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Session: 01.09.2006

Das Erziehungsdepartement und die Regierung haben wiederholt die demographische Entwicklung in unserem Kanton dargelegt und auf deren Auswirkung auf den Bildungsstandort Graubünden aufmerksam gemacht. Die Tatsache, dass sich die Regierung trotz abnehmenden Schülerzahlen zu einer dezentralen Mittelschulausbildung bekennt, wird seitens der Regionen, wo eine Mittelschule beheimatet ist, erfreut zur Kenntnis genommen. Die versprochene Auslegeordnung betreffend Untergymnasium im Rahmen der Botschaft der Regierung an den Grossen Rat mit „mehreren bis auf Gesetzesstufe ausformulierten Varianten“ wird mit Spannung erwartet.

Auch im Zusammenhang mit der Vernehmlassung zum neuen Berufsbildungsgesetz konnten wir zur Kenntnis nehmen, dass eine dezentrale Berufsbildung, d.h. dass die regionalen Berufsschulen nicht grundsätzlich in Frage gestellt werden. Auch diesbezüglich wird der Grosse Rat demnächst beraten können.

Das Bekenntnis zur dezentralen Bildung und Ausbildung darf aber die Folgen der demographischen Entwicklung auf die einzelnen Schulstandorte nicht ausser Acht lassen. Dort, wo es pädagogisch sinnvoll und regionalpolitisch verantwortbar ist, sollen Doppelspurigkeiten abgebaut werden. Es erscheint uns als zweckmässig, dass man nicht wartet, bis Ausbildungen ausgeblutet sind und somit Steuergelder wirkungslos ausgegeben werden, Andererseits wird seitens der Regionen nicht einfach akzeptiert, dass sich am Schluss alle Ausbildungen in Chur konzentrieren.

Eine erste Gelegenheit, die Ausbildungen in den Regionen zu stärken bietet sich beim Umbau der früheren Diplommittelschulen in die neuen Fachmittelschulen. Hier hat der Kanton die Möglichkeit, vorausschauend zu planen und Doppelspurigkeiten zu vermeiden.

Die Fachangestellte Gesundheit ist eine Ausbildung wie eine Lehre, die nach der Volksschule angetreten werden kann und man kann, ähnlich wie bei anderen Lehren, eine Berufsmaturität in sozialer und gesundheitlicher Richtung erlangen. Das Bildungszentrum für Gesundheit und Soziales (BGS) bietet als Berufsschule diese Ausbildung an. Neu soll diese Berufsmaturität ebenfalls an den Fachmittelschulen neben anderen Berufsmaturitäten - angeboten werden können. Dass sich diese Ausbildungen konkurrenzieren, dass die abnehmenden Schulen und Institutionen sich dann mit zwei verschieden ausgebildeten Berufsmaturitätsinhaberinnen und - inhabern würden befassen müssen, liegt auf der Hand.

Wir gelangen deshalb mit folgenden Fragen an die Regierung:

1. Wie sind die neuesten Trends im Bereich der demographischen Entwicklung?

2. Wie haben sich Anmeldungen und Aufnahmen für die Diplommittelschule/Fachmittelschule während der vergangenen Jahre entwickelt?

3. Sieht die Regierung Möglichkeiten, den Regionen im Zusammenhang mit der Fachmittelschule eine Vorrangstellung zu geben?

4. Erachtet es die Regierung als sinnvoll, im Bereich der Berufsmaturität in sozialer und gesundheitlicher Richtung eine Doppelspurigkeit aufzubauen?

5. Welche Fachmaturitäten sollten nach Meinung der Regierung an welchen Schulstandorten angeboten werden können und welche Auswirkungen wären zu erwarten?

