Beeindruckt von der Gewaltzunahme der letzten Jahre in unserem Land – Graubünden nicht ausgeschlossen - habe ich mich bereits im 2007 in der Kommission Gesundheit und Soziales des Grossen Rates über eine allfällige Datenerhebung von Gewaltopfern in den Bündner Spitälern erkundigt. Damals wusste niemand genau, ob eine solche Maßnahme getroffen würde oder nicht.
Heute sind einige Informationen mehr vorhanden. In diesem Zusammenhang ist zu erfahren, dass Studien (Universität Zürich) und Untersuchungen (Inselspital Bern) vorliegen. Erhebungen von Verletzungen von Gewalttaten werden im Spitalzentrum Biel (ausschliesslich Jugendgewalt), im Kantonsspital Luzern und in anderen Spitälern in der Schweiz vorgenommen. Das Kantonsspital Luzern konnte ausgehend von diesen Erhebungen sogar ein Täterprofil erstellen. Das Kantonsspital Graubünden führt keine Erhebung von Daten über die behandelten Gewaltopfer.
Datenerhebungen sind allgemein wichtige Indikatoren um Tendenzen aufzuzeigen, um Ist- und Soll-Zustände festzulegen, was sehr dienlich sein kann im präventiven Bereich bei schweren Problematiken. Eine solche ist sicher die gesellschaftliche Gewaltspirale, die an Intensität und Gefährlichkeit in den letzten Jahren zugenommen hat (siehe letale Fälle, Kopfverletzungen usw.). Nach Auffassung von Experten ist wegschauen und banalisieren das Schlimmste, was man machen kann. Die Politik ist auch aufgefordert.
Geleitet von diesen Ausführungen stelle ich der Regierung folgende Fragen:
- Erachtet die Regierung die Einführung einer Datenerhebung von Gewaltopfern (jede Gewalt und jedes Opfer) in den Bündner Spitälern (federführend Kantonsspital Graubünden) als kompliziert, sinnlos, unangebracht und kostspielig?
- Falls es so wäre, könnte sich die Regierung in dieser wichtigen Angelegenheit nicht von Experten in der Problematik Gewalt beraten lassen?
- Möchte die Regierung bei einem allfälligen letalen Fall (siehe Vorkommnisse in Locarno) sich dem Vorwurf der Untätigkeit machen lassen?
- Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit zwischen Spitälern, Polizei und Behörden in Gewaltfällen?
Chur, 12. Februar 2008
Name: Noi-Togni, Bucher-Brini, Niederer, Arquint, Casutt, Florin-Caluori, Frigg-Walt, Gartmann-Albin, Jaag, Jäger, Kleis-Kümin, Koch, Mengotti, Pfiffner-Bearth, Trepp, Locher Benguerel
Session: 12.02.2008
Vorstoss: dt Anfrage