Gemäss dem im November 2008 abgelehnten HarmoS-Konkordat war vorgesehen, dass zwei Fremdsprachen obligatorisch gelernt werden müssen. Eine der beiden Sprachen müsse eine zweite Landessprache, die andere Englisch sein.
Im Artikel 4 des HarmoS-Konkordates stand weiter: „In beiden Fremdsprachen werden per Ende der obligatorischen Schule gleichwertige Kompetenzniveaus vorgegeben.“ Dieser Satz bedeutet, dass Schülerinnen und Schüler am Ende der obligatorischen Schule eine zweite Landessprache so gut beherrschen müssen wie Englisch.
Für deutschsprachige Schulen in Graubünden mag es in Ordnung sein, wenn bei den Italienisch- und Englischkenntnissen dasselbe Niveau angestrebt wird. Für die rätoromanischen und italienischsprachigen Grundschulen heisst dies jedoch, dass die Schulabgänger Deutsch und Englisch gleich gut – oder eben gleich schlecht – können sollen.
Für alle Rätoromanen aber und auch für die Italienischbündner, die sich nicht Richtung Tessin orientieren, ist eine einwandfreie Beherrschung der deutschen Sprache absolut notwendig, auf jeden Fall noch viel wichtiger als Kenntnisse in Englisch. Auf dem Lehrstellenmarkt oder auch in der Mittelschule müssen sie sich nämlich plötzlich mit deutschsprachigen Schülerinnen und Schülern messen. Eine Gleichschaltung der Kompetenzniveaus der Schüler aus den verschiedenen Sprachgruppen, wie es mit dem HarmoS-Konkordat beabsichtigt war, verkennt die Realitäten und birgt die Gefahr, dass die romanisch- und italienischsprechenden Schülerinnen und Schüler massiv benachteiligt werden.
Diese Vorgabe betreffend Kompetenzniveaus im Artikel 4 des HarmoS-Konkordates gab vor allem in Romanischbünden zu heftigen Diskussionen Anlass und war auch ein Grund dafür, dass das Konkordat abgelehnt wurde.
Damit die bevorstehende Totalrevision des Schulgesetzes den Anliegen der verschiedenen Sprachregionen besser angepasst ist als die HarmoS-Vorlage, wird die Regierung beauftragt, in den rätoromanischen und italienischsprachigen Grundschulen sowie in den zweisprachigen Grundschulen die Kompetenzniveaus der Schulabgänger für die Erst-, Zweit- und Drittsprache den unterschiedlichen Gegebenheiten und Bedürfnissen entsprechend festzulegen.
Chur, 11. Februar 2009
Parolini, Fasani, Pedrini, Arquint, Augustin, Berther (Disentis), Berther (Sedrun), Bezzola (Samedan), Bezzola (Zernez), Bischoff, Bondolfi, Brantschen, Brüesch, Buchli, Bundi, Butzerin, Caduff, Campell, Casutt, Caviezel (Pitasch), Cavigelli, Christoffel-Casty, Conrad, Darms-Landolt, Dermont, Fallet, Gartmann-Albin, Giovanoli, Hartmann (Champfèr), Jäger, Jenny, Keller, Kleis-Kümin, Koch, Mengotti, Niederer, Noi-Togni, Peer, Perl, Pfäffli, Pfister, Plozza, Quinter, Ragettli, Ratti, Righetti, Sax, Thomann, Thurner-Steier, Troncana-Sauer, Tuor, Wettstein, Zanetti, Furrer-Cabalzar
Session: 11.02.2009
Vorstoss: dt Auftrag