Immer wieder liest man in den Medien von sexuellen Übergriffen von Ärzten, Psychologen und Psychiatern auf ihre Patientinnen. Letzthin ist im Kanton Zug ein Arzt überführt worden. In einem Artikel des „Schweizerischen Beobachters“ war in diesem Zusammenhang zu lesen, dass es laut einem Basler Psychiater, der sich seit Jahren mit dem Thema beschäftigt, in der Schweiz jährlich zu etwa 14'000 sexuellen Übergriffen vor allem durch Ärzte kommt. Nur ein Bruchteil der Täter wird dafür bestraft und wenige Fälle kommen überhaupt an die Öffentlichkeit. Denn vielfach handelt es sich um junge Frauen, die sich einschüchtern lassen und aus Angst oder Scham keine Strafanzeige einreichen oder an die Öffentlichkeit gelangen. Eine Arbeitsgruppe aus Ärzten und Psychiatern hat deshalb der Verbindung Schweizerischer Ärztinnen und Ärzte (FMH) die Einrichtung einer Beratungsstelle und die Errichtung eines Registers, in dem Ärzte erfasst werden, deren Berufszulassung bereits einmal wegen sexueller Handlungen eingeschränkt wurde, beantragt.
Bezüglich ähnlicher Übergriffe durch Lehrpersonen auf Schulkinder hat eine entsprechende Vernehmlassung gezeigt, dass sämtliche Kantone auf schweizerischer Ebene eine gesetzliche Grundlage für die Führung einer Liste (sog. „schwarze Liste“) über Lehrpersonen, welchen im Rahmen eines kantonalen Entscheides die Unterrichtsberechtigung oder die Berufsausübungsbewilligung rechtskräftig entzogen wurde, befürworten.
Die Regierung wird daher um die Beantwortung der folgenden Fragen ersucht:
1. Wie viele Fälle von derartigen Übergriffen in unserem Kanton sind der Aufsichtsbehörde bekannt?
2. In wie vielen Fällen ist es in disziplinarischer oder strafrechtlicher Hinsicht zu einer Untersuchung gekommen und allenfalls mit welchem Ausgang?
3. Führt die Aufsichtsbehörde unseres Kantons eine diesbezügliche Statistik?
4. Wie stellt sich die Regierung zu einer Erstellung einer entsprechenden „schwarzen Liste“ für verurteilte Ärzte, Psychologen und Psychiatern analog derjenigen bezüglich Lehrpersonen?
5. Gibt es in unserem Kanton eine Anlaufstelle, an die sich die betroffenen Frauen wenden können?
Chur, 16. Juni 2005
Name: Meyer Persili (Chur), Trepp, Bucher, Arquint, Baselgia-Brunner, Frigg, Jaag, Jäger, Meyer-Grass (Klosters), Noi, Peyer, Pfenninger, Pfiffner, Schütz, Zindel, Brasser, Caviezel (Chur), Gartmann, Monigatti
Session: 16.06.2005
Vorstoss: dt Anfrage