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Session: 02.09.2023

Die Ergebnisse einer Studie zur psychischen Gesundheit von Jugendlichen, die im Auftrag der Stadt Chur mit dem Programm CTC erstellt worden ist, haben im vergangenen Frühling für Betroffenheit gesorgt.

Auffällig zeigen sich die Churer Jugendlichen besonders in den Bereichen Suchtmittelkonsum, Cybermobbing, Schwänzen und Überwachung durch (ehemalige) Partner und Partnerinnen. Als Risikofaktoren ausgemacht wurden fehlende Bindung zu Schule und Wohnumgebung. Gleichzeitig sind die relevanten Schutzfaktoren Familie und sozialer Zusammenhalt teilweise schwach ausgeprägt oder fehlen.

Auch wenn die Studie in Chur durchgeführt wurde, gibt sie doch Hinweise auf möglichen Handlungsbedarf in verschiedenen Gemeinden unseres Kantons.

Die Aufgabe der Gesundheitsförderung und Prävention liegt hauptsächlich bei den Gemeinden. Hierfür ist in jeder Bündner Gemeinde auf Gemeinde- und Schulstufe je eine Person zu bezeichnen. Im Leitfaden «Gesundheitsförderung und Prävention in der Gemeinde» sind diese Aufgaben ausgeführt und als Aufgabe der Gemeindeführung beziehungsweise des Gemeinderats bezeichnet. Somit ist gemäss Leitfaden der Gemeinderat für die Koordination und Steuerung der lokalen Massnahmen zur Gesundheitsförderung und Prävention zuständig. Dies beinhaltet auch eine Früherkennung und Massnahmen bei Entwicklungen, wie diese in den Ergebnissen in Chur dargelegt wurden. Der Kanton respektive das Gesundheitsamt bietet diverse Unterstützungsmöglichkeiten an, welche die Verantwortlichen in den Gemeinden, die Beauftragten für Gesundheitsförderung und Prävention, in ihrer Aufgabe unterstützen.

In diesem Zusammenhang interessieren uns folgende Fragestellungen:

  1. Wie interpretiert die Regierung die Ergebnisse der Studie?
  2. Wo besteht aus Sicht der Regierung nach Lektüre der Studie der dringlichste Handlungsbedarf?
  3. Sind die bestehenden Verantwortlichkeiten und Strukturen insbesondere in den Gemeinden geeignet, um das Ziel einer wirkungsvollen Prävention zu erfüllen?
  4. Wie lässt sich die Sensibilität der Gemeinden für die Notwendigkeit präventiver Massnahmen im Jugendbereich erhöhen?

Chur, 2. September 2023

Rutishauser, Krättli, Föhn, Atanes, Bachmann, Bardill, Bavier, Biert, Bischof, Bisculm Jörg, Bleuler-Jenny, Brandenburger, Cahenzli-Philipp, Collenberg, Degiacomi, Dietrich, Gansner, Gartmann-Albin, Gredig, Hoch, Holzinger-Loretz, Kaiser, Kohler, Kreiliger, Luzio, Mazzetta, Müller, Nicolay, Perl, Preisig, Rageth, Roffler, Rusch Nigg, Said Bucher, Walser, Wilhelm

Antwort der Regierung

Zu Frage 1: Ein wichtiger und initialer Teil von CTC (Communities That Care) ist die Jugendbefragung, deren Ergebnisse die Stadt Chur im Mai 2023 publizierte. Die Jugendbefragung beruht auf einer wissenschaftlichen Vollerhebung in einer Gemeinde. Die Qualität der Daten ist somit sehr hoch. Mittels der Befragung werden die kritischen Risikofaktoren und die Schutzfaktoren in allen Lebenswelten der Kinder und Jugendlichen identifiziert: Familie, Schule, Wohnumgebung und Peergroup. CTC hilft den Gemeinden bei der Auswahl und Umsetzung bewährter und wirksamer Präventionsprogramme und -massnahmen. CTC hilft auch dabei, bereits funktionierende Programme zu verstärken.

