(Medientext zum Tag des Waldes vom 21. März)
Ohne eine nachhaltige Bewirtschaftung des Bergwalds wäre auch der
Tourismus in den Bergen von Naturgefahren bedroht. Die Forstdienste von
Kanton und Gemeinden schaffen die notwendigen Voraussetzungen, um Leben,
Siedlungen und Verkehrsachsen zu sichern.
Die Vereinigten Nationen haben das Jahr 2002 zum "Jahr der Berge""
und zum "Jahr des Öko-Tourismus" erklärt. Beide Themen stehen bei der
Nutzung der Gebirgslandschaft in einem engen Zusammenhang. Der Bergwald
bildet einen wichtigen Bestandteil dieser Gebirgslandschaft. Seit über
zwölf Jahren informiert die schweizerische Trägerschaft des
Internationalen Tages des Waldes (ITW) jeweils am 21. März über die
vielfältigen Leistungen des Waldes. Dabei spielt auch die nachhaltige
Nutzung der natürlichen Ressource Wald eine wichtige Rolle. Die
nachhaltige Nutzung des Gebirgswalds bedeutet Sicherheit für die
Menschen, welche dort leben und arbeiten, aber auch für die, welche
täglich unsere Strassen, Autobahnen und Bahnlinien befahren. Alle
Nutzniessenden dieser Gebirgslandschaft müssen sich bewusst sein, dass
dies nicht selbstverständlich ist, sondern dass diese Nutzbarkeit und
Schönheit nur durch das eigene Dazutun erhalten werden kann.
Blick zurück in die Anfänge des Bündner Forstdienstes
Im Sommer 1834 waren weite Teile Graubündens durch Hochwasser
regelrecht verwüstet worden. Der Wald war damals nicht mehr in der Lage,
seine schutz- und wasserspeichernden Aufgaben zu erfüllen. Mit der
einsetzenden Industrialisierung hatte die Nachfrage nach Brennholz
drastisch zugenommen. Immens waren deshalb die Kahlschlag-Flächen, die
durch rücksichtsloses und unkontrolliertes Abholzen entstanden sind. Der
Grosse Rat beschloss auf Grund dieser Ereignisse, einen "im Forstfach
kundigen Beamten" einzusetzen. 1837 übernahm Johann Bohl seine Arbeit
als erster Kantons-Forstinspektor Graubündens. Mit dem Aufbau eines
kantonalen Forstdienstes sollte dem Waldschutz und der Waldpflege
vermehrt Beachtung geschenkt werden.
In den vergangenen 165 Jahren konnte sich der Bergwald in Graubünden
von seinen Wunden gut erholen. Die Rolle des Waldes als natürlicher
Schutzschild gegen Naturgefahren wie Lawinen, Steinschlag oder Rüfen
konnte zu Gunsten von Siedlungen, Verbindungsstrassen und Transitachsen
nachhaltig verbessert werden.
Der Wald unter Bewährung
Die beiden Winter der Jahre 1950/51 und 1998/99 sind bezüglich
Schneemengen und Lawinensituation vergleichbar. Der Winter 1950/51 ist
vielen noch als schrecklicher Lawinenwinter in Erinnerung. Damals
forderten die tragischen Ereignisse in bewohnten Gebieten und auf
Verkehrswegen in Graubünden 54 Menschenleben. Hingegen war im Winter
1998/99 "nur noch" ein Menschenleben auf der Strasse zu beklagen.
Zu dieser wesentlich verbesserten Sicherheit in den Tälern und
Dörfern hat bestimmt die gezielte und regelmässige Pflege des
Schutzwalds beigetragen. Dank eines weitverzweigten und gut
organisierten kantonalen und kommunalen Forstdienstes kann diese
nachhaltige Waldpflege sichergestellt werden. Hinzu kommt die
kontinuierliche und den neusten Erkenntnissen angepasste
Verbauungstätigkeit. Seit Mitte des vergangenen Jahrhunderts wurden
neben der Pflege des natürlichen Schutzwalds in den gefährdeten Gebieten
zusätzliche Aufforstungen realisiert und Verbauungen gegen Lawinen und
Steinschlag erstellt. In den vergangenen 50 Jahren hat der Bündner
Forstdienst in Aufforstungen und Schutzbauten mehr als 700 Millionen
Franken investiert.
Ohne Wald kein Tourismus
Der Wald entwickelt sich dank seiner landschaftsgestaltenden Kulisse
immer mehr zum beliebten Erholungsraum für Einheimische und Touristen.
Sei es im lebhaften Mischwald im Churer Rheintal, in einem leuchtenden
Lärchenweidwald im Engadin oder in einer schmucken Kastanienselva in den
Bündner Südtälern, überall fühlen sich Einheimische und Touristen
gleichermassen wohl. Ein abwechslungsreiches Waldbild ist ein wichtiger
Beitrag zur touristischen Attraktivität und Vielfalt. Ein Bergkanton wie
Graubünden, bei dem der Tourismus zu den wichtigsten Einnahmequellen
zählt, könnte ohne einen ökologisch intakten und nachhaltig
bewirtschafteten Wald kaum überleben. Aus dieser Einsicht heraus sind
zunehmend sanfte oder ökotouristische Entwicklungen zu beobachten; ein
Tourismus, der die vorhandenen natürlichen Ressourcen im Einklang mit
der Natur nachhaltig nutzt. "Nachhaltig" bedeutet ein Nehmen und Geben
im Gleichgewicht, so dass die Waldnutzenden ihren Nachkommen so viel
Erholungsraum und -qualität übrig lassen, wie sie heute selbst zur
Verfügung haben.
Anlässe im Jahr der Berge
Zum Jahr der Berge wird das Amt für Wald im Verlauf des Jahres
verschiedene Aktivitäten durchführen. Anlässlich verschiedener
Veranstaltungen soll über die Bedeutung des Bergwaldes informiert und
diskutiert wird. Geplant sind u.a.:
- Von der Alp Grüm nach Poschiavo, Eröffnung des Lernpfads
Naturgefahren am 25. Oktober, und
- im Rahmen der Jahrestagung der Schweiz. Akademie der
Naturwissenschaften (SANW) wird am 21. September eine Exkursion durch
den Steinschlagwald bei Davos durchgeführt.
Zu den Anlässen folgen separate Einladungen.
Gremium: Amt für Wald Graubünden
Quelle: dt Amt für Wald Graubünden