Die Gemeinde San Vittore bringt eine neue Idee ins Spiel, die für die gemeinsame
Entsorgung von brennbaren Siedlungsabfällen aus dem Kanton Tessin und dem
Moesano wegweisend sein könnte. Die Bündner Regierung steht dem Vorhaben überaus
positiv gegenüber.
Auf Gemeindegebiet von San Vittore könnte schon bald eine überregionale Verbrennungsanlage
für Siedlungsabfälle installiert werden, die auf dem ehemaligen Von-Roll-Areal zu stehen käme.
Entsorgt würde dort der Kehricht des Kantons Tessin sowie jener des Moesano. So jedenfalls
lautet ein Vorschlag der Gemeinde San Vittore, der zur Zeit von den zuständigen Behörden der
Kantone Tessin und Graubünden geprüft wird. Die Bündner Regierung steht dem Vorhaben positiv
gegenüber und bekräftigt diese Haltung auch gegenüber dem Tessiner Staatsrat (Regierung). Dieser
scheint das Anliegen der Gemeinde San Vittore ebenfalls zu begrüssen und ernsthaft in seine
weiteren Überlegungen einzubeziehen. Aufgrund der Standortvorteile nahe der Kantonsgrenze ist
die Bündner Regierung der Überzeugung, dass mit dem Errichten einer thermischen
Entsorgungsanlage für Siedlungsabfälle in San Vittore den Interessen beider Kantone Rechnung
getragen werden könnte.
Aus der Sicht des Kantons Graubünden wären mit einem solchen Vorhaben gleichzeitig mehrere
Ziele mit Vorteilen für beide Kantone zu erreichen. Konkret wären das u.a. die folgenden:
das Schaffen von neuen Arbeitsplätzen in einer strukturschwachen Region mit steigender
Arbeitslosigkeit,
kurzfristig mögliche Investitionen von rund 200 Mio. Franken in einer Region mit stagnierendem
Wirtschaftswachstum,
das zweckmässige gemeinsame Entsorgen der brennbaren Siedlungsabfälle aus dem Kanton
Tessin und dem Moesano, und
ein sinnvolles Weiternutzen der Deponie "Tec Bianch" in der Gemeinde Lostallo nach dem Jahr
2000 für das Deponieren von Kehrichtschlacke.
Der Ständerat hat in der Dezembersession 1996 beschlossen, die Frist für Subventionen an
Kehrichtverbrennungsanlagen um zwei Jahre zu erstrecken und die Bundesbeiträge nicht mehr
vom Baubeginn, sondern vom erstinstanzlichen Entscheid über das Erstellen der Anlage abhängig zu
machen. Dennoch hat die Bündner Regierung die zuständigen kantonalen Stellen angewiesen, die
nötigen rechtlichen und planerischen Voraussetzungen zu schaffen, damit die
Bundessubventionen auch ausgelöst werden könnten, wenn der Nationalrat den Beschlüssen des
Ständerats nicht folgen sollte. Auch dieses Vorgehen unterstreicht die ausdrückliche Absicht der
Bündner Regierung, in enger Zusammenarbeit mit den zuständigen Instanzen des Kantons Tessin
alles zu unternehmen, um das Vorhaben einer überregionalen Kehrichtverbrennungs-Anlage in San
Vittore sach- und fristgerecht zu realisieren.
Auskunftspersonen:
Regierungsrat Joachim Caluori, Tel. 081-257 27 01
Dr. Silvio Jörg, Departements-Sekretär, Tel. 081-257 27 21
Jahr: 1998