Um die Waldgesundheit in Graubünden steht es mehrheitlich gut. Die Bestockung ist meist standortgerecht, das heisst im Wald stehen diejenigen Baumarten, die auch natürlicherweise an diesem Standort vorkommen würden. Damit ist eine erste Grundvoraussetzung gegeben, dass das Ökosystem Wald auf viele äussere Einwirkungen gut reagieren kann. Dennoch gibt es einige kritische Aspekte, welche die Waldgesundheit negativ beeinflussen und deshalb möglichst verhindert werden sollten.
Was setzt dem Wald zu?
Unzählige Faktoren, die untereinander in einem komplexen Zusammenspiel stehen, beeinflussen die Vitalität von Einzelbäumen und damit die Waldgesundheit insgesamt. Dabei kann zwischen biotischen und abiotischen Einflussfaktoren unterschieden werden. Als biotische Faktoren gelten alle lebenden Organismengruppen, zum Beispiel Insekten, Säugetiere, Vögel, aber auch weitere Organismen wie Pilze und Flechten. Die einheimischen Arten sind seit Jahrhunderten bekannt und stellen keine unkontrollierbare Gefahr dar. Aufgrund des globalen Handels kommen aber vermehrt auch eingeschleppte Arten vor, für welche keine Bekämpfungsmöglichkeiten bestehen. So hat das Eschentriebsterben, verursacht durch einen aus Ostasien eingeschleppten und über den Wind verbreiteten Pilz, seit dem ersten Fund in Polen im Jahr 1992 unterdessen ganz Europa erobert. Die Zukunft der Esche ist heute sehr ungewiss, da die einheimischen Bäume gegen diesen für sie unbekannten Pilz keine Resistenzen entwickeln konnten.
Die abiotischen Faktoren umfassen alle möglichen Einflüsse aus der unbelebten Umwelt, also das vorherrschende Klima mit Wetterereignissen wie Stürmen, Trockenheitsperioden oder intensiven Schneefällen, aber auch die Schadstoffbelastung in Luft und Gewässern. Dank unzähligen ergriffenen Massnahmen seit den 1980er Jahren hat sich beispielsweise die Luftqualität nach einer schlechteren Phase in den letzten beiden Jahrzehnten wieder stark verbessert. Häufigere und längere Trockenperioden aufgrund des Klimawandels hingegen können nicht verhindert werden.
Wie kann die Gesundheit erhalten werden?
Der Forstdienst reagiert, wenn eine Waldfunktion gefährdet ist. Im Schutzwald beispielsweise sind Überwachungs- und Bekämpfungsmassnahmen gegen Borkenkäfer dann nötig, wenn die Bedingungen für eine zu starke Vermehrung der Käfer gegeben sind, welche dann auch gesunde Bäume befallen würden und folglich in einem Schutzdefizit resultieren. Aber auch Massnahmen zu Gunsten der Waldbiodiversität dienen der Waldgesundheit: Viele waldbewohnende Arten spielen im komplexen Zusammenspiel verschiedenster Organismengruppen eine wichtige Rolle. So können zwar die natürlichen Feinde der Borkenkäfer unter günstigen Bedingungen (z.B. viel frisches Totholz nach Stürmen) eine Massenvermehrung nicht verhindern, unter regulären Bedingungen können die ständig vorhandenen Käferpopulationen im Wald aber durch räuberische Insekten gut unter Kontrolle gehalten werden. Im Hinblick auf den Klimawandel ist es wichtig, dass das vorhandene Baumartenspektrum möglichst erhalten und gefördert wird. Dadurch können sich die Bestände bis zu einem gewissen Grad selbständig an die sich ändernden Bedingungen anpassen, indem beispielsweise die trockenheits-tolerante Eiche den Platz der trockenheits-empfindlichen Fichte einnimmt.
Und wie steht es um meine persönliche Gesundheit?
Ein Aufenthalt im Wald hat nachweislich eine positive Wirkung auf das menschliche Wohlbefinden. Der Wald bietet nicht nur Raum für Ruhe und Erholung, sondern auch für intensive Aktivitäten wie Jogging oder Biking. Der Forstdienst ist neben der Waldpflege dafür besorgt, die durch den Wald führenden Wege zu unterhalten, damit der Wald der gesamten Bevölkerung als Erholungsraum auch zukünftig unentgeltlich als Erholungsraum offensteht. Übrigens: In Graubünden kommen auf jeden Einwohner über 10'400 m2 Wald, was für die Schweiz einen Spitzenwert darstellt und um ein Vielfaches über dem nationalen Durchschnitt von rund 1'600 m2 liegt.