Die Spezialisten der Fachstelle Prävention beraten die Bevölkerung, um das Risiko Opfer einer Straftat zu werden, zu vermindern. Bei der Einbruchschutzberatung kommen sie vor Ort, besichtigen und dokumentieren das Wohnobjekt mit Fotos und Grafiken und erstellen einen Bericht mit Empfehlungen. Wie läuft so eine Beratung ab und welchen Mehrwert bringt sie der Bewohnerschaft?
René Schuhmacher – er bezeichnet sich selber als "Sicherheitsfanatiker" – nimmt als erstes die Haustüre unter die Lupe. Auf dem iPad macht er direkt auf dem erstellten Foto Notizen: In Grün für gute Massnahmen zur Einbruchshemmung, hier die 3-Punktverriegelung und in Rot für Verbesserungsmöglichkeiten, z.B. muss der Schlosszylinder mit der Tür bündig sein oder eine Rosette enthalten.
Auf die Liste der Empfehlungen kommen aber nicht nur technische Massnahmen. Obwohl hier kein Hund mehr wohnt – warum nicht trotzdem ein Täfelchen am Gartentor anbringen: "Vorsicht vor dem Hund". Die Summe aller Massnahmen macht am Schluss den Gesamtschutz aus. So lobt Schuhmacher die Hausbesitzerin, als er eine Lampe mit Zufallszeitschaltuhr bemerkt.
Vergitterte Fenster im Erdgeschoss sieht der Experte gerne. Die Schrauben könnte man noch sichern gegen Demontage, damit sie auch mit Werkzeug nicht gelöst werden können. Rund ums Haus sind auch keine Steighilfen wie Leitern deponiert, ebenso kein Werkzeug, das zum Einbrechen verwendet werden könnte. A propos Werkzeug: Einbrecherinnen und Einbrecher laufen nicht immer mit einem sperrigen Geissfuss durch die Gegend, sondern tragen ganz unauffällig einen Schraubenzieher mit sich. Zudem sind sie nicht sehr risikofreudig. So haben sie Angst ein Fenster einzuschlagen. Dies verursacht Lärm und es besteht Verletzungsgefahr.
Der Experte versucht einerseits zu sensibilisieren, andererseits zu beruhigen. Zählte man in der Schweiz im Jahr 2021 22'700 Einbrüche und in Graubünden 359, waren es 2022 in der Schweiz 25'452 und in Graubünden 553.
"Hier wäre mein Lieblingseinstiegsort, wäre ich Einbrecher", sagt Schuhmacher. Abseits von der Strasse und geschützt durch die Bäume könnte sich ein Einbrecher hier ungestört Zutritt über das Fenster verschaffen. So bringen Bäume um die Liegenschaft Vor- und Nachteile, Sichtschutz für die Bewohner der Liegenschaft, aber auch für die Einbrecher.
Dieser Fenstergriff ist ungesichert. Schuhmacher erwähnt einen abschliessbaren Fenstergriff oder Pilzkopfbeschläge als mögliche Schutzmassnahmen.
Den kompletten Sicherheitsbericht erhalten die Hausbewohner nach der Besichtigung per E-Mail, natürlich mit einem Codewort, das heute abgemacht wird. Neben den technischen Massnahmen, die auf einer Zeitachse priorisiert sind, für eine gestaffelte Umsetzung, betont der Experte zum Schluss die Bedeutung der positiven Routine: "Schliessen Sie die Haustüre ab, wenn Sie im Garten arbeiten und lassen Sie die Fenster nicht gekippt, wenn Sie einkaufen gehen!"