von E-Government in der öffentlichen Verwaltung
- Förderung von Prozess- und Geschäftsmodellinnovationen
Die Unterzeichnenden bitten die Regierung mitzuteilen,
- welche der oben erwähnten Vorschläge in welchem Zeitrahmen weiterverfolgt werden (Antworten in Tabellenform ausreichend);
- weshalb Vorschläge nicht weiterbearbeitet werden und weshalb sie aus Sicht der Regierung nicht zielführend sind;
- welche weiteren Vorschläge betreffend Arbeits- und Fachkräftemangel in welchem Zeitrahmen bearbeitet werden.
Chur, 19. Oktober 2022
Kappeler, Loepfe, Baselgia, Badrutt, Bardill, Bavier, Bettinaglio, Biert, Bischof, Bleuler-Jenny, Brunold, Cahenzli-Philipp (Untervaz), Collenberg, Danuser (Chur), Derungs, Dietrich, Epp, Gansner, Gartmann-Albin, Heini, Hoch, Kreiliger, Mani, Messmer-Blumer, Michael (Castasegna), Oesch, Rageth, Schutz, von Ballmoos, Widmer, Zanetti (Sent)