Das aktualisierte Wirtschaftsleitbild Graubünden 2010 vom November 2008 zeigt in aller Deutlichkeit auf, dass Graubünden zunehmend ins wirtschaftliche Abseits gerät. Seit 1995 verliert unser Kanton ständig Arbeitsplätze. Das BIP (Brutto-Inland-Produkt) lag 2005 sogar tiefer als jenes von 1990. Die Erreichbarkeit spielt eine immer wichtigere Rolle. Graubünden liegt bezüglich Bahnanbindung im Vergleich zu den übrigen Kantonen auf dem letzten Platz. Das Wallis zeigt es: Nach der Eröffnung des Lötschberg-Basistunnels setzte bei den Pendlern und Gästen ein eigentlicher Boom ein. Die Bahnfrequenzen stiegen innert kürzester Zeit um 30%. Verschiedene Regionen Graubündens haben aufgrund der hohen Lebensqualität gute Chancen, sich zur Pendlerregion von Zürich zu entwickeln. Voraussetzung dazu ist aber eine markante Fahrzeitreduktion und eine Kapazitätserhöhung.
Graubünden ist von Zürich und Bodensee her sowie innerhalb des Kantons mit einer über 100-jährigen Bahninfrastruktur erschlossen. Es ist daher an der Zeit, sich über die langfristigen Bedürfnisse Gedanken zu machen. Dabei soll geprüft werden, wie die bündnerischen Zentren Chur, Davos und Engadin St. Moritz an die Metropolen Zürich, München und Mailand ange-bunden werden können. Eine langfristige, visionäre Verkehrsplanung ist für unseren Kanton überlebenswichtig. Kurz- und mittelfristige Bedürfnisse sind von der Regierung erkannt und mit entsprechenden Planungen (z.B. Prättigau, schnellere Ver-bindung Zürich) angegangen worden. Viele Einzelprojekte, welche auf Partikularinteressen beruhen, sind in den letzten Jahren eingereicht worden (Erschliessung Lenzerheide, Bahntunnel Schanfigg – Davos usw.). Die ganzheitliche Optik gerät mit all diesen Einzelprojekten unter die Räder.
Bis 2010 wird der Bund eine Bahn 2030 Vorlage ausarbeiten. Bei den FinöV- und ZEB1-Vorlagen ist die Ostschweiz praktisch leer ausgegangen. Umso wichtiger ist es, dass der Ausbau Zürich – Chur – Davos – zusammen mit allen daran interessierten Regionen – bei Bahn 2030 angemeldet werden kann.
Die Resultate der zurzeit untersuchten innovativen Bahnprojekte werden anfangs 2010 vorliegen. Daraufhin fordern wir die Regierung auf, dem Grossen Rat im 2010/11 einen Bericht „Gesamtschau Schienenverkehr Graubünden 2020-2050“ zu erstellen. Zur Finanzierung dieses Projektes für ein ÖV-Gesamtkonzept könnten die Mittel aus dem Kredit für "Neue Verkehrsverbindungen" herangezogen werden.
Der Bericht sollte wenigstens Folgendes beinhalten:
a) Ein langfristiges Gesamtkonzept ÖV;
b) Vorschläge zu attraktiven Bahnanbindungen der bündnerischen Zentren an die Metropolen Zürich, München und Mailand zur Verbesserung der touristischen Wertschöpfung sowie für die Entwicklung als Wohnregion;
c) Beschleunigungsmöglichkeiten auf dem RhB-Netz zu den kleineren Zentren, insbesondere Reichenau – Disentis darlegen;
d) Prüfen von systemübergreifenden Vernetzungen zwischen Normal- und Schmalspuranlagen sowie Postautolinien, Berg-bahnen und Ortsnetzen (Feinerschliessung);
e) Eine Priorisierung von möglichen Projekten als Diskussionsgrundlage für den Grossen Rat.
Chur, 23. April 2009
Feltscher, Berther (Sedrun), Buchli, Clavadetscher, Conrad, Donatsch, Jaag, Parpan, Sax, Stoffel, Thöny
Session: 23.04.2009
Vorstoss: dt Auftrag