Die geplante Bahnverbindung Engadin - Vinschgau verbindet zwei bedeutende Wirtschafts- und Kulturräume, das Schweizerische Mittelland (Zürich, Gotthardbahn) mit Venedig/Oberitalien (Bozen, Brennerbahn) sowie Graubünden mit dem Südtirol, schliesst eine bisherige Lücke und integriert das bündnerische in das europäische Eisenbahnnetz.
Nachdem die Machbarkeit des Vorhabens im Rahmen eines Interreg-III-Projektes im Jahr 2006 ausgewiesen wurde, steht seit einiger Zeit die Weiterbearbeitung des Projektes an.
Das am 26. Mai 2009 gegründete „Internationale Aktionskomitee AK Bahnverbindung Engadin – Vinschgau“ fördert die Planung und die grenzüberschreitende Zusammenarbeit.
Das Komitee befasst sich gegenwärtig mit einem Folgeprojekt INTERREG-IV, welches vom zuständigen Verkehrsdepartement der Autonomen Provinz Bozen/Südtirol und vom Regionalverband Engiadina Bassa – Val Müstair Ende Oktober 2009 der zuständigen Interreg-Behörde in Mailand zur Projekt-Finanzierung eingereicht wurde. Das Verfahren ist im Gange; der Entscheid ist im März 2010 zu erwarten. Das Interreg-IV-Projekt befasst sich im Wesentlichen mit der Variantenevaluation und dem Linienführungsentscheid, der Aufbereitung der noch fehlenden Grundlagen und Vorgaben für die weitere Planung und Projektierung sowie mit der Ausarbeitung des Vorprojektes.
Die Bündner Regionen im Einzugsbereich der Vereinalinie (Engiadina Bassa, Val Müstair, Oberengadin, Prättigau, Davos, Nordbünden), die Südtiroler Bezirksgemeinschaften im Einzugsbereich der Vinschgauerbahn und die autonome Provinz Bozen/Südtirol unterstützen das Vorhaben.
Das Aktionskomitee hat mit einer Eingabe vom 18. August 2009 die Bündner Regierung um Unterstützung des Projektes ersucht und gleichzeitig den Antrag gestellt, das Projekt Bahnverbindung Engadin – Vinschgau im Kantonalen Richtplan auf Stufe Zwischenergebnis aufzunehmen und sich für die Aufnahme des Projektes im Sachplan Verkehr des Bundes einzusetzen. Diese beiden Anträge wurden im Januar 2010, in Verbindung mit dem eingeleiteten Anhörungsverfahren des Bundes zum Sachplan Verkehr, Teil Infrastruktur Schiene, nochmals erneuert. Es ist für die weitere Planung und Projektierung der Bahnverbindung und für die Koordination mit dem benachbarten Ausland nötig und unabdingbar, rechtzeitig diese Voraussetzungen im Sachplan Verkehr des Bundes und im Kantonalen Richtplan zu schaffen.
Die Finanzierung präsentiert sich gemäss Projekteingabe wie folgt:
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Betrag in CHF |
Betrag in Euro |
Totalbetrag |
1‘840‘000.- |
1‘150‘000.- |
Land
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Italien (Südtirol); Cash |
720‘000.- |
450‘000.- |
Schweiz
Aufgeteilt in
Bund; Cash
Kanton GR; Cash *)
Eigenleistungen (Personalkosten, etc.)
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1‘120‘000.-
120‘000.-
900‘000.-
100‘000.-
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700‘000.-
75‘000.-
562‘500.-
62‘500.-
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Die grössere Die grössere Beitragsleistung seitens der Schweiz (gesamthaft CHF 1'120'000.- bzw. 700'000.- Euro) wird damit begründet, dass die aufwendige Variantenevaluation mit dem Linienführungsentscheid vorwiegend auf Bündner Territorium nötig ist und vor allem bündnerische Interessen berührt würden.
Der Grosse Rat hat im Juni 2006 gesamthaft einen Kredit von 10 Mio. Franken für die Planung von neuen und innovativen Verkehrsverbindungen in unserem Kanton beschlossen und 2007 mit dem Gesetz über die Förderung der wirtschaftlichen Entwicklung (GWE) in Graubünden die gesetzliche Grundlage für entsprechende Beitragsleistungen geschaffen. Das vorliegende Projekt entspricht in exemplarischer Weise den darin vorgegebenen Kriterien; einem Projektbeitrag aus diesem Planungsfonds steht deshalb nichts entgegen.
Das Vorprojekt soll in enger Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden und mit den betroffenen Bahnunternehmungen (Rhätische Bahn; Vinschgauerbahn) ausgearbeitet werden.
Die Unterstützung des INTERREG-IV-Projektes Bahnverbindung Engadin - Vinschgau durch die Bündner Regierung ist zusammenfassend über die folgenden Massnahmen angezeigt:
• Leistung des beantragten Projektbeitrages zulasten des 10-Mio-Kredites;
• Anpassung des Kantonalen Richtplanes (Stufe Zwischenergebnis);
• Berücksichtigung im Sachplan Verkehr des Bundes (Stufe Zwischenergebnis);
• Zusammenarbeit mit dem Land Südtirol und mit Italien bei der Projektvorbereitung;
• Zusammenarbeit und Unterstützung innerhalb der Ostschweizer Regierungen;
• Vorabsprache des Projektes mit dem Bund.
Das Projekt Bahnverbindung Engadin – Vinschgau soll weiterbearbeitet werden und 2012 in die anstehende Gesamtübersicht und das Verkehrskonzept des Kantons einbezogen werden. Dies ist beim vorliegenden Bahnprojekt von internationaler Bedeutung nötig und gerechtfertigt und bildet kein Präjudiz für andere Projekte von regionaler Bedeutung.
Die Regierung wird eingeladen, das INTERREG-IV-Projekt Bahnverbindung Engadin – Vinschgau im beauftragten Ausmass finanziell zu unterstützen und sich in Italien und beim Bund aktiv für das Projekt einzusetzen.
Chur, 16. Februar 2010
Fallet, Parolini, Hartmann (Champfèr), Arquint, Bezzola (Samedan), Bezzola (Zernez), Blumenthal, Brandenburger, Cahannes Renggli, Campell, Casutt, Cavigelli, Christoffel-Casty, Conrad, Dermont, Fasani, Federspiel, Felix, Florin-Caluori, Geisseler, Giovanoli, Hardegger, Jeker, Kleis-Kümin, Koch, Kollegger, Leopfe, Märchy-Michel, Mengotti, Michel, Montalta, Niederer, Nigg, Noi-Togni, Peer, Pfister, Portner, Quinter, Rizzi, Sax, Tscholl, Vetsch (Klosters Dorf), Zanetti, Candinas (Disentis/Mustér), Cattaneo, Gunzinger, Mainetti