Aufgrund der demografischen Entwicklung wird die schweizerische Wirtschaft generell, aber im Besonderen im Gebiet der Dienstleistungsberufe mit einem grossen Arbeitskräftemangel konfrontiert. Insbesondere Frauen aus fremden Kulturen verfügen oft über keine oder nur eine rudimentäre Schulbildung. Dieses Bildungs- und Arbeitskräftepotenzial gilt es zu erschliessen, indem diesen Personen ein Abschluss auf Volksschulbildungsstufe ermöglicht wird. Dies nicht nur als integrationsförderliche Massnahme, sondern auch als Massnahme zur Verbesserung der Startchancen für deren Kinder. Die Volksschulbildung gibt ihnen auch die Möglichkeit, sich anschliessend die beruflichen Qualifikationen zu erwerben, so dass sie in den Arbeitsprozess und damit auch in die Gesellschaft eingegliedert werden können. Auch soll für alle Erwachsene schweizerischer Herkunft, welche einen Realschulabschluss haben generell die Möglichkeit bestehen, den Sekundarschulabschluss nachzuholen, um dann bessere Chancen für eine Weiterbildung zu erhalten.
Die Sozial- und Arbeitslosenstatistiken sprechen eine klare Sprache. Menschen mit fehlenden Abschlüssen auf der Real- und Sekundarschulstufe sind überdurchschnittlich von Arbeitslosigkeit betroffen und müssen ebenfalls überdurchschnittlich durch die Sozialdienste unterstützt werden. Kinder, die in solch bildungsfernen und teilweise abgeschlossenen Verhältnissen aufwachsen haben oft Mühe in der Schule Tritt zu fassen.
Im Zuge der Einwanderung oder auch der Flucht kommen nach wie vor Menschen ohne einen Volksschulabschluss in den Kanton Graubünden. Es ist ausserordentlich schwierig, diese Menschen in den Arbeitsprozess oder allenfalls in eine Ausbildung zu integrieren. Erfahrungen aus den Integrationskursen für fremdsprachige Menschen, welche sich in einem Einbürgerungsverfahren befinden zeigen auf, dass oft die fehlende schulische Vorbildung eine Integration in unsere Gesellschaft erschweren, oftmals sogar verunmöglichen.
In den Kantonen Zürich und St Gallen sind Vorbereitungskurse, welche auf einen Volksschulabschluss vorbereiten, installiert und werden seit Jahren erfolgreich durchgeführt. Im Grossen Rat Bern wurde dieses Jahr ein Auftrag betreffend Volksschulabschluss für Erwachsene eingereicht. Das Rad müsste für den Kanton Graubünden nicht neu erfunden werden und eine Realisierung könnte baldmöglichst erfolgen.
Die Unterzeichnenden stellen der Regierung folgende Fragen:
1. Wie stellt sich die Regierung grundsätzlich zu einem Bildungsangebot für Erwachsene, welches ermöglicht, berufsbegleitend den Volksschulabschluss gemäss dem Bündnerischen Lehrplan nachzuholen?
2. Besteht in Graubünden bereits ein solches Angebot, welches erwachsenen Personen ermöglicht, den Volksschulabschluss nachzuholen?
3. Wie beurteilt die Regierung die Möglichkeit, dass RealschulabgängerInnen den Sekundarschulabschluss nachholen können?
Chur, 11. Juni 2008
Name: Michel (Chur), Bucher-Brini, Florin-Caluori, Arquint, Baselgia-Brunner, Bezzola (Samedan), Blumenthal, Brandenburger, Cahannes Renggli, Casutt, Christoffel-Casty, Dermont, Feltscher, Frigg-Walt, Gartmann-Albin, Jaag, Jäger, Koch, Kunz, Mani-Heldstab, Menge, Noi-Togni, Peyer, Pfenninger, Pfiffner-Bearth, Pfister, Ragettli, Thomann, Thöny, Trepp, Tuor, Wettstein, Hemmi, Pedrini (Soazza)
Session: 11.06.2008
Vorstoss: dt Anfrage