In der Südostschweiz vom 11. April 2023 wurde über den geplanten Ausbau der N28 zwischen Fideris und Küblis-Dalvazza berichtet. Aufgrund der engen Platzverhältnisse muss für den Ausbau der Nationalstrasse das Trassee der RhB in einen neuen Tunnel verlegt werden. Zusätzlich zur Nationalstrasse soll neu auch noch eine Kantonsstrasse erstellt werden. Für diese neu angelegten Strassen soll der Veloweg «geopfert», d. h. ersatzlos gestrichen und abgebrochen werden. Der Veloweg soll künftig auf der Lokalstrasse geführt werden.
Der Veloweg zwischen Fideris und Küblis-Dalvazza wurde erst 2011 gebaut. Er wurde damals von einer nationalen Jury mit einem Anerkennungspreis, dem «Prix Velo», ausgezeichnet. Die Streckenführung und der Ausbaugrad seien ein Musterbeispiel dafür, wie Lücken im bestehenden Velowegnetz geschlossen werden können. Gut zehn Jahre später soll der Veloweg nun bereits wieder abgebrochen werden und einem Ausbau der National- und Kantonsstrasse weichen. Dies steht im Widerspruch zum Anfang Jahr in Kraft getretenen nationalen Veloweggesetz. Dieses fordert von den Kantonen, bis in fünf Jahren ein durchgehendes, attraktives, homogenes und, wo möglich und angebracht, vom restlichen Verkehr getrenntes Velowegnetz zu planen und anschliessend zu realisieren. Bis Fideris und ab Küblis bestehen solche getrennten Velowege. Nun soll dieser separate Veloweg unterbrochen werden. Es widerspricht diesen Vorgaben, Velowege abzubrechen und den Veloverkehr wieder auf die Strasse zu verbannen. Zusätzlich geht Kulturland der Landwirtschaft verloren.
Der Veloweg zwischen Fideris und Küblis-Dalvazza wird aktuell intensiv von verschiedenen Nutzern beansprucht. Nebst Sport- und Touren-Velofahrern sind auch Rollskis, Inline-Skates, Familien mit Kindern und Spaziergänger darauf unterwegs. Für all diese Nutzer bedeutet eine Verlegung auf die Strasse eine massive Verschlechterung. Denn auf einer Kantonsstrasse ohne Trottoir geht niemand spazieren. In der regionalen Entwicklungsstrategie Prättigau/Davos hat das Velofahren und Biken hohe Priorität. Es stellt touristisch einen der wichtigsten Pfeiler dar, nicht zuletzt beim Ziel, den Sommertourismus zu stärken. Die Route wird nicht nur immer beliebter als Teil von Fernrouten, auch etliche Einheimische benützen diese täglich, um zur Arbeit oder zur Schule zu fahren. Damit wäre es wohl vorbei.
Es mag zwar zutreffen, dass auf der künftigen Kantonsstrasse weniger Verkehr unterwegs sein wird als auf der heutigen Nationalstrasse, aber auch der Lokalverkehr und Ausweichverkehr nimmt immer mehr zu. Zudem ist bereits heute absehbar, dass aufgrund der geplanten Vignettenpflicht längst nicht der gesamte Verkehr auf der Nationalstrasse verkehren wird. All dies widerspricht den fundamentalen Bedürfnissen der lokalen Bevölkerung , des Tourismus sowie der Landwirtschaft und schadet somit auch der Wertschöpfung im Tal. Das Mittel- und Vorderprättigau haben heute schon hohe Belastungen durch den Verkehr nach Klosters/Davos und ins Engadin zu tragen. Ein Abbruch und Verzicht auf den Veloweg Fideris-Küblis-Dalvazza erhöht diese Lasten zusätzlich und reduziert die Attraktivität für Gäste und Einheimische.
Aufgrund obiger Ausführungen bitten wir die Regierung um eine Antwort auf folgende Fragen:
- Wie beurteilt die Regierung einen durchgehenden Veloweg durch das Prättigau bezüglich seiner Bedeutung für den Alltags- und Freizeitverkehr sowie den Tourismus?
- Wie könnten Anpassungen der Streckenführung der beteiligten Verkehrsträger aussehen, bei welchem der Langsam- und Fussgängerverkehr nicht vom Veloweg auf die Strasse verlegt wird?
- Was ist der Stand der geplanten Ausdehnung der Vignettenpflicht auf die N28? Welche Verkehrsverlagerungen – weg von der Nationalstrasse – hätte dies zur Folge?
- Wie plant die Regierung sicherzustellen, dass bei der Planung von Infrastrukturprojekten der Langsamverkehr angemessen berücksichtigt wird?
Klosters, 15. Juni 2023
Kocher, Roffler, Gansner, Altmann, Atanes, Bachmann, Bardill, Bavier, Beeli, Bergamin, Berweger, Biert, Bischof, Bisculm Jörg, Bleuler-Jenny, Bundi, Cahenzli-Philipp (Untervaz), Cola Casaulta, Collenberg, Crameri, Danuser (Chur), Degiacomi, Della Cà, Derungs, Dietrich, Gartmann-Albin, Gredig, Hartmann, Hoch, Hofmann, Hohl, Holzinger-Loretz, Jochum, Kienz, Kreiliger, Loi, Luzio, Mani, Mazzetta, Michael (Castasegna), Müller, Oesch, Perl, Peter, Preisig, Rageth, Rettich, Rodigari, Rusch Nigg, Rutishauser, Saratz Cazin, Sax, Schneider, Schutz, Stiffler, von Ballmoos, Walser, Wieland, Wilhelm