Die medizinische Versorgung in den Randregionen stützt sich auf vier Dienstleistungen ab:
1) Die Präsenz des Arztes vor Ort
2) Das Angebot an Pflegeheimen in den Regionen
3) Spitex
4) Der Rettungsdienst.
In den Randregionen Graubündens und vieler anderer Kantone die zahlreichen Medienberichte bestätigen es haben immer mehr Arztpraxen Schwierigkeiten, die Nachfolge zu regeln. Während längerer Zeit bleiben manche Regionen ohne eigenen Arzt oder die Versorgung muss durch Ärzte aus der Nachbarschaft gewährleistet werden, was aber nicht in allen Fällen möglich ist.
Allgemein bekannt sind die Fälle von Tiefencastel, Bergün und Arosa. Auch das obere Misox musste, erstmals seit hundert Jahren, infolge des Hinschieds des zuständigen Arztes, fast ein Jahr warten, bis ein Nachfolger gefunden werden konnte, der bereit war, diese ländliche Praxis zu übernehmen. Die verwaisten Arztpraxen in entlegenen Gebieten sind offensichtlich nicht mehr attraktiv.
Dafür sind verschiedene Ursachen verantwortlich:
Zunächst handelt es sich um eine Tätigkeit, welche Präsenz praktisch rund um die Uhr verlangt, der Pikettdienst übersteigt oft das annehmbare Mass und das Familienleben leidet unter dem ständigen Einsatz. Auch ist die ärztliche Tätigkeit in den Randregionen finanziell weniger interessant als jene der Spezialärzte in den Zentren.
Ausserdem unterscheidet sich auch der Durchschnittspatient von jenem städtischer Gebiete. Die Überalterung der Bevölkerung, wie sie aus dem Bericht des Kantons über die Planung der Betagtenpflege hervorgeht, verlangt erhöhte ärztliche Pflege und den vermehrten Einsatz von Medikamenten.
Die Präsenz des Hausarztes in den Talschaften verleiht der Bevölkerung Schutz und Sicherheit und leistet einen Beitrag zum Erhalt der Bevölkerung.
Die Garantie der ärztlichen Versorgung in den Randgebieten ist somit ein Recht der Bevölkerung und eine Pflicht der Regierung.
Deshalb stellen wir der Regierung die folgenden Fragen:
1) Der Regierung ist die beschriebene Situation selbstverständlich bekannt. Was gedenkt sie zu unternehmen, um die ärztliche Versorgung auch in den Randregionen sicher zu stellen?
2) Um die Hospitalisierung und die frühzeitige Einweisung in Pflegeheime zu reduzieren, wurde die Spitex geschaffen. Zur Vermeidung zusätzlicher Kosten und aus Gründen der Wirtschaftlichkeit, verzichtet der Arzt oft darauf, für seine Patienten diese nützliche und unersetzliche Dienstleistung in Anspruch zu nehmen. Ausserdem besteht auch zunehmend politischer Druck gegenüber Spitex. Wie kann diesen Tendenzen begegnet werden und der vernünftige Einsatz von Spitex gesichert werden?
3) Wegen der Überalterung der Bevölkerung und dank Spitex sind die früheren Altersheime zu Pflegeheimen für chronischkranke Patienten geworden. Die Folgen sind erhöhte ärztliche Pflege und vermehrter Medikamenteneinsatz in den Pflegeheimen. Wie kann das Problem der erhöhten Kosten für Pflege und Medikamente in den Pflegeheimen gelöst werden?
4) Was schliesslich gedenkt die Regierung in jenen Regionen zu unternehmen, in den kein Arzt mehr zur Verfügung steht? Denkt er daran, das Wartgeld für Ärzte wieder einzuführen oder sieht er andere, effizientere Lösungen vor?
Chur, 19. April 2005
Name: Pedrini, Keller, Noi, Casty, Fasani, Giovannini, Gredig, Mani-Heldstab, Plozza, Quinter, Righetti, Schütz, Zanetti
Session: 19.04.2005
Vorstoss: dt Anfrage