Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) kommen in verschiedenen Lebensbereichen vor, wobei das Erscheinungsbild je nach Schweregrad und Alter unterschiedlich ausgeprägt ist. Menschen mit einer ASS teilen gewisse Gemeinsamkeiten. So zeigen Betroffene Auffälligkeiten in der Kommunikation und in der sozialen Interaktion. Sie verfügen häufig über eingeengte Interessen und bevorzugen gleichbleibende Abläufe.
Am 17. Oktober 2018 verabschiedete der Bundesrat einen Bericht zum Thema ASS. In diesem Bericht empfahl er unter anderem, die Frühintervention zu einem Handlungsschwerpunkt bei den Massnahmen für Menschen mit einer Autismus-Spektrum-Störung zu machen. Eine möglichst frühe Diagnosestellung ist zentral und die intensive Frühintervention sollte sobald wie möglich nach der Diagnose erfolgen. Zahlreiche wissenschaftliche Studien haben die Wirksamkeit der Methoden zur intensiven Frühintervention bestätigt.
In der Schweiz gibt es seit einigen Jahren Zentren, die unterschiedliche intensive Frühinterventionsprogramme anbieten. In der Studie zum Pilotversuch der IV konnten von 86 dort geförderten Kindern fast 60 Prozent nach den intensiven Frühinterventionen integrativ eine Regelschule besuchen.
In den Sonderschulkompetenzzentren ist ein starker Anstieg der Zahlen von Kindern mit ASS beim Eintritt in den Vorkindergarten/Kindergarten festzustellen. Schon heute ist es in Graubünden jedoch nicht möglich, allen Kindern die Chance eines Platzes und somit der intensiven Frühintervention zu bieten. Um diesem Zustand raschmöglichst entgegenzuwirken, benötigt es im Kanton eine Fachstelle «Autismus», welche sich nebst Fort- und Weiterbildungsangeboten von Fachpersonen genauso mit einer umfassenden Beratung, Begleitung und Unterstützung von betroffenen Menschen und deren Umfeld befasst.
Platzmangel herrscht jedoch nicht nur bei Kleinkindern, sondern auch bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit sehr schweren Formen von Autismus-Spektrum-Störung. Die heute im Kanton Graubünden bestehenden Institutionen sind weder betrieblich noch personell und infrastrukturell darauf ausgelegt, mit diesen schweren Formen umgehen zu können. Um diesem Mangel entgegen zu wirken, ist es nach Ansicht der Unterzeichnenden notwendig, ein eigenes Kompetenzzentrum mit spezialisierten Fachpersonen ASS und geeigneten räumlichen Einrichtungen zu schaffen.
In diesem Sinne beauftragen die Unterzeichnenden nun die Regierung, raschmöglichst eine Fachstelle ASS zu schaffen sowie sich mit der Planung eines Kompetenzzentrums ASS zu befassen.
Klosters, 15. Juni 2023
Gartmann-Albin, Loepfe, Holzinger-Loretz, Altmann, Atanes, Bachmann, Bardill, Baselgia, Bavier, Beeli, Berweger, Biert, Bischof, Bisculm Jörg, Bleuler-Jenny, Cahenzli-Philipp (Untervaz), Cola Casaulta, Degiacomi, Dietrich, Gredig, Hoch, Hofmann, Hohl, Jochum, Kaiser, Kappeler, Kienz, Kocher, Kreiliger, Lehner, Loi, Luzio, Mani, Mazzetta, Michael (Castasegna), Morf, Müller, Natter, Perl, Peter, Pfäffli, Preisig, Rageth, Rettich, Righetti, Roffler, Rusch Nigg, Rutishauser, Said Bucher, Thür-Suter, von Tscharner, Widmer, Wieland, Wilhelm, Zanetti (Sent)