Seit der Ersteigerung des Areals der Grosssägerei in Domat/Ems durch die Firma Pfeifer im September 2011 sind keine seitens der Öffentlichkeit erkennbaren Schritte in Richtung Wiederinbetriebnahme der Sägerei erfolgt. In den Medien liess die Firma Pfeifer wiederholt bestätigen, dass am Standort Domat/Ems grosses Interesse bestehe und dass die Rahmenbedingungen für den Betrieb einer Grosssägerei – insbesondere die Versorgung mit Rundholz – grundsätzlich passen würden. Die Regierung hat die Übernahme des Areals durch die Firma Pfeifer im Grundsatz mehrfach begrüsst. Dennoch herrscht heute über den Kreis der Waldeigentümer und der Waldbranche hinaus Unklarheit darüber, ob am Standort Domat/Ems je wieder einmal Rundholz eingesägt wird.
Der Eindruck der Unsicherheit wird seit Neuem dadurch bestärkt, dass sich das Konkursamt Imboden und die Firmen Klausner und Pfeifer gemäss Zeitungsberichten in einem Rechtsstreit vor Kantonsgericht befinden. Offenbar will die Firma Klausner, welche die Sägereianlagen im Konkursverfahren von Mayr Melnhof erworben hat und sie abbauen muss, ihrer Verpflichtung nicht nachkommen.
In diesem Zusammenhang stellen sich folgende Fragen:
1. Wie beurteilt die Regierung die Aussichten auf eine Wiederinbetriebnahme der Sägerei in Domat/Ems?
2. Wie beurteilt die Regierung den Eindruck in der Öffentlichkeit, dass die Firma Pfeifer seit der Ersteigerung des Areals im September 2011 für eine Betriebsaufnahme in Domat/Ems bis heute keine erkennbaren Anstrengungen unternommen hat?
3. Was hat der Kanton zugunsten der Firma Pfeifer unternommen und ist er künftig zu unternehmen bereit, namentlich hinsichtlich Rundholzbeschaffung und Wirtschaftsförderung?
4. Welche Auswirkungen hat eine allfällige längere Verzögerung bis zu einer Wiederinbetriebnahme des Sägewerkes in Domat/Ems auf die Bündner Forstwirtschaft und den Bündner Wald?
Chur, 18. April 2012
Jaag, Barandun, Joos, Baselgia-Brunner, Blumenthal, Brandenburger, Caluori, Casanova-Maron, Casutt, Casutt-Derungs, Cavegn, Conrad, Fallet, Frigg-Walt, Gartmann-Albin, Jenny, Kasper, Koch (Tamins), Komminoth-Elmer, Lorez-Meuli, Märchy-Caduff, Meyer-Grass, Michael (Castasegna), Michel (Davos Monstein), Montalta, Müller, Nigg, Niggli-Mathis (Grüsch), Noi-Togni, Papa, Parolini, Parpan, Pedrini, Peyer, Pfenninger, Pult, Sax, Stiffler (Davos Platz), Thöny, Trepp, Valär, Vetsch (Klosters Dorf), Wieland, Audétat, Buchli (Felsberg), Degonda, Deplazes, Fravi, Michel (Igis), Monigatti
Antwort der Regierung
Seit der Ersteigerung der Grosssägerei in Domat/Ems durch die Firma Pfeifer im September 2011 sind in der Tat in der Öffentlichkeit keine konkreten Schritte zur Wiederinbetriebnahme des Werks erkennbar. Die Firma Pfeifer hat mehrfach betont, dass sie die Wiederinbetriebnahme als grosse Herausforderung erachte. Dies erfordere gründliche Abklärungen, bevor die Öffentlichkeit mit Informationen über die konkreten Absichten bedient werden könne. Weiter hat Pfeifer darauf hingewiesen , dass die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen auf dem internationalen Holzmarkt zurzeit für Investitionen in ein Sägewerk mit grossen Unsicherheiten verbunden seien. Offensichtlich konnte zudem der vorgesehene Rückbau der bestehenden Anlagen noch nicht vollzogen werden.
