Die Wintersmoglage im vergangenen Winter mit dem aussergewöhnlich
hohen Feinstaubgehalt der Luft hat deutlich gemacht, dass bedeutende
Anstrengungen zur Reduktion der Luftschadstoffe nötig sind. Die Kantone
haben für kommende Wintersmogphasen Interventionspläne erstellt. Diese
sehen vor, über die Kantonsgrenzen hinweg koordiniert temporäre
Massnahmen zu ergreifen. Damit sollen die Symptome der Luftverschmutzung
gelindert und ein weiterer Anstieg der Schadstoffe gebremst werden. Doch
eine nachhaltige Lösung des Feinstaubproblems muss bei dauerhaft
wirksamen Massnahmen ansetzen. Das kantonale Gesamtkonzept zur
Verbesserung der Luftqualität (Massnahmenplan) wurde vom Amt für Natur
und Umwelt überarbeitet und wird jetzt in Vernehmlassung geschickt.
Damit im privaten Alltag wichtige Massnahmen zur Reduktion des
Feinstaubes getroffen werden können, stellen die Behörden die nötigen
Informationen zur Verfügung.
Massnahmenplan Lufthygiene aktualisiert
Die Verbesserung der Luftqualität gelingt nur, wenn alle
Entscheidungsträger bei Bund, Kantonen Gemeinden und Private ihr
Möglichstes dazu beitragen. Eine wichtige Grundlage sind die direkt
anwendbaren Emissionsvorschriften in der Luftreinhalte-Verordnung (LRV)
für Feuerungsanlagen und Industrie/Gewerbe. Der Massnahmenplan
Lufthygiene enthält die Zusammenstellung der kantonalen Massnahmen zur
Verbesserung der Luftqualität, die zwischen verschiedenen Behörden
koordiniert oder gegenüber der LRV konkretisiert werden müssen. Zu
diesem Instrument wurde wieder eine Fortschrittskontrolle vorgenommen.
Wegen der neuesten Erkenntnisse beim Feinstaub wurden mögliche neue
Massnahmen integriert. Eine formelle Inkraftsetzung des aktualisierten
Massnahmeplans Lufthygiene erfolgt nach abgeschlossener Vernehmlassung
bei den Departementen.
Über die Kantonsgrenzen koordinierte Intervention bei Wintersmog
Während stabilen Hochdrucklagen im Winter können sich grossräumige
Kaltluftseen mit hoher Schadstoffbelastung vom Mittelland her ins
Rheintal und Domleschg ausbreiten. Im Süden ist das Misox etwa bis
Soazza von grossräumigen Kaltluftseen betroffen. Der Kanton Graubünden
wird das von der Bau-, Planungs- und Umweltdirektorenkonferenz (BPUK)
erarbeitete Vorgehen umsetzen. Dieses sieht bei Wintersmog eine über die
Kantonsgrenzen koordinierte Intervention vor. Die zeitlich befristeten
Massnahmen, die ab dem doppelten des Tagesgrenzwertes vorgesehen sind,
umfassen Tempo 80 auf der Autobahn A13 unterhalb von Thusis
beziehungsweise Soazza. Für offene Feuer und Holz-Zweitfeuerungen gilt
ein Verbot beziehungsweise ein dringender Appell zur
Betriebseinstellung. Je nach Situation werden Höhenlagen, die vom
Wintersmog nicht betroffen sind, von den Massnahmen ausgenommen. Das
Interventionskonzept dient dazu, einen weiteren Anstieg der Belastung zu
bremsen und Symptome zu lindern. Das Problem kann damit aber nicht
gelöst werden.
Immer mehr Linienbusse und Postautos im Kanton fahren mit
Russpartikelfiltern
Eine weitere Massnahme gegen den Feinstaub sind Russpartikelfilter.
