«Jeder kann schreiben! Man muss nur auf die Stimmen hören.»
Es war noch sehr früh, nicht nur für die Schülerinnen und Schüler, auch für Milena Moser, die extra aus Zürich mit dem Zug angereist kam, um kurz nach acht ihre erste von zwei Lesungen aus ihrem neuen Buch ‘Der Traum vom Fliegen’ vor zwei Schulklassen zu geben.
«Ja, kommt sie denn extra für uns aus San Francisco angeflogen?» wollte ein Schüler wissen, ganz so weit her kam sie nicht, Milena Moser lebt zwar seit vielen Jahren in den USA, ist aber momentan auf Lesetour durch die Schweiz. Damit verdiene sie einiges mehr als mit ihren Büchern, erzählte sie den Anwesenden. Diese hatten nämlich die Vorstellung, dass eine Bestsellerautorin ähnlich wie J.K. Rowling im Geld rollen müsse. In der Schweiz ist dem nicht so: Ein Buch auf der Bestsellerliste zu haben, bedeute, dass etwa 10'000 Exemplare verkauft würden, pro Stück verdiene man etwa 2.5 bis 3 Franken – nicht gerade viel für 2 bis 3 Jahre Schreibarbeit.
Zuerst schreibe sie, dann denke sie, so beschrieb Milena Moser ihren Schreibprozess. Geschichten seien wie Türen, die sie öffne, in diesem Fall ist es die Geschichte von Sophie, die fliegen kann, es aber nicht mehr will, und sich deshalb diszipliniert so viele zusätzliche Kilos angefuttert hat, dass sie buchstäblich mit der Schwerkraft an die Erde gefesselt ist. Zuvor flog Sophie zum Fenster hinaus, von Brücken, aber sie ist keine Superheldin, sie ist hilflos und kann schlimme Geschehnisse nicht verhindern.
Vielen Schülerinnen und Schüler war Milena Mosers Fabulierlust fremd, ihnen wäre lieber gewesen, die Autorin hätte aus ihrem Leben erzählt. Denn das schien ihnen genau so, wenn nicht noch spannender. Zum Beispiel von ihrem Leben in den USA – doch das hielt sie eher knapp.
Wie kam sie zum Schreiben? Nun, es sei immer in ihr drin gewesen, als Kind war sie bereits lesesüchtig, besessen vom Erfinden, Geschichten spinnen, Welten kreieren. Ihre ersten Bücher wären durchwegs abgelehnt worden, das sei keine Literatur, so schreibe man keine Bücher! Sie sei aber bereits derart im Schreiben verankert gewesen, dass all die Absagen ihr nichts anhaben konnten. Die Verlagswelt sei ein hartes Pflaster. Schliesslich erschienen ihre Werke im Eigenverlag und ihr Erfolg hätte all die harschen Kritiker Lügen gestraft. Ihre Mordsgeschichten würden heute als Schullektüre gelesen, ihre vielen Kolumnen sind bekannt, einige ihrer Bücher wurden verfilmt, ihre Guten-Morgen-Geschichten von Frau Müller waren beliebt, sie ist eine Bestsellerautorin.
Ihre charmante Art und ihre leichtfüssige Sprache machen Milena Moser durchwegs zugänglich auch für junge Leserinnen und Leser, da gibt es keine Barrieren, wie es bei den schwierigen Klassikern der Fall sein könnte. Und genau das war das Schöne an dieser Lesung: diese sehr hautnahe Berührung mit einer lebensnahen und zugänglichen Schweizer Autorin aus San Francisco.