Wolf
Bestand
Im Kanton Graubünden wurden per Ende des zweiten Quartals in einer Periode von 12 vergangenen Monaten 47 verschiedene Wölfe genetisch identifiziert, in den letzten 24 Monaten 82 unterschiedliche Wölfe. Sechs bereits bestätigte Wolfswelpen mit Jahrgang 2022 konnten noch nicht genetisch identifiziert werden. Da das Schicksal der identifizierten Wölfe (Abwanderung, Tod) in vielen Fällen nicht bekannt ist auch nicht von einer vollständigen genetischen Erfassung des Bestandes ausgegangen werden kann, handelt es sich lediglich um Vergleichswerte und nicht um eine Bestandesschätzung. Zudem ist von weiteren Reproduktionen auszugehen, wo aber die Welpenzahl noch nicht bekannt ist. Grundsätzlich ist überall von Wolfspräsenz auszugehen.
- Derzeit fehlen Hinweise, dass das Stagiasrudel in der Cadi aktuell Welpen hat. Der im März besenderte Jungwolf des Stagiasrudels wanderte Anfang Juni vom Rudel nach Osten ab und ist mittlerweile über das Südtirol bis ins österreichische Pitztal gewandert.
- Am 12. Juli 2022 wurden im Valgrondarudel zwei Wolfswelpen bestätigt, nachdem das Rudel im Jahr 2021 keine Jungtiere zur Welt gebracht hatte.
- Am 18. Juli 2022 wurde durch eine Privatperson im Gebiet des ehemaligen Ringelspitzrudels bei Rueun eine Wölfin mit Zitzen beobachtet und auf Video festgehalten, womit sich auch hier erneut ein Rudel gebildet haben dürfte. Als Gründertiere kommen die Weibchen F61 oder F81 und das Männchen M133 in Frage. Auch hier gibt es noch keine Bestätigung der Welpen.
- Ebenfalls am. 18. Juli 2022 wurden beim sogenannten Moesolarudel vier Welpen bestätigt. Bei den Gründertieren handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um M152 und F103. Das AJF hat auf der Webseite berichtet.
- Am Beverin ist eine erneute Reproduktion des Rudels anhand eines eindeutigen Bildes des Gesäuges des Muttertieres bestätigt. Stand 4. August 2022 konnten die diesjährigen Welpen des Beverinrudels noch nicht bestätigt werden.
- Der aktuelle Status der Rudel Morobbia und Muchetta ist unbekannt.
- Ebenso ist bei den bekannten Wolfspaaren im Vorder- und Hinterprättigau sowie im Lugnez aktuell keine Hinweise auf Welpen, wobei von einer Reproduktion auszugehen ist.
- Am Calanda gab es mehrere Sichtungen eines einzelnen Wolfs bei dem es sich aufgrund der auffallend gräulichen Färbung um das Gründerweibchen des Calandarudels F07 handeln dürfte. Zudem gibt es Hinweise auf die Präsenz mindestens eines weiteren Wolfs.
- In der Lenzerheide ist nördlich der Gemeinde Vaz/Obervaz von mindestens einem residenten Einzelwolf sowie südlich davon von einem Wolfspaar auszugehen. Es gibt keine Hinweise auf eine Reproduktion dieses Paares. Da aber auch während der Paarungszeit zwei Wölfe beobachtet werden konnten, ist eine Reproduktion möglich.
- Im Gebiet Davos (Unterschnitt) wurden Ende Juni erstmals zwei Wölfe zusammen beobachtet, wobei es sich um eine neue Verpaarung handeln könnte. Ohne eine genetische Bestätigung ist jedoch keine sichere Unterscheidung zum Wolfspaar im Raum Lantsch/Lenz (sowie zu den Wölfen des Muchettarudels möglich.
- Im Puschlav konnte auf Hinweis einer Privatperson fotografisch bestätigt werden, dass sich mindestens zwei Wölfe gemeinsam im oberen Puschlav aufhalten, wobei anhand der Bilder von einem Männchen (M235 oder M253) und einem noch unbekannten Weibchen ausgegangen wird.