Zu Frage 1: Die Aussichten auf eine Wiederinbetriebnahme kann nur die Unternehmung selbst beurteilen. Sie entscheidet, mit welchem Konzept sie das Werk wieder betreiben will - und das wiederum ist entscheidend für die Versorgung mit dem erforderlichen Rundholz. Erfahrungsgemäss ist der Preis des Rohstoffes für das Sägewerk abhängig von den Entwicklungen auf dem internationalen Holzmarkt. Ausschlaggebend wird aber auch das erneute Bekenntnis der Waldeigentümer zum Sägewerk sein. Wie die Firma Pfeifer gegenüber den Medien dargelegt hat, genügen rund 200'000 m³ Rundholz aus den Bündner Wäldern nicht, um die Versorgung des Sägewerks sicherzustellen. Vielmehr müssen die Betreiber des Sägewerks zusätzlich noch mindestens 100'000 m³, vorzugsweise aus der Ostschweiz, beschaffen.
Zu Frage 2: Der Eindruck trügt, dass die Firma Pfeifer keine konkreten Schritte zur Wiederinbetriebnahme der Sägerei unternommen habe. Bei verschiedenen Kontakten mit der Firma Pfeifer konnten Vertreter des Kantons und der Waldwirtschaft feststellen, dass hinter den Kulissen intensiv gearbeitet wird. Wie bekannt gegeben wurde, haben bereits auch Gespräche zwischen der Holzmarktkommission Graubünden (HOMAKO) und Vertretern der Ostschweizer Waldeigentümer zum Thema Rundholzpotential und Rundholzversorgung stattgefunden. Auch wurde bekannt, dass die Firma Pfeifer derzeit ihre Absatzmärkte intensiv untersucht.
Zu Frage 3: Hinsichtlich Rundholzbeschaffung bzw. -mobilisierung hat der Kanton bereits einiges unternommen, um diese zugunsten eines Grosssägewerks zu verbessern und zu optimieren. Erkenntnisse aus dem Projekt "Rundholzmarkt Graubünden" in Verbindung mit den effektiven Holznutzungen haben gezeigt, dass die eingeschlagene Stossrichtung zur Verbesserung der Rahmenbedingungen richtig ist. So soll auch die HOMAKO, welche sich bereits in der Phase Egger bewährt hat, weiterhin durch den Kanton unterstützt werden. Weitere konkrete Massnahmen auf Stufe Kanton können erst in Betracht gezogen werden, wenn das Konzept der Firma Pfeifer bekannt ist.
Zu Frage 4: Die Situation dürfte dazu führen, dass die Holzpreise auf dem aktuell tiefen Niveau stagnieren. Das Sägewerk in Domat/Ems hatte eine preisstützende Wirkung, die direkt den Waldeigentümern zu Gute kam. Die Waldeigentümer (rund 85% der Waldfläche gehören den Bündner Gemeinden) müssen bereits heute neue Absatzkanäle erschliessen. Sie äussern sich schon zufrieden, wenn ihr Holz zu tragbaren Preisen abgenommen wird. Unter solchen Umständen ist zu befürchten, dass die Nutzungen deutlich zurückgehen werden. Wo Holzschläge zur Pflege des Schutzwaldes notwendig sind, muss die öffentliche Hand zusätzliche finanzielle Beiträge leisten, damit die Restkosten der Waldeigentümer das zumutbare Mass nicht übersteigen. Weitere Verzögerungen könnten schliesslich dazu führen, dass sich die Stimmung bei den Waldeigentümern zugunsten der Firma Pfeifer verschlechtert. Dies dürfte wiederum Auswirkung auf die Lieferbereitschaft und den Abschluss von Langfristverträgen haben.
29. Juni 2012