Die Regierung hat die neuen Jagdbetriebsvorschriften verabschiedet.
Obwohl die Bündner Patentjagd einen hohen Standard erreicht hat, gilt es
die Jagdplanung weiter zu entwickeln. Bei der Hirschjagd werden Akzente
in der qualitativen Umsetzung der Abschusspläne gesetzt. Auf der
Hochjagd wird ein Reh-Hegeabschuss eingeführt, wie er sich bei der Gämse
seit zehn Jahren bewährt.
Die Bündner Jäger leisten in der Freizeit einen wichtigen Beitrag, das
Gleichgewicht zwischen Wild und Lebensraum zu erhalten. Ziel und Aufgabe der Jagd
bestehen nämlich darin, gesunde, den örtlichen Verhältnissen angepasste und natürlich
strukturierte Wildbestände zu erhalten. Überbestände würden den angestammten
Lebensraum übernutzen. Ein Überhang an weiblichem und jungem Wild führt zu grossen
Wildansammlungen mit hohen Fallwildzahlen und übermässigen Wildschäden. Die
Jagdplanung bietet Gewähr für ein nachhaltiges Nutzen dieser Naturressource.
Abschussplan beim Hirschwild - von der Quantität zur Qualität
Der Hirschbestand im ganzen Kanton wies in den letzten Jahren bekanntlich eine
zunehmende Tendenz auf. Die Nachttaxation in diesem Frühling ist mit 8'266 gezählten
Hirschen überdurchschnittlich ausgefallen. Aufgrund aller vorhandenen Daten muss von
einem Frühjahresbestand von rund 12'600 Tieren ausgegangen werden. Damit
bestätigt sich die im letzten Jahr vorgenommene Korrektur der Bestandesgrösse. Ein
wichtiger Grund für die regionale Zunahme des Hirschbestands seit 1992 liegt darin,
dass in den letzten Jahren die Abschusspläne in manchen Regionen rein quantitativ
zwar erfüllt, der weibliche Anteil der Population jedoch zu wenig bejagt worden ist. Auf
der anderen Seite gibt es aber auch einzelne Hirschregionen, in denen der
Hirschbestand in den letzten Jahren abgenommen hat, obwohl mit der Jagd lediglich
eine Stabilisierung des Bestands angestrebt worden war.
Der Grund für diese nicht beabsichtigten Entwicklungen liegt darin, dass die
Erfüllung der Abschusspläne bisher rein quantitativ, das heisst einzig am Erreichen der
Gesamtzahl, gemessen worden ist. Dabei wurde zu wenig darauf geachtet, dass die
Zusammensetzung der Hirschstrecke nach Geschlechtern die Intensität des Eingriffs
viel stärker bestimmt als die reine Abschusszahl. Besteht die Strecke beispielsweise
zu drei Vierteln aus männlichen Tieren, hat dies einen weit geringeren Eingriff in die
Reproduktionsfähigkeit des Bestands zur Folge, als bei einem umgekehrten
Geschlechterverhältnis. Um zu beurteilen, ob der Abschussplan in einer
Region erfüllt ist oder nicht und die Jagdplanung die gesetzten Ziele erreichen kann,
müssen daher in Zukunft nicht nur quantitative, sondern auch qualitative Kriterien
einbezogen werden. Deshalb erfährt die Jagdplanung beim Hirschwild dieses Jahr
Neuerungen. Wie bisher wird nach Hirschregionen die Anzahl Hirsche festgelegt, die
den Beständen zu entnehmen ist. Die im Abschussplan vorgesehene Gesamtzahl von
4'270 zu erlegenden Hirschen ist jedoch als Richtwert zu betrachten und gilt für
den Fall, dass die Strecke nach Geschlechtern ausgeglichen ist. Für eine qualitativ
richtige Bejagung der Hirschpopulationen ist neu die Anzahl weiblicher Tiere am
Gesamtabschuss massgebend. Der Abschussplan in einer Region ist dann erfüllt, wenn
die Anzahl erlegter weiblicher Tiere mindestens die Hälfte des vorgegebenen
Abschussplanes erreicht. Dieser Wechsel von der rein quantitativen zur qualitativen
Abschussplanung führt zu einer Verfeinerung der Abschussplanung. Bei der Hirschjagd
wird bekanntlich die traditionelle Bündner Hochjagd durch regionale Herbstjagden
ergänzt. Mit der Hochjagd im September gelingt es, einen bedeutenden Teil des
Abschussplanes - vorab in quantitativer Hinsicht - zu erfüllen. Nach der Hochjagd ist
eine Standortbestimmung nötig, um die entsprechenden Defizite zu den
Abschussplänen zu erfassen. Die Abschusspläne für die Herbstjagd werden so
angesetzt, dass die noch fehlenden weiblichen Tiere voraussichtlich erlegt werden.
Reh-Hegeabschuss
Die Rehstrecke ist im vergangenen Herbst mit 2'676 erlegten Tieren weit geringer
ausgefallen als im vorangegangenen Jagdjahr 1998 mit 5'061 Tieren. Der Abschussplan
von 1999 war ein gutes Spiegelbild der durch den Jahrhundertwinter 1998/99
eingetretenen Bestandesveränderungen. Damit hat das Rehwild-Konzept eine erste
Bewährungsprobe bestanden. Da Rehwild nicht zählbar ist und zudem beträchtlichen
Bestandesschwankungen unterliegt, erweist es sich als richtig, den Rehabschuss
grundsätzlich auf die Bockstrecke während der Hochjagd auszurichten.
Als Änderung gegenüber den Vorjahren findet neu ein Reh-Hegeabschuss
anstelle einer zweiten Rehgeiss Eingang ins Hegekontingent. Dieser
Reh-Hegeabschuss kann eine schwache Geiss oder ein schwacher Bock nach
den in den Jagdbetriebsvorschriften festgelegten Kriterien (
Neue Wildschutzgebiete
Weiter legte die Regierung zwei neue Wildschutzgebiete fest. Einerseits betrifft
dies die neue Kernzone des Schweizerischen Nationalparks bei den Lajs da Macun, die
bekanntlich am 1. August 2000 in Kraft gesetzt wird. Dieses Gebiet ist ab diesem Jahr
für die Ausübung aller Jagden gesperrt und darf auch nicht in Jagdausrüstung betreten
werden. Im Gebiet Chasellas bei St. Moritz wurde neu ein Hochjagd-Asyl ausgeschieden.
Gremium: Regierung
Quelle: dt Jagd- und Fischereiinspektorat Graubünden