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Session: 30.08.2007
Gemäss einer kürzlich erschienen Studie geben rund ein Viertel aller Jugendlichen und jungen Erwachsenen mehr Geld aus, als sie sich leisten können. 80 % aller überschuldeten jungen Menschen haben bereits vor dem 25. Lebensjahr ihre ersten Schulden gemacht. Die Altersgruppe der 12- bis 18-Jährigen gibt jährlich rund 600 Mio. Franken aus. Geld, über welches die Jugendlichen zum Teil nicht verfügen. Die Schulden pro Kopf betragen gemäss der Studie rund 500 Franken, in Einzelfällen mehrere tausend Franken. Tückische Schuldenfallen sind u.a. Handys, Kunden- und Kreditkarten.

Die Eidgenössische Kommission für Konsumentenfragen hat eine Empfehlung an den Bundesrat gerichtet, in der sie ihn auffordert, innert nützlicher Frist Massnahmen zur Reduktion der Verschuldung Jugendlicher und junger Erwachsener zu ergreifen.

Fragen:

- Ist die Regierung in der Lage, die Situation im Kanton Graubünden zu beurteilen? Wenn ja, gibt es konkrete Zahlen für den Kanton Graubünden?

- Besteht nach Auffassung der Regierung eine Möglichkeit, Jugendliche bereits während der obligatorischen Schulzeit (z.B. Oberstufe) auf die Gefahren im Umgang mit Geld aufmerksam zu machen und sie entsprechend vorzubereiten?

- Sind allenfalls bereits Unterrichtsmittel vorhanden?

Chur, 30. August 2007

Name: Kleis-Kümin, Meyer-Grass (Klosters), Jenny, Augustin, Berni, Berther (Disentis), Berther (Sedrun), Bischoff, Blumenthal, Bondolfi, Brandenburger, Brüesch, Bucher-Brini, Bundi, Caduff, Cahannes Renggli, Candinas, Castelberg-Fleischhauer, Casutt (Falera), Cavigelli, Christoffel-Casty, Darms-Landolt, Dermont, Fallet, Fasani, Federspiel, Felix, Feltscher, Florin-Caluori, Frigg-Walt, Gartmann-Albin, Geisseler, Hartmann (Chur), Heinz, Jaag, Jäger, Keller, Kessler, Koch, Krättli-Lori, Mani-Heldstab, Menge, Meyer Persili (Chur), Michel, Niederer, Noi-Togni, Perl, Pfiffner-Bearth, Pfister, Plozza, Portner, Sax, Stiffler, Stoffel, Tenchio, Thöny, Thurner-Steier, Toschini, Trepp, Troncana-Sauer, Valär, Zanetti, Capeder, Casutt-Derungs (Falera), Flütsch, Spadini

Session: 30.08.2007
Vorstoss: dt Anfrage

Antwort der Regierung

Angesichts der zunehmenden Verschuldung von immer mehr Jugendlichen und jungen Erwachsenen teilt die Regierung die Besorgnis, welche in der Anfrage zum Ausdruck kommt. Gleichzeitig ist ihr aber bewusst, dass den Möglichkeiten, das zu jeder Konsumgesellschaft gehörende Phänomen der „Verschuldung“ von aussen gezielt zu beeinflussen, enge Grenzen gesetzt sind.

Die jungen Menschen zu Mitbürgerinnen und Mitbürgern zu erziehen, welche gerne konsumieren, aber eben nur so viel, wie sie sich leisten können, ist sehr schwierig. Das konkrete Konsumverhalten des einzelnen Menschen wird nicht nur durch sein Wissen, sondern vor allem auch durch die ihm zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel sowie durch seine Haltung dem Leben gegenüber gesteuert. Am Aufbau dieser Haltung sind aber ganz verschiedene Instanzen (Elternhaus, Schule, Gleichaltrige, Werbung, Medien) beteiligt.

Die Regierung erachtet es als wichtig, dass im Zusammenhang mit der Verschuldung von Jugendlichen auf allen Ebenen zwei Zielrichtungen parallel verfolgt werden: Einerseits geht es darum, möglichst viele junge Menschen im Laufe ihrer Kleinkind- und Volksschulzeit durch die Vermittlung entsprechender Kenntnisse und Haltungen zu mündigen Bürgerinnen und Bürgern zu erziehen, welche u.a. in der Lage sind, ihre individuellen Konsumbedürfnisse auf ihre individuellen Möglichkeiten abzustimmen. Da dies in einer Konsumgesellschaft immer nur teilweise gelingen kann, müssen andererseits denjenigen Jugendlichen, welche bereits in eine Schuldenfalle geraten sind, gezielte Angebote zur Verfügung gestellt werden, die ihnen helfen, aus der Verschuldung wieder herauszukommen und die Chancen eines Neustarts zu nutzen.

Die drei konkreten Fragen des Vorstosses beantwortet die Regierung folgendermassen:

1. Weder die schweizerische Sozialhilfestatistik noch die kantonalen Erhebungen enthalten detaillierte repräsentative Zahlen über die Verschuldung junger Menschen vor dem 25. Lebensjahr. Eine punktuelle Erhebung in der Jugendberatungsstelle des regionalen Sozialdienstes Chur zeigt, dass in der Kantonshauptstadt bei rund der Hälfte der betreuten Jugendlichen (d. h. bei ca. 60 Personen) eine Schuldenberatung notwendig ist.
Im Rahmen der von den regionalen Sozialdiensten angebotenen Sozialberatungen erhalten die Jugendlichen eine Budgetberatung. Das Ziel besteht u.a. darin, Sozialhilfe zu verhindern. In diesem Zusammenhang ist festzustellen, dass diese Jugendlichen nicht zwingend aus einkommensschwachen Familien oder aus schwierigen sozialen Verhältnissen stammen. Allerdings ahmen sie häufig das Schuldenverhalten ihrer Eltern nach. Typische Schuldenfallen sind Handys, Kreditkarten sowie das Einkaufen von Konsum- und Modeprodukten über das Internet.
Bezüglich der gesamtschweizerischen Studie, welche in der vorliegenden Anfrage erwähnt ist, geht die Regierung davon aus, dass die darin enthaltenen Ergebnisse im Grossen und Ganzen auch für den Kanton Graubünden zutreffen.

2. Der Umgang mit Geld und Konsum wird im Lehrplan der Volksschul-Oberstufe unter „Mensch und Umwelt“ thematisiert. Ausführlich behandelt werden die verschiedenen Themenkreise in den Kapiteln „Hauswirtschaft“ und „Wirtschaftskunde“. Auch in den so genannten „Fachungebundenen Unterrichtsbereichen“, die zum integralen Pflichtbereich auf der Volksschul-Oberstufe zählen, wird die Thematik in den Teilen Gesundheitserziehung („Geistig-seelisches Wohlbefinden“, „Soziales Wohlbefinden“) und Medienkunde aufgegriffen.

3. Zum Themenkreis „Geld und Konsum“ stehen den Schulen sowohl auf dem Lehrmittelmarkt als auch im Internet die verschiedensten Publikationen zur Verfügung. Da in diesem Bereich Lehrmittelfreiheit besteht, haben die Lehrpersonen die Möglichkeit, die Lehrmittel und Unterrichtsmaterialien auf das Alter und die konkrete Situation ihrer Schülerinnen und Schüler abzustimmen.

Datum: 26. Oktober 2007