Die Regierung stellt mit Besorgnis fest, dass die Bedürfnisse im Bereich Kinder- und Jugendpsychologie steigen. Die Ergebnisse der Stadt Chur zeigen klar Handlungsbedarf, in der Summe der Gemeinsamkeiten als auch der Unterschiede im Vergleich zu den anderen CTC-Gemeinden. Dies gilt in Bezug auf die jeweiligen problematischen Verhaltensweisen und auf die Konstellationen der Risiko- und Schutzfaktoren, die mit diesen Problemverhalten korrelieren. Wichtig ist, dass im Sinne der CTC-Strategie die Datenlage dazu verwendet wird, Strategien zur Minimierung von Risikofaktoren bzw. zur Stärkung von Schutzfaktoren zu formulieren.

Zu Frage 2: Die Gesundheit der Kinder und Jugendlichen wird stark von deren Umfeld, der Familie, der Schule, der Wohnumgebung und der Peergroup beeinflusst. Der grösste Teil der Kinder und Jugendlichen verfügt über eine gute psychische Gesundheit. Rund 10 bis 20 Prozent sind jedoch mit psychischen Problemen konfrontiert.

Folgende Ansätze der Prävention sind wirksam:

  • Stärkung der Familien, um insbesondere bereits im Vorschulalter ein gutes Aufwachsen aller Kinder zu ermöglichen und gesundheitliche Chancengleichheit anzustreben;
  • Stärkung der ausserfamiliären Bezugspersonen für Kinder und Jugendliche durch den Auf- und Ausbau der Schulsozialarbeit, der offenen Jugendarbeit und der niederschwelligen Beratungsangebote in den Gemeinden/Regionen;
  • Früherkennung und Frühintervention als Grundlage für den Umgang mit möglichen Problemen von Kindern und Jugendlichen in den Schulen und Gemeinden etablieren;
  • Kindern und Jugendlichen Mitgestaltungsmöglichkeiten in der Schule, der Gemeinde und der räumlichen Gestaltung ermöglichen.

Zu Frage 3: Die örtliche Gesundheitsförderung und Prävention obliegt den Gemeinden. Die Gemeindeebene eignet sich sehr gut für präventive Massnahmen, da die Gemeinden die Bedürfnisse ihrer Einwohnerinnen und Einwohner sowie die infrastrukturellen Eigenheiten am besten kennen. Dadurch können gezielte und wirksame präventive Massnahmen mit den Betroffenen ausgearbeitet werden. Es gibt jedoch grosse Unterschiede bei der Umsetzung in den Gemeinden. Viele Gemeinden haben beispielsweise keine Schulsozialarbeit, keine offene Jugendarbeit, zu wenig jugendgerechte Räume und zu wenig Partizipationsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche. Es sollten mehr Ressourcen für die Gesundheit der Kinder und Jugendlichen zur Verfügung gestellt werden. Zielführende Massnahmen sind beispielswiese "Runde Tische der Früherkennung und Frühintervention" auf Gemeindeebene oder das Projekt CTC. Kleine Gemeinden können zur Sicherstellung der Gesundheitsförderung und Prävention regionale Synergien nutzen. Der Kanton bietet den Gemeinden für diese anspruchsvollen Aufgaben fachliche Unterstützung.

Zu Frage 4: Die Gemeinden sind für das Monitoring der Massnahmen zuständig. Sie sollten sicherstellen, dass der Zustand der jungen Bevölkerung regelmässig und systematisch erfasst wird. Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger sollten im direkten Dialog mit Schulleitenden, Eltern, Jugendarbeitenden, dem schulpsychologischen Dienst und den Kindern und Jugendlichen sein, um wahrzunehmen, welche Probleme sie beschäftigen und dann entsprechende Massnahmen ergreifen. Es gibt kantonale Fachstellen wie jugend.gr, graubündenSport, die Koordinationsstelle Frühe Förderung beim Sozialamt, die Fachstelle Integration und die Fachstelle Gesundheitsförderung, welche die Gemeinden bei dieser Arbeit unterstützen können. 

18. Oktober 2023