Am vergangenen 25. November fand der internationale Tag gegen die Gewalt an Frauen statt. Der heutige 1. Dezember ist dem Welt-Aids-Tag gewidmet. Diese beide Leidwesen - Gewalt und AIDS wickeln sich parallel ab und sind Hinweise auf schädliche Verhaltensweisen gegen Leib und Seele. Aber nicht nur das: Gewalt und AIDS können heute mehr denn je in Zusammenhang mit der Prostitution gebracht werden. Auf Grund der Herkunft der Frauen die sich prostituieren und ihres isolierten Daseins ist es heute sehr schwierig festzustellen in wie fern diese Prostitution freiwillig geschieht und welchen Zwängen diese Frauen ausgesetzt sind die weder die örtliche Sprache geschweige denn ihre eigenen Rechte kennen, die dem Alkoholmissbrauch und der Gewalt ausgesetzt sind sowie gesundheitsschädigenden Forderungen nachgeben müssen.
Auch unser Kanton scheint nicht gegen dieses Phänomen immun zu sein, da nun gemäss Aussagen der zuständigen Polizeistellen zu den bekannten Nightclubs auch Sauna-Lokale hinzukommen bei denen es sich um eigentliche Bordelle handelt.
Auf schweizerischer Ebene ist dieses Phänomen wohl bekannt und es wird nun offen über "Frauenhandel" gesprochen. In diesen Kreisen werden im weiteren Erpressungen und Nötigungen vermutet, gegen welche sich die betreffenden Frauen nicht wehren können.
Die grösste Schwierigkeit besteht darin, die Frauen die sich prostituieren soweit zu bekommen, das Leid dem sie ausgesetzt sind zu bekennen. Diese aus dem Ausland kommende Frauen haben in der Tat grosse Angst zu sprechen auch hinsichtlich der Vergeltungsmassnahmen die sie zu erwarten hätten. Aus diesem Grund widersetzen sie sich nicht gegen Praktiken die irreparable Schäden auf ihre eigene Gesundheit und auf die Gesundheit Dritter zur Folge haben.
Diverse Kantone haben bereits kantonale Arbeitsgruppen eingesetzt, die Überwachung in den bekannten Lokalen verstärkt und, in Zusammenarbeit mit verschiedenen Organisationen, Durchsuchungen der auffälligen Lokalitäten ausgeführt.
Wir stellen daher der löblichen Regierung folgende Fragen:
1. Ist die Regierung über oben erwähnte Situation unterrichtet?
2. Erachtet sie einen diesbezüglichen staatlichen Eingriff als notwendig?
3. Wäre sie bereit einen Bericht über den Zustand der Prostitution in unserem Kanton zu erstellen damit die Situation bekannt wird und präventive Massnahmen ausgeführt werden können?
4. Wäre sie bereit mit den Institutionen (Frauengruppen, AIDS-Hilfe) zusammen zu arbeiten, um die Frauen zu unterstützten die bereit sind Aussagen zu machen, ohne welche es nicht möglich ist jemanden zu beschuldigen?
Chur, 1. Dezember 1999
Namen: Noi , Meyer, Baselgia, Arquint, Augustin, Beck (Langwies), Biancotti, Bucher, Bühler, Capaul (Lumbrein), Casparis, Censi, Gartmann, Giuliani, Jäger, Koch, Lardi, Locher, Looser, Picenoni, Pitsch, Plouda, Scharegg, Scharplatz, Schlatter, Schmid (Splügen), Suter, Trepp, Valsecchi, Wenger, Schütz, Toschini, Lunghi, Castelli, Christ, Christoffel
Session: 1.12.1999
Vorstoss: dt Interpellation