Chur, 1. September 2006

Name: Kleis-Kümin, Montalta, Arquint, Berther (Disentis), Blumenthal, Bundi, Caduff, Casutt, Christoffel-Casty, Darms-Landolt, Fallet, Farrér, Fasani, Florin-Caluori, Hasler, Koch, Mengotti, Niederer, Noi-Togni, Parolini, Pfister, Righetti, Sax, Thurner-Steier, Troncana-Sauer,

Session: 01.09.2006
Vorstoss: dt Anfrage


Antwort der Regierung

Die Regierung teilt die in der Anfrage geäusserte Auffassung, wonach die Folgen der demographischen Entwicklungen, insbesondere jene der Geburtenzahlen auch bei einem Bekenntnis zu einem dezentralen Ausbildungsangebot zu beachten sind. Die einzelnen Fragen lassen sich wie folgt beantworten:

Frage 1: Im Jahre 2005 wurden 1528 Geburten registriert. Damit wird der seit dem Jahre 1992 (2433 Geburten) anhaltende Trend abnehmender Geburtenzahlen fortgesetzt. Erstmals sind im Jahre 2005 in Graubünden auch mehr Todesfälle als Geburten zu verzeichnen.

Frage 2: Die Anmelde- und Aufnahmezahlen an die DMS/Fachmittelschulen zeigen ohne HMS für die vergangenen Jahre erhebliche Schwankungen ohne klaren Trend:

Jahr 2002 2003 2004 2005 2006
Anmeldungen 83 60 97 114 91
Aufnahmen 63 49 64 80 91
Bestehensquote % 75.90 81.67 65.98 70.18 100 (wegen NC)

Frage 3 und 5: Spätestens auf Beginn des Schuljahres 2008/09 kann das Bildungszentrum für Gesundheit und Soziales am Bahnhof Chur den Schulbetrieb aufnehmen. Soweit die Ausbildungen im Gesundheitsbereich auf allen Stufen zentral in Chur geführt werden, lässt sich der Ressourceneinsatz optimieren. Zudem bietet sich im Grundsatz die Möglichkeit, die Fachmittelschule dezentral anzubieten und an den heutigen Standorten Ftan, Ilanz und Schiers zu konzentrieren. So kann sich die Regierung vorstellen, dass die Fachmittelschule zukünftig zu einer Stärkung dieser regionalen Ausbildungsstandorte beitragen könnte. Allerdings wäre dazu eine Revision des Mittelschulgesetzes erforderlich. Entsprechende Entscheidungsgrundlagen will die Regierung dem Grossen Rat im Zusammenhang mit der Erledigung des Auftrags Claus (GRP 1¦2006/2007, S. 34, 283) unterbreiten. Gemäss Art. 7bis des Mittelschulgesetzes bereitet die Fachmittelschule auf die anschliessende Berufsausbildung im Bereich sozialer und erzieherischer Tätigkeiten sowie im Bereich medizinischer Hilfsberufe vor. Die Regierung erachtet dieses Angebot für den Kanton Graubünden bis jetzt als zielführend und ausreichend.

Frage 4: Angesichts der Entwicklung der Geburtenzahlen sind Doppelspurigkeiten im Ausbildungsangebot kritisch zu hinterfragen. Für den Ausbildungsbereich Gesundheit und Soziales gilt dies aufgrund der neuen bundesrechtlichen Vorgaben in erhöhtem Mass. Auch in anderen Kantonen erfolgt eine Konzentration der Ausbildungsangebote. Die neu der Berufsbildungsgesetzgebung unterstehenden Berufslehren mit Berufsmaturaangebot unterscheiden sich grundlegend von den früheren Ausbildungen. Die Berufslernenden haben die Chance, mit der Berufsmatura neben der Berufsbefähigung auch die Zugangsberechtigung zu einer Fachhochschule oder zu einer Höheren Fachschule zu erwerben. Demgegenüber führen Fachmittelschulen und Fachmaturitäten nicht zu einem anerkannten Berufsabschluss. Trotzdem könnten dezentral geführte Fachmittelschulen eine sinnvolle Ergänzung zu diesen Ausbildungsangeboten sein, sofern im Kanton genügend Praktikumsplätze zur Verfügung gestellt werden können. Ob die Fachmaturität diese kann im Anschluss an den Fachmittelschulabschluss mit einem Zusatzjahr erworben werden - einzuführen ist, wird die Regierung erst entscheiden, wenn die entsprechenden Vorgaben der Erziehungsdirektorenkonferenz vollständig vorliegen.