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«Toben, pinseln, austauschen»

Der Familienrat Davos bereitet Freude und vernetzt Eltern, Kinder und Vereine. Gerade für Familien mit Migrationsgeschichte sind seine Angebote ein Segen.

Als gäbe es kein Morgen, toben sich die kleinsten Davoserinnen und Davoser in der Bünda-Turnhalle samstags regelmässig über Hindernisparcours und mit allerlei Spielgeräten aus. Das Strahlen der Kinder und ihrer Eltern ist dabei mindestens so gross wie die Freude von Esther Marmet. Die Mutter von drei Kindern ist Vorstandsmitglied im Familienrat Davos. Mit Angeboten wie dem Turnmorgen engagiert sich der ehrenamtlich organisierte Verein mit rund 120 Familien- und 20 Kollektivmitgliedern für ein vielfältiges Familienleben. «Bei der Gründung im Jahr 2006 ging es neben der Vernetzung und Elternbildung noch stark um die Bündelung von politischer Power gegenüber der Gemeinde zur Schaffung von schul- und familienergänzenden Strukturen oder sicheren Schulwegen», weiss Marmet, die selbst vor elf Jahren aus Olten ins Landwassertal gezogen ist. «Zwar haben sich die Rahmenbedingungen für Familien seither, nicht zuletzt dank dem Engagement unserer Vorstandsvorgängerinnen, stark verbessert, doch nach wie vor gibt es Lücken zu füllen», begründet sie ihren Einsatz neben der beruflichen Tätigkeit und der eigenen Familie. Das «Toben in der Turnhalle» sei einer dieser Lückenschliesser, denn ergänzend zum breiten Outdoorangebot gäbe es in Davos trotz grosser Nachfrage keine geeigneten Indooranlagen für bewegungslustige Kleinkinder. Ebenso beliebte Vereinshighlights sind das jährliche Spielplatzfest mit spannenden Aktionen auch für ältere Kinder oder die regelmässig stattfindenden Spielenachmittage in Kooperation mit der Ludothek.

Familien im Wandel

Seit den Anfängen des Familienrats hat sich das Davoser Familienleben grundsätzlich verändert. Wegen der erstarkten Forschungsplatzes lassen sich immer häufiger auch junge Menschen aus dem Ausland hier nieder. Einige davon gründen Familien, wenn sie nicht sowieso bereits mit dem Nachwuchs zuziehen oder über den Familiennachzug wieder zu einer werden. «Im Gegensatz zu Eltern, die ihre eigene Kindheit und Jugend hier verbracht haben und deshalb bestens vernetzt sind, fehlt diesen der Zugang zu anderen Familien», sagt Marmet. Die 36-Jährige setzt zusammen mit ihren Mitstreiterinnen und Mitstreitern deshalb auch auf den Vernetzungsgedanken. Beispielsweise mit dem «Piazza-Familientreff», der Interessierten jeweils freitags offensteht. «Wir bieten damit bewusst eine unkomplizierte, religiös und politisch neutrale Atmosphäre mit Spielmöglichkeiten für Kleinkinder und Babys, aber auch mit Kaffee und einem einfachen Znüni», erklärt Marmet.

Tipps aus erster Hand

Geleitet werden die Zusammenkünfte ebenfalls von Freiwilligen wie zum Beispiel Stefanie Zimmer. Relativ neu aus Deutschland, zugezogen war sie mit ihrem ersten Kind, einst selbst froh, im «Piazza» Anschluss zu finden. Auch der heute fünfjährige Rocco lernte hier bereits vor dem Kindergarten, wichtige soziale Kontakte zu Kindern aus der halben Welt zu knüpfen. «Heute profitiert mein Zweiter, Lio, davon», sagt sie schmunzelnd. Während der Zweijährige mit anderen Kindern die Welt entdecken kann, unterhält sie sich mit den Müttern und Vätern. «Unabhängig von deren Herkunft teilen wir ja die alltäglichen Herausforderungen im Umgang mit dem Nachwuchs, dem Schulsystem, den Kinderärztinnen oder den Behörden. Deshalb tauschen wir hier viele Tipps aus», erklärt die 34-Jährige. «Selbst ich und mein Mann, der vor 20 Jahren ebenfalls aus Deutschland nach Davos gezogen ist, hatten Mühe, uns im behördlichen, medizinischen und versicherungstechnischen Dschungel rund ums Kinderkriegen zurechtzufinden. Obwohl wir Deutsch sprechen, waren viele Fachbegriffe anders als in Deutschland – wie kompliziert muss das erst für Eltern sein, die eine andere Erstsprache haben?», fragt sie rhetorisch.

Viele bewegen Vieles

«Auch die Vernetzung über den Familienrat hinaus ist uns wichtig», betont Esther Marmet. Man arbeite gerne mit anderen Playern zusammen, um die Angebote aufeinander abzustimmen, «denn wir decken selbstverständlich nicht alle Bedürfnisse ab», ergänzt sie. So finden die Familientreffs bspw. in den Räumlichkeiten der Elternberatung statt. Ausserdem denkt Marmet an geflüchtete Familien im Transitzentrum Davos, «die noch ganz andere Sorgen begleiten als Menschen, die bereits eine sichere neue Heimat haben», sagt sie und nennt das Café International oder die IG Offenes Davos als Ansprechgruppen. Kein Wunder, lautet das Motto des Familienrat, «Viele bewegen Vieles» – im eigenen Verein genauso wie im ganzen Dorf.

 

familienratdavos.ch

 

Text: Philipp Grünenfelder