PostAuto Region Graubünden nahm im Jahr 2005 8 neue Fahrzeuge mit
Partikelfiltern in Betrieb. Im Jahr 2006 wurden weitere 12 Neufahrzeuge
mit Partikelfilter beschafft und gleichzeitig wurden bei 18 bestehenden
Postautos Partikelfilter-Nachrüstungen vorgenommen. Zurzeit sind mit
Schwergewicht auf die Zentren respektive die regionalen
PostAuto-Stützpunkte (Chur, Davos, St. Moritz, Thusis und Scuol)
Fahrzeuge mit Partikelfilter im täglichen Einsatz. Es ist vorgesehen,
dass mit Ausnahme von Reservefahrzeugen bis im Jahr 2011 alle Busse des
öffentlichen Verkehrs in Graubünden durch laufenden Fahrzeugersatz auf
Partikelfilter umgestellt sein werden.
Die einmaligen Zusatzkosten für einen Partikelfilter betragen
zurzeit ca. 18'000 Franken pro Bus. Diese Kosten werden vom Kanton als
Besteller des Busangebotes finanziert. Damit das Umrüstungsprogramm
zeitgerecht umgesetzt werden kann, müssen die entsprechenden
Budgetpositionen beim Kanton auch in den kommenden Jahren zur Verfügung
stehen. Sorgen macht dem öffentlichen Verkehr die vom Bundesrat
vorgesehene Kürzung der Treibstoffzollrückerstattung für Fahrzeuge ohne
Partikelfilter.
Partikelabscheider bei Holzfeuerungen sind wirksam
Für die Luftqualität im Kanton Graubünden ist es von grosser
Bedeutung, dass Holzfeuerungen so abgasarm wie möglich betrieben werden.
Das Amt für Natur und Umwelt hat deshalb als Pilotversuch vor knapp
einem Jahr bei 5 möglichst unterschiedlichen privaten Feuerungsanlagen
neu entwickelte Partikelabscheider installiert, um die
Alltagstauglichkeit und Wirksamkeit solcher Partikelabscheider zu
erhärten. Die bisherigen Ergebnisse zeigen, dass der Feinstaub aus allen
Arten von Holzfeuerungen um gut die Hälfte reduziert werden kann.
Gerade beim Feinstaub finden bedeutende Emissionen im privaten
Bereich statt, wo keine Vorschriften bestehen. In Cheminées wird vor
allem beim Anfeuern oft unnötig viel Feinstaub produziert. Mit einer
optimierten Anfeuerungsmethode (vgl. Merkblatt) können alle
Cheminéebetreiber auch kurzfristig viel gegen den Feinstaub beitragen.
Auch Motorgeräte wie Rasenmäher oder Motorsägen, die mit normalem
Benzin betrieben werden, produzieren viel giftiges Benzol und
Vorläuferschadstoffe von Feinstaub. Im Misox ist die Vegetationszeit
wegen der guten klimatischen Bedingungen besonders lang. Die
Einsatzzeiten für Motorgeräte im Garten und auf Feldern sind daher im
Misox entsprechend gross. Ein Flyer, der auf die Problematik
sensibilisiert und Bezugsquellen für Gerätebenzin in der Region nennt,
wurde deshalb für das Misox erstellt.
Zu viel Feinstaub vor allem Rheintal und in den Südtälern
Im Kanton Graubünden wird der Grenzwert für das Jahresmittel von
Feinstaub an vier von sieben Messstationen überschritten. Die Messwerte
der drei mit kontinuierlichen Feinstaub-Messgeräten ausgerüsteten
Stationen werden stündlich aktualisiert und können über www.gr-luft.ch
abgefragt werden. Feinstaub umfasst Staubpartikel verschiedenster
Herkunft und Gefährlichkeit. Zu den für die Gesundheit gefährlichsten
Feinstaubteilchen gehört der Russ aus Dieselmotoren. Gegen den
Dieselruss und gegen den Feinstaub Holzfeuerungen sind technische
Massnahmen verfügbar.
Gremium: Erziehungs-, Kultur- und Umweltschutzdepartement
Quelle: dt Amt für Natur und Umwelt