- Bei Nachweisen in den übrigen Gebieten ist mit Ausnahme des Wolfsweibchens F18 im Raum Zernez aktuell von durchziehenden Wölfen auszugehen
Abgänge
Am 15. Mai 2022 wurde das Wolfsweibchen F112 auf der Autobahn A13 bei Trimmis überfahren. Die Wölfin wurde erstmals im Februar 2022 im glarnerischen Sernftal nachgewiesen.
Nutztierrisse und Verhaltensauffälligkeiten
1. Januar - 30. Juni 2022 |
Schafe und Ziegen |
Neuweltkameliden |
Rinderartige |
Pferdeartige |
Gesamt |
Tot |
126 |
1 |
0 |
0 |
127 |
Verletzt |
6 |
0 |
0 |
0 |
6 |
Verhaltensauffällige Herden |
|
|
10 |
2 |
12 |
Stand 4. August 2022 wurden in 61 Wolfsangriffen insgesamt 243 Nutztiere getötet, darunter ein Lama sowie zwei Mutterkühe.
Luchs
Luchsnachweise wurden insbesondere im Einzugsgebiet des Vorder- und Hinterrheins sowie im Unterengadin bei Zernez erbracht. Beim Luchs waren keine Nutztierschäden zu verzeichnen.
Bär
Seit Juni ist mindestens ein Bär im Grenzgebietebiet Unterengadin-Val Müstair-Vinschgau unterwegs. Am 17. Juli wurde zudem sowohl im Val S-charl wie auch im Val d`Assa ein Bär von einer Fotofalle abgelichtet, weshalb aktuell von zwei Unterschiedlichen Bären im Unterengadin auszugehen ist. Am 4. August ging eine weitere Beobachtung eines Bären im Val Chamuera im Oberenga-din ein. Ob es sich derzeit gar um drei verschiedene Bären im Engadin handeln könnte, kann aufgrund fehlender genetischer Nachweise nicht gesagt werden. Im Jahr 2022 gab es bislang keine Schäden durch die Bärenpräsenz.
Goldschakal
Am 14. April 2022 wurde ein Goldschakal durch einen Wildhüter bei Versam fotografiert, drei Tage später lief ein Goldschakal bei Mumpé Tujetsch vor eine Fotofalle der Wildhut. Weitere Nachweise gingen im 2. Quartal nicht ein.
Besondere Ereignisse
Am 25. Juli meldete eine Privatperson eine Nahbegegnung mit einem Wolf auf der Alp Grüm im Puschlav, der der Person während mehrerer Minuten gefolgt ist. Das AJF berichtete auf der Webseite.
Am 30. Juli wurde in der Nähe des San Bernardino-Passes von einer Privatperson vermeldet, sie habe bei der Beerensuche im Wald ein nahes Knurren eines Raubtieres gehört, ohne aber einen Wolf gesehen zu haben. Die Schilderungen konnten nicht verifiziert werden, das Gebiet wird derzeit jedoch mittels Fotofallen überwacht. Im Gebiet hält sich derzeit das Moesolarudel mit Jungtieren auf.
Regulationsabschüsse
Am 31. Juli wurden zwei Wolfsrüden des Beverinrudels im Alter zwischen einem und drei Jahren erlegt. Die genetische Identifikation ist für September zu erwarten. Das AJF hat in einer Medienmitteilung kommuniziert.
Erste Genetikresultate der am 9. Juni auf der Alp Nurdagn gerissenen Mutterkuh belegen die be-reits vermutete Beteiligung des Vatertiers M92 des Beverinrudels sowie des subadulten Rüden M191 am Riss, welche beide bereits im Jahr 2021 Grossvieh angegriffen hatten. Bei M191 handelt es sich um einen direkten Nachkommen des Beverinrudels, der sich im Rudel aufhält. Die Genetik-resultate der zweiten angegriffenen und in der Folge notgetöteten Mutterkuh sind derzeit noch aus-stehend.
Sämtliche ausgewerteten DNA-Proben sind mit 90 Tagen Zeitverzögerung unter folgender Adresse auch für die Öffentlichkeit sichtbar: www.koracenter.ch.