Die Förderung von Schülerinnen und Schülern mit hochschwelligem Förderbedarf liegt in der Zuständigkeit des Kantons. Sie wird durch die drei Kompetenzzentren «Giuvaulta» (Rothenbrunnen), «Schulheim» (Chur) und «Casa Depuoz» (Trun) abgedeckt. Aktuell stehen jedoch in den Kompetenzzentren keine Plätze oder dann nur sehr beschränkt zur Verfügung. Leider fehlt den Kompetenzzentren auch das ausgebildete Personal für die integrierte Sonderschule (ISS) in den Regelschulen zunehmend.
Schulträgerschaften beobachten deshalb immer häufiger, dass sowohl die ISS als auch externe Sonderschulplätze nicht gewährleistet werden können. Die Kinder haben jedoch das Recht auf Unterstützung. Als unzulässige Gegenmassnahme werden bei Schülerinnen und Schülern – trotz ausgewiesenem Förderbedarf – entsprechende Zuweisungen nicht erteilt oder einfach hinausgeschoben.
Demzufolge sind die betroffenen Schulführungen bei einem fehlenden externen Sonderschulplatz gezwungen, eine Lösung innerhalb ihres Regelschulsystems zu finden. Trotz übermässigem Unterstützungsaufwand, welcher mit finanziellen und personellen Ressourcen durch Schulheilpädagog:innen und Klassenassistenzen aufgestockt und durch die Schulleitung mit grossem Aufwand koordiniert wird, bleibt ein solches «Notfall-Setting» für die Beteiligten ungeeignet beziehungsweise untragbar. Einerseits erhält das betroffene Kind keine bedarfsgerechte Unterstützung und Förderung und andererseits leiden oft die Klasse und das ganze Schulsystem darunter.
Die herausfordernden Situationen vor Ort mit dieser zusätzlichen Belastung verschärfen die Problematik des Lehrpersonen- und Schulleitungsmangels kurz-, mittel- und langfristig. Individuelle Überforderungen, welche immer öfters zu Pensenreduktionen oder leider sogar zum Berufsausstieg führen, sind nicht nur bei den Lehrpersonen, sondern vermehrt auch bei den Schulleitungen erkennbar.
Wir sind der Meinung, dass die Belastbarkeit der Schulsysteme weder durch den Personalmangel im hochschwelligen Bereich noch durch fehlende Sonderschulplätze zusätzlich ausgereizt werden darf und dringender Handlungsbedarf besteht.
Wir bitten deshalb die Regierung um die Beantwortung folgender Fragen:
- Gibt es eine Statistik, welche den Platzbedarf in den letzten Jahren aufzeigt beziehungsweise wird der Bedarf systematisch eruiert?
- Wie kann der Personalmangel sowie die aktuelle Platznot in den Kompetenzzentren begründet werden und welche sind die Ansätze, um die Situation kurzfristig zu entschärfen?
- Welche Massnahmen müssen getroffen werden, damit die den Kindern zustehende Förderung im hochschwelligen Bereich und die Anzahl Plätze in den Kompetenzzentren auch mittel- und langfristig sichergestellt werden kann?
- Wie können anfallende Kosten für die von Fachstellen empfohlenen Sondersettings im Regelunterricht, die aufgrund des Mangels an Sonderschulplätzen entstehen, durch den Kanton abgegolten werden?
Chur, 7. Dezember 2022
Dietrich, Holzinger-Loretz, Favre Accola, Atanes, Bachmann, Bardill, Baselgia, Beeli, Berther, Berweger, Biert, Binkert, Bischof, Bisculm Jörg, Bleuler-Jenny, Brandenburger, Brunold, Bürgi-Büchel, Cahenzli-Philipp (Untervaz), Claus, Collenberg, Degiacomi, Della Cà, Derungs, Epp, Furger, Gansner, Gartmann-Albin, Gredig, Hofmann, Jochum, Kasper, Kocher, Kohler, Kreiliger, Kuoni, Lehner, Loepfe, Luzio, Mani, Menghini-Inauen, Messmer-Blumer, Morf, Müller, Nicolay, Oesch, Pajic, Perl, Preisig, Rageth, Rettich, Rusch Nigg, Rutishauser, Sax, Ulber, Walser, Widmer, Wieland, Wilhelm, Zindel