Mit dem 57 km langen Gotthard-Basistunnel entsteht nicht nur der längste Eisenbahntunnel der Welt, sondern vor allem das Herzstück der zukunftsorientierten Bahnverbindung durch die Alpen. Die Schweiz investiert in dieses Jahrhundertbauwerk rund 10 Milliarden Schweizer Franken, um die wachsenden Verkehrsströme mit der Bahn bewältigen zu können.
Die Attraktivität der Bahn steigt dank kürzeren Fahrzeiten und höherem Komfort an. Ab 2011 wird der Reisende die Alpen in modernen Neigezügen mit Geschwindigkeiten bis zu 250 km in der Stunde durchqueren. Die Reisezeit von Zürich nach Mailand durch den Gotthard-Basistunnel wird noch etwas mehr als 2 Stunden betragen, halb soviel wie heute. Vergleichbare Einsparungen ergeben sich für alle nationalen und internationalen Verbindungen auf dieser Strecke.
Gewissermassen im Zentrum der Alpendurchquerung liegt Sedrun, auf einer Meereshöhe von 1450 m. Am 20. Juni 2000 wurde die Schachtsohle (Tiefe 835 m) erreicht, die auf 507 m.ü.M. liegt. Zurzeit laufen die Arbeiten an der Schachtfusskaverne. Sedrun ist damit schon heute durch einen Lift direkt mit der Bahnlinie verbunden, der zum Transport der Arbeiter und des gesamten anfallenden Ausbruchmaterials benutzt wird.
Der eigentliche Tunnelvortrieb der Ost- und Weströhre erfolgt ab November 2003, parallel dazu werden die restlichen Ausbrüche der Multifunktionsstelle ausgeführt. Diese umfasst mehrere Kavernen mit bahntechnischen Einrichtungen, einen Spurwechsel, damit die Züge in die benachbarte Tunnelröhre wechseln können, sowie Nothaltestellen. Die Multifunktionsstelle ist von aussen mit Frischluft versorgt und unabhängig vom Bahnbetrieb mit dem Lift erreichbar. Wegen den Verzögerungen in Zusammenhang mit der Linienführung im Kanton Uri wird in Sedrun ein zusätzlicher Schacht vom ca. 4 m Durchmesser im Jahre 2002/2003 erstellt.
Frau Nationalrätin Brigitte Gadient reichte am 8. März 2000 ein Postulat in dieser Angelegenheit ein. Es wurde vom Bundesrat und am 16. Oktober 2000 auch vom Nationalrat diskussionslos angenommen. Die Idee dieser Verkehrsverbindung von der oberen Surselva zum Gotthardbasistunnel ist bereits in den Vierzigerjahren des letzten Jahrhunderts geboren. Seither ist sie mehrmals diskutiert worden, namentlich im Zusammenhang mit der Y-Variante und schliesslich das erwähnte Postulat.
Die Idee einer Haltestelle Sedrun eröffnet ungeahnte Entwicklungsmöglichkeiten, sie stellt letztlich eine Vision dar. Nicht nur Sedrun, sondern die ganze Region und letztlich unser Kanton würde durch die Erreichbarkeit eine bedeutende touristische Aufwertung erfahren. In 40 Minuten sind Luzern und Lugano erreichbar, in 60 Minuten Zürich und in 75 Minuten Mailand.
Die Haltestelle Sedrun ist der Schlüssel für eine positive gesamtwirtschaftliche Entwicklung in der Surselva im Sinne der regionalen Wirtschaftsförderung. Neue Unternehmen können angesiedelt werden, Pendler haben interessante Arbeitsmöglichkeiten in den Grossstädten und der wichtige Tourismussektor erhält ganz neue und ungeahnte Impulse. Mit einer aktiven Nutzung der Multifunktionsstelle Sedrun kann letztlich ein entscheidender Beitrag gegen die Abwanderung der jungen Bergbevölkerung in die Städte erreicht werden.
Ein Initiativkomitee ”Porta Alpina Sedrun” schlägt nun vor, die bereits realisierte Infrastruktur der Multifunktionsstelle Sedrun über die rein bahn- und und sicherheitstechnischen Bedürfnisse hinaus zu nutzen. Das Anhalten von mindestens 3 Züge in jeder Richtung pro Tag, die den Gotthardbasistunnel täglich durchqueren, würde nach informeller Auskunft der Bauherrschaft keine zusätzlichen Tunnelröhren bedingen. Eine offizielle Haltestelle ”Porta Alpina Sedrun” könnte somit mit geringen Zusatzkosten ausgebaut werden. Die Passagiere überwinden mit dem Lift in etwas mehr als einer Minute die Höhendifferenz vom 800 m, was eine zusätzliche touristische Attraktion darstellt. Anschliessend werden die Passagiere zum Bahnhof Sedrun gebracht. Für die Furka-Oberalp-Bahn und die Rhätische Bahn stellt die Haltestelle Sedrun ebenfalls eine ungeahnte Chance für die Anbindung an das europäische Hochgeschwindigkeitsnetz dar.
Es wäre eine grobfahrlässige Unterlassung, nicht sämtliche Anstrengungen zur Prüfung der Machbarkeit dieser Idee zu unternehmen. Der Baufortschritt ist zurzeit so, dass bisher noch keine bautechnischen Verhinderungsgründe für die Realisierung dieser Idee geschaffen worden sind. Allerdings ist jetzt der Zeitpunkt gegeben, wo die Machbarkeit bei den zuständigen Behörden abzuklären ist. In diesem Zusammenhang spielt der Kanton und die Region nebst den zuständigen Bundesstellen eine wesentliche Rolle.
Die Postulanten fordern die Regierung auf, eine Stellungnahme abzugeben, ob sie dieses Anliegen unterstützen kann, und ob sie bereit ist, die nötige Unterstützung im Rahmen einer Machbarkeitsstudie zu gewähren.
Chur, 28. März 2001
Namen: Berther (Sedrun), Casanova (Chur), Tuor (Disentis/Mustér), Augustin, Berther (Disentis/Mustér), Biancotti, Bischoff, Cahannes, Carisch, Casanova (Vignogn), Cathomas, Catrina, Cavegn, Caviezel, Cavigelli, Conrad, Crapp, Dermont, Federspiel, Geisseler, Hartmann, Hess, Juon, Kehl, Keller, Lardi, Loepfe, Luzi, Märchy, Marti, Nick, Parolini, Pedrotti, Portner, Schmid (Sedrun), Suenderhauf, Thomann, Tremp, Tuor (Trun), Zegg
Session: 28.03.2001
Vorstoss: dt